Was ist neu

Serie Uffweiler

Mitglied
Beitritt
25.08.2007
Beiträge
64
Zuletzt bearbeitet:

Uffweiler

De laue Bries zagt uffweil innere mähn un blow de all. Uffweiler glittet in sworige heh, swinget un schwebet in free bahn orten un de nass ga swapp in krusele ola, valoope un sickere in hellig reppende Kiesl. De Sün glei smare. Glei mür da seul, glei wegge temp un huse, glei uff zage de mennige do.
„Zaga?“, frufloten tren de ma, dan hol fru magdala uffweilen eden nitte. Se lure un nass go übbere wanga lopen zarg fermuten Uetzküblü indor gruf. Zwei Engel saßen darinnen, fuss un kopfalow Uetzküblüs weiler un fregget:
„fru, no zaga?”
„Uetzküblü uffweil?”, fru magdala unfastow. – Uetzküblü uff weil brabbel:
“fru uff magdala!” un magdala weil uff:
“Rabbuni!”. - Uetzküblü doa:
“Tatsch nidde Uetz Uff weil fada!”
“Go uff weil brudere: Uffweil gmei fada, dei fada, gmei Uff, dei Uff.”
Fru Magdala kum brüdere un segget:
“Uetzküblü schregge un zagami so!”

 

Moikka Joasch,

es ist ja hochinteressant, was diese Sprache so beim Lesen im Kopf anstellt ... auf jeden Fall haben Deine Texte einen extrem hohen Suchtfaktor!

Eine sehr ruhige Stimmung hier, weniger archaisch, ganz selbstverständlich, zeitlos. Die atemlose Aggression ist zurückgenommen; der Stil ein bißchen anders, schon auf halbem Weg zur Mundart. Es funktioniert tatsächlich auch in Dialogen - aus rein persönlichem Geschmack genieße ich die lyrischen Anteile am meisten:

Glei mür da seul, glei wegge temp un huse, glei uff zage de mennige do.
Liegt sicher an meiner Vorliebe für stabreimähnliche Konstruktionen ...

Die

Zwei Engel saßen darinnen,
als Hervorhebung ist eine sehr gute Lösung, den hochsprachlichen Teil einzubauen - außerdem natürlich eine hübsche Anknüpfung an den Engel, der im ersten Teil die Wache hielt.

Spannend, spannend, :) und wieder gern gelesen!

Sonnige Grüße aus dem regnerischen Norden,
Katla

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Katja!

Danke für Deine Resonance. Ich mag den Titel der Geschichte kurz erklären. Eine kurze Anekdote:

Das Uffweiler geht auf eine Kindheitserfahrung zurück. Ich selbst erfand und sprach dieses Wort einmal als ich, vielleicht zweijährig, von meinen Eltern während eines herrlichen Sommerabends auf die Fensterbank unseres Hauses im zweiten Stock gesetzt wurde. Ich hatte den Drang dazu und verlangte es. Meine Mutter hielt mich fest in ihrem Arm, während mein Vater daneben stand und wir sahen gemeinsam in unseren Garten. Wie kleine Kinder halt so sind, wollen sie alles beobachten. Plötzlich realisierte ich die Höhe meines Aufenthaltes (mindestens drei Meter über dem Erdboden und für Kleinkinder lebensgefährlich.) Im Arm meiner Mutter muß ich mich sehr sicher gefühlt haben. Ich freute mich und sah plötzlich Vögel in der Luft fliegen, auf deren Höhe ich mich befand. Ich soll sofort reagiert haben, wies meine Mutter auf sie hin und sprach das Wort: Uffweiler.

Es ist typisch für Kleinkinder, eine eigene, ihre Sprache, zu sprechen. Und eben so typisch ist es, daß gerade Mütter gleich verstehen, was das Kind meint und auch ich wurde sofort berichtigt: Vögel!, sprach meine Mutter. Sie hielt dieses Wort Uffweiler aber ein leben lang in mir lebendig, weil sie oft in Erzählungen an diese kleine Annekdote erinnerte.

Ich habe erst als erwachsener Mensch über diese Wortschöpfung nachgedacht. Ich fragte mich, warum ich dieses Silben Uff und Weiler von mir aus empfand und sprach und damit Vögel meinte. Interessant finde ich auch diese urdeutschen Silben. Das Wort Weiler findet sich in zahlreichen hochdeutschen Wörtern wieder, in Ortsnahmen ebenso. Eine "Weile" steckt in diesem Wort. Im englischen gibt es das Wort "while". - Ich kann es nicht erklären, aber ich halte es für ein Wunder. Ich mochte es der Anekdote wegen in diesem kurzen Text verewigen.

Interessant finde ich auch das Verhalten meiner Eltern. Sie probten mit mir die Gefahr. Die Kommunikation zwischen uns verlief hauptsich interaktiv. Die Absicht meiner Eltern war eine Erzieherische. Sie wollten meine Neugierde stillen, damit ich nicht von ihnen unbeobachtet in jenem Alter meines Lebens allein auf die Fensterbank klettere. Sie übten mit mir die Lebensgefährlichkeit meines Verlangens ein und üpten ein weiteres, sehr wichtes deutsches Wort ein: "Nein! Hier mußt Du nicht allein hinaufklettern" Ich spürte die reine Todesgefahr. Dieses mit großem Erfolg. Niemals geschah mir in dieser Hinsicht etwas. Das Ur-Vertrauen zwischen Eltern und Kind bewies sich sehr einducksvoll. - Nun, Uff- Weiler!

Die Geschichte hier lehnt übrigens an ein Kapitel aus dem Johannis-Evangelium an. Es heißt: Maria aus Magdala. Ich vergreife mich ganz gerne in diesem Zusammenhang an biblischen Geschichten, weil sie vielen Menschen sehr bekannt sind und ein Vergleich sowie ein Verständnis vielleicht einfacher wird.

Uff! Hinauf mit uns (zur Himmelfahrt) und unseren Experimenten. Sie führen zu tollen Kommunikationen. Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende, Katja und natürlich besseres Wetter. Grüße von hier nach Finnland!

joasch

 

Da bin ich doch noch mal hängengeblieben,

joasch.

In dieser Fortsetzung fällt mir auf, dass "fru" gelegentlich zu Satzbeginn klein geschrieben wird ... Da wird wohl keine Gleichstellungsbeauftragte vorbeischaun ...

Später mehr hierzu!

Tschüss

friedel

 

Hallo Friedl!

Du hebst in Deinem Kommentar mein Synonym so hervor. Es paßt irgendwie zum Thema; irgendwie biblisch. Nun denn. Man ruft mich übrigens Jochen in meinem alltäglichen Leben. Nur diesen Vornamen als Synonym in Internetforen zu gebrauchen, war mir irgendwie zu einfach. Egal.

Ja, ich hätte geplärrt, wäre es geschehen. Also ich meine ein Vorbeischauen einer Gleichstellungsbeauftragten. Ich finde so etwas Stalinistisch, militant und bedrohlich. Ich glaube, in meinem Kommentar an Katja habe ich die Situation beschrieben, in einer Weile, (ich spreche jetzt plötzlich dieses Wort ganz unbewußt, es glitt mir über die Lippen, ich lasse es so stehen.) also in einer Weile in der ein Elternpaar ihr schutzbedürftiges Kind sehr gut beaufsichtigt und erzieht. Es bedarf keiner behördlichen Unterstützung. Wäre sie anwesend gewesen, käme es vielleicht zum Kindesentzug sogar, weil man das Verhalten meiner Eltern für unverantwortlich gehalten hätte. Es wäre nicht auszuschließen. Nun, ich wäre sicherlich sehr unglücklich geworden. Rollen und Rollenmuster sind bei niemandem in diesem Dreiecksverhältnis (Eltern - Kind) zuzuweisen und einzuüben, weil alle intuitiv und selbstbestimmt ihren freien Willen erfüllten. Mit anderen Geschwistern wäre ich ganz natürlich gleichgestellt. (Ich mag mich nicht an die neue deutsche Rechtschreibung halten, die es mir mehr als erlaubt, die es mir plötzlich vorschreiben mag, gleich gestellt aus einander zu schreiben.) Das gleiche, sind z. B. zwei Gegenstände (Computer) von selber Marke und identischem Aussehen. Das selbe ist ein Computer, von mir z. B. zu Dir getragen und nun dort aufzufinden. Dann handelt es sich um einen und den selben, den man betrachtet. Aber Du kennst die Unterscheidung, ich weiß es. Ich kenne keine Kinder, die ihre Mutter höher stellen als ihren Vater und umgekehrt, es sei denn sie heucheln es wutverleitet.

Aber Dein Kommentar war sicherlich nicht so ernst gemeint, daß er mich zu Vorträgen verleiten sollte. Ja, zwei kurze Geschichte habe ich ja nun in gewisser Laut-Phonie niedergeschrieben. Nach mehrmaligem Lesen verstehe ich die Geschichte sogar, so wie ich es wollte. In beiden Fällen sollten die lautmalerischen Verzerrungen noch eindrucksvoller niedergeschrieben werden, noch viel mehr abstrakter, unverwechselbarer, als es mir nach eigener Einschätzung gelang. - Irgend etwas fehlt mir.

Nun, vielleicht fällt Dir noch etwas ein. Vielleicht auch mir. Eigentlich setzt sich die Sory noch fort. Ich werde mich bemühen glaube ich. Bis dahin

Grüße von joasch

 

Hallo Joasch,

Ich fühle mich beim Lesen dieser Texte wie beim Erlernen einer Sprache und das macht Spass.

Fast noch mehr als der Text beeindruckte mich hier jedoch die Entstehungsgeschichte von "Uffweiler" und wie sie in Deiner Erinnerung verweilte.

Gibts eine Geschichte zu Uetzküblü? Das Wort finde ich phantastisch.

Liebe Grüsse

Elisabeth

 

Hallo Elisabeth!

Ja, die gibt es. Eine Geschichte über die Ützküblü. Aber sie benötigt Zeit. Ich mag sie aber erzählen. Warte ein zwei Tage.

Grüße von joasch

 
Zuletzt bearbeitet:

Hintergrundgeschichten

Lieber Joasch,


die Geschichte hinter Uffweiler ist verrückt und toll - und: Erfahren ist besser als 1000 Worte, und wenn Eltern es schaffen, dies für das Kind ohne Vertrauensverlust hinzubekommen, ist das ein schönes Phänomen in sich! Und jetzt ist auch Dein Kopf frei genug für solche wunderbaren Sprachexperimente.


Auch @Friedrichard: Öh, das muß ich schnell an Euch beide einwerfen, ein kleiner, wahrer Scherz am Rande: Ich war selbst mal 4 Jahre Frauenbeauftragte an der Uni - ein grauenhafter Job in jeder Beziehung! Haha, nein, die kleinen fruwen stören mich mit Sicherheit nicht, giggle. :schiel:

Und ich möchte auch dringend die Geschichte hinter den wachenden Engeln erfahren! Das sind ja schon herrliche Kurzgeschichten in sich!

Schönen Abend aus dem Land des regnerischen Sommers,
herzlichst, Katla

P.S. Runengedicht heißt richtig "runolaulu", warum sich frech das zweite L dort eingeschlichen hatte, weiß ich auch nicht! (unschuldig bin ich wie das Osterlamm im Kochtopf ... )

 

Hallo Katja!

Schön das Du Dich meldest und schön das Du Dich daran freuen kannst. Was die Frauenbeauftragung anbelangt, kann ich in gewisser Hinsicht nachvollziehen, daß es Frauen gibt, die vielleicht in unterdrückenden Verhältnissen großgeworden sind. Dann habe ich verständnis, wenn man sie aufbaut. Frauen haben rechte und Frauen sind, ich mag sogar sagen in gottgewollter Weise gleichberechtigt. Zumeist sind es gewalttätige Männer gewesen oder immer noch, die ihrerseits schlecht oder gar nicht erzogen, einen ungeheuren Matcho entwickeln, mit dem sie Frauen systematisch unterdrücken, verprügeln und sogar gewissenlos töten. Das ist kein Naturgesetz, das ist Sozialisation. Und die läßt sich beeinflussen. So gesehen ist es ganz gut, wenn es Frauenbeauftrage gibt. Gleichberechtigung findet bereits in der Erziehung eines Kindes statt. Ein Kind entscheidet sich für die Gleichberechtigung seiner Eltern, ganz natürlich. So meine ich es, wenn ich jetzt darüber nachdenke. Man sieht es ja auch an Ützküblü. Er nimmt Frauen an, sendet und weist sie und begegnet ihnen in totaler Akzeptanz und Gleichberechtigung.

Nachdenken macht übrigens auf der Homepage spaß, die Du mir kürzlich empfohlen hast. Ich hörte dort Musik. Sie entspannte mich und gefiel mir sehr.

Viele herzliche Grüße von joasch

 

Guten Morgen lieber Joasch,

ja, staatlich verordnete Gleichberechtigung ist auf jeden Fall fehlgeleitet, in der Praxis sinnlos, und wird nur von allen Seiten als Mittel zum eigenen Zweck genutzt. Ich bin ratlos, wie eine Gleichberechtigung besser zu verankern wäre - anderserseits: Kinder werden vor allem von Frauen erzogen, und die stricken lustig mit am Gesellschafts- und Geschlechterbild; vielerorts daher auch an der eigenen Unterdrückung! Daher kann ich Dir bei Deinen Gedanken zum Eltern-Kind-Verhältnis nur zustimmen. Ich sage in anderem Zusammenhang gerne "niemand ist unschuldig", hier paßt es ebenfalls.

Uetzküblü unn sien fruwen (nee, ich kann's einfach nicht!) ... Themen um Religion meide ich eigentlich wie der Teufel das Weihwasser. Daß ich Deine Geschichten so liebe, ist seltsam. Aber kriegerische Engel sind ein wunderbares, sehr archaisches Bild, voller angenehmer Widersprüche. Und vor allem: die Sprache hebt alles auf eine andere Ebene ... Sie befreit die (für mich) starre, einengende Religiösität von ihren Festschreibungen, webt ein poetisch-philosophisches Bild voller Melancholie, Mut und Verzweiflung, und - ja, natürlich auch Gewalttätigkeit. Gewalt ist eine Energie die nicht nur negativ eingesetzt werden kann ... ähnlich der Blasphemie, die Du ansprachst.

Jetzt lese ich mal den neuen Abschnitt, freu.

Heippa hei,
herzlichst, Katla

 

>Du hebst in Deinem Kommentar mein Synonym so hervor. Es paßt irgendwie zum Thema; irgendwie biblisch.<

Hallo Jochen,

dass mit den Pseudonymen ist hier sicherlich eine sinnvolle Sache, wobei ich Idiot wirklich was Pupseinfaches genommen hab ... Na, dass aber Gleichstellungsbeauftragte totalitär wären, überrascht mich, vielleicht versucht die eine oder der andere von einer Behörde schon mal autortär aufzutreten. Da kann's tatsächlich mal zu einem Problem fürs Selbstbewusstsein werden.

Ich schau mal, ob mir noch was einfällt ...

Gruß vom Niederrhein, wo für'n paar Tage ab heute abend das "größte" Volksfest tobt. Was ich solch einen Superlativ hass!

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

Na, ...?

Hallo Friedel! Tanten vom Amt sind nicht immer Gleichstellungsbeauftragte. Außerdem hat sich Bundesdeutsche Gesetzesausführung sehr geändert, so wie ich es vernahm. Man spricht heute offiziell vom "wegsperren" und dergleichen. So gesehen haben Bürger dieses Landes durchaus berechtigte Zweifel, ob sie nicht mit Hunden verwechselt werden. Im Zusammenhang mit Gesetzen in der Jugendführsorge kam es meines Wissens zu Erleichterungen, Kinder aus ihren Familien zu holen, weil man den Eltern die Erziehungsberechtigung entzogen hat. Das hat wohl auch mit den Kinderleichen in deutschen Eistruhen zutun, die die Polizei gelegentlich aufzuspüren hatte. Die Politik reagierte hysterisch. Vielleicht schuf aber auch die Politik überhaupt erst die Bedingungen, die solche Verbrechen begünstigen. Man soll die Schuld aber auch nicht gleich auf andere abschieben. Erinnert mich an die alte DDR, an Zwangsadaptionen staatlicher Seits nach Kindesentzug aus dem Elternhaus. Also nimm das alles gar nicht so leicht.

Gruß, joasch

 

Tu ich auch gar nicht,

Jochen,

selbst wenn's immer wieder mal ironisch daherkommt.

Gruß

Friedel

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom