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Ich bin Brause

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21.02.2005
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Ich bin Brause

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Ich nehme das Telefon. Ich werfe es wieder auf den Tisch. Ich bin aus trockenem Lehm. Ich laufe in die Küche. Ich laufe ins Bad, drehe um. In der U-Bahn sagen sie. Ich werde schnell irgendjemanden anrufen. Ich werde ein Glas Wasser trinken. Ich zerbröckele, meine Hand zerbröckelt, fällt ab. Alle Teile fallen auseinander. Ich kann mich nicht mehr halten. Ich weiß nicht, was in fünf Sekunden sein wird. Ich muss schnell aus der Wohnung raus. Ich nehme die Hose. Ich werfe sie wieder zu Boden. Ich kann sie nicht festhalten. Ich weiß nicht, was in fünf Sekunden ist. Ich nehme das Telefon, schnell das Telefon. Ich lasse es fallen. Ich werde. Schneller, immer schneller. Die Gedanken fallen durcheinander. Die Gedanken arbeiten nicht zusammen. Jemanden anrufen. Sie laufen fort, in viele Richtungen. Ich sinke sehr schnell. Durch zu viele Lecks dringt Wasser. Ich zerfalle, ich zerfalle. Ich laufe zum Fenster. Ich öffne das Fenster. Ich habe es sehr eilig. Ein Glas Wasser. In zu viele Teile. Ich suche das Telefon. Mein Kopf verteilt sich. Fällt auseinander, verteilt. Ein Glas. Ich werde die Teile. Wasser. In fünf Sekunden. Ich verblute sehr schnell. Aus zu vielen Wunden fließt schnell Blut. Ein Rabe krächzt. Ist es vorbei. Zum Schrank, zum Verbandszeug. Nicht wiederfinden. Ich laufe. Ich laufe. Ich bin eine Brausetablette im Wasserglas. Es zerrt mich auseinander. Was ist. Ich verbrenne schnell. Ich löse. Zur Tür. Ich kann mich nicht. Ich muss zum. Ich kann nicht zusammen. Muss. Ich bin. Es qualmt. Aus der Wohnung. Schneller als ich. Zerfalle. Mich auf. Hinausgehen. Mehr zusammenhalten. Arzt. In den Flur. Sich im Raum. In einer Sekunde. Im Wasser. Bleiben. Nichts. Draußen.
Fahrtende. Bitte alles aussteigen.
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Hallo,
irgendwie gefällt mir das, was du geschrieben hast...aber ich habe noch nicht so ganz rausbekommen was hier das Experiment ist.
Anscheinend gibt es hier drei Geschichten: jemand ist in der Bahn, jemand hat sich verletzt und muss jemanden anrufen. Am Ende kommt anscheinend ein Arzt und die dritte Geschichte ist von einer Brause, die sich auflöst bzw. zerbröckelt...

Habe ich das so richtig verstanden? Dann kann ich mich ja ranmachen die verschiedenen Teile zusammenzupuzzeln.

Also wie gesagt, deine Geschichte fasziniert mich :-)
Danke!

 

Hallo und Dank!

Freut mich! So ein Text liest sich ja nicht "einfach so".
Richtig, es ist ein Puzzle, wobei es mehrere Baumöglichkeiten gibt (mehr aber jetzt nicht dazu von meiner Seite).

tinte

 

Ein irrer Text. Ich denke an jemand, der 'dekompensiert' (wie es psychologisch heißt).
Muss mal mehr von dir anschauen, das ist faszinierend.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @tintenfüller

Mein Kommentar flattert viele Jahre später hier hinein, aber ich kam nicht umhin, mein Lob loszuwerden! :)

Ein unglaublich packender Text, der nach einem greift, einem am Hosenzipfel zu fassen kriegt und dann sogartig mit sich in die Tiefe zieht, trocken-heiss prasselnder Sand, haltlos. Chapeau!
Der Gebrauch von Parataxen, also Aneinanderreihungen von kurzen, knackigen Hauptsätzen, funktioniert hier sehr gut. Man beginnt zu lesen, und ehe man es versieht, stolpert man in die Geschichte hinein, unaufhaltsam, als hätte der Erzähler einem an der Hand genommen und mitgerissen. Der Erzähler fällt, man fällt selbst, alles fällt, bricht auseinander, nichts und niemand kann sich wirklich helfen.
Die Verbindung mit einer rasenden U-Bahn, die über die Gleise brettert, ähnlich schnell, wie dem Erzähler alles aus der Hand gleitet und ins Chaos stürzt, finde ich spannend.
Am Schluss der abrupte Stillstand: Fahrtende.
Genial.
Ich schliesse mich den anderen an & muss unbedingt mehr Texte von dir erkunden. :)

Lieber Gruss,
lcarus_flew

 

Ich hab's mir auch noch mal angeschaut, wühl hier grad in den Archiven. Neues gibt es ja nicht von ihm... man muss die Sätze zusammenbauen. Je weiter der Text, desto fragmentierter wird es.

Ich werde die Teile. Wasser. In fünf Sekunden. Ich verblute sehr schnell. Aus zu vielen Wunden fließt schnell Blut. Ein Rabe krächzt. Ist es vorbei. Zum Schrank, zum Verbandszeug. Nicht wiederfinden.
Ich werde die Teile nicht wiederfinden.

In fünf Sekunden. Ich verblute sehr schnell. Aus zu vielen Wunden fließt schnell Blut. Ein Rabe krächzt. Ist es vorbei.
In fünf Sekunden ist es vorbei.

Ich löse. Zur Tür. Ich kann mich nicht. Ich muss zum. Ich kann nicht zusammen. Muss. Ich bin. Es qualmt. Aus der Wohnung. Schneller als ich. Zerfalle. Mich auf.

Ich kann mich nicht. Ich muss zum. Ich kann nicht zusammen. Muss. Ich bin. Es qualmt. Aus der Wohnung. Schneller als ich. Zerfalle. Mich auf. Hinausgehen. Mehr zusammenhalten.

In fünf Sekunden. Ich verblute sehr schnell. Aus zu vielen Wunden fließt schnell Blut. Ein Rabe krächzt. Ist es vorbei.

Ich bin. Es qualmt. Aus der Wohnung. Schneller als ich. Zerfalle. Mich auf. Hinausgehen. Mehr zusammenhalten. Arzt. In den Flur. Sich im Raum. In einer Sekunde. Im Wasser. Bleiben. Nichts. Draußen.

Ich laufe. Ich laufe. Ich bin eine Brausetablette im Wasserglas. Es zerrt mich auseinander. Was ist. Ich verbrenne schnell. Ich löse. Zur Tür. Ich kann mich nicht. Ich muss zum. Ich kann nicht zusammen. Muss. Ich bin. Es qualmt. Aus der Wohnung. Schneller als ich. Zerfalle. Mich auf. Hinausgehen. Mehr zusammenhalten. Arzt. In den Flur.
Doppelt: Ich laufe zur Tür. Ich laufe aus der Wohnung.

Ich bin. Es qualmt. Aus der Wohnung. Schneller als ich. Zerfalle. Mich auf. Hinausgehen. Mehr zusammenhalten. Arzt. In den Flur. Sich im Raum. In einer Sekunde. Im Wasser. Bleiben. Nichts.

usw. usw. bei manchen Sachen bin ich mir beim Zusammenbauen nicht sicher.

Interessant, die Form bildet den inneren Zustand ab. Hatte das beim erstem Mal lesenn nicht gesehen ;)


Gruß von Flac

 

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