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Himmelsrichtungen (Tirolerisch, Außerfern)

Beitritt
15.03.2009
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Himmelsrichtungen (Tirolerisch, Außerfern)

Hosch s’sell schu kheart? D’Irma sei glatt bis auf England kheima!
Wou ihr doch Imscht schu alba z’weit g’west isch. I gloub, weiter wia bis i’s V’radlberg isch si nia kheima un deis ou bloass, weil d’Elsa dett verheiratat war. Un’ nocha nou deis Fliaga… Woasch nou, wia sie alba derzeilt hot, dass sie als Kind an Zeppelin g’seacha hot, a riesige Zigar im Himl.
“Do semmer eiag’sprunga n’is Haus und haba n’ins fascht it außaschauga traut. Mei, haba mir ins g’firchtat. D’Muatar hot a Keirza n’a’zunda, un mir haba n’all mitnand beitat, dass deis Drum it achafällt.”
Un’ iats seit si:
“Wenn i deis g’wisst hätt, wär i schu lang g’flouga. Deis isch ja richtig komott i sou am Fliager. I bin mer grad asou vorkeima, n’as wia wenn i i meiner Stuba hocka tät. Un dia Wolka n’unter uam - as wia i die Heiligabiltla!”
Wenn deis der Karl nou derlebt hätt! Der wär do g’wies it mitg’fahra. Di Junga wollta sa eh it lossa, zweggs der G’sundheit. Iats isch sie über d’achzg. Do kamma nia wissa…
Aber kennsch sa ja, deis hätt si sich it neima lossa.
“I wer woll it d’Hochzeit vu der Irene versouma! Wenn uar vu meina n’Enkl z’England heiratat, nocha fahr I halt auf England. Do isch i mir kua Weig it z’weit.”
Un auf der Hochzeit hab si a Gaudi khet, dia sei sou richtig aufbliat. Tanzt hab si, un deis mit ihrm Ruggawea, a Weili trunka, un asou a Tschentlmen hab ihr gar a Pfeiffli g’stopft.
“Dia haba gar kuan schleachta Tabak it, dia Engländer, aber Erdäpfl kenna dia kua kocha. Haba dia g’muan, i hon mei Biess dahuamglott?”
D’Irene hot derzeilt, sie hab ihr zersch alba n’übersetza wella, aber dia Oma hab si schu z’helfa gwisst.
“Da beschta Huagarta! Hammer doch friar ou khett, mit die Ami noch’m Kriag. Mit Hänt un Fiass halt. Bu deim Rausch isch es doch grad schu wurscht. Außerdem senn si do sell schuld, wenn si kua Deitsch kenna.”
Aber froa g’wesst sei sie schu, wia sie wieder dahuam war.
“Auf a Feschtli, guat un reacht”, hab sie g’muant, aber dett bleiba…
“Dett mecht i it sei, it achag’molt. Do isch ja alls flach. Do woass ma ja it, wo ma n’umgeat.”

 
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Schätze, das bedarf einer Übersetzung. Gar nicht so leicht. Irma verliert somit wohl entscheidend an Charakter. Hier ein Versuch:

Hast du das schon gehört? Die Irma sei gar bis nach England gekommen. Wo ihr doch Imst immer schon zu weit war. Ich glaube, weiter als bis nach Vorarlberg kam sie noch nie, und das auch nur, weil die Elsa dort verheiratet war. Und dann noch dazu das Fliegen… Weißt du noch, wie sie immer erzählt hat, dass sie als Kind einen Zeppelin gesehen habe, eine riesige Zigarre im Himmel?
“Da sind wir schnell ins Haus reingelaufen und trauten uns kaum rauszugucken. Mein Gott, haben wir uns gefürchtet. Die Mutter zündete eine Kerze an, und wir haben alle gebetet, dass das Ding nicht runterfällt.”
Und jetzt sagt sie:
“Wenn ich das gewusst hätte, wär’ ich schon lange geflogen. Das ist ja so richtig komfortabel in so einem Flieger. Ich kam mir direkt vor, als säße ich in meiner Stube. Und die Wolken unter einem – wie in den Heiligenbildern.”
Wenn das der Karl noch erlebt hätte! Der wäre da bestimmt nicht mitgefahren. Die Jungen wollten sie eh nicht lassen, wegen der Gesundheit. Jetzt ist sie über achtzig. Da kann man nie wissen…
Aber du kennst sie ja. Das hat sie sich nicht nehmen lassen.
“Ich werd’ doch nicht die Hochzeit von der Irene versäumen. Wenn eins meiner Enkelkinder in England heiratet, dann fahr ich halt nach England. Da ist mir kein Weg zu weit.”
Und auf der Hochzeit habe sie einen Riesenspass gehabt, sie sei so richtig aufgeblüht. Getanzt habe sie, und das mit ihren Rückenschmerzen, ein Weinchen getrunken, und so ein Gentleman habe ihr sogar ein Pfeiffchen gestopft.
“Die haben gar keinen schlechten Tabak, die Engländer, aber Kartoffeln kochen, das können sie nicht. Haben die geglaubt, ich hätte mein Gebiss zuhause gelassen?”
Die Irene hat erzählt, sie wollte zuerst immer für sie übersetzen, aber die Oma habe sich schon zu helfen gewusst.
“Die beste Unterhaltung! Hatten wir doch füher auch mit den Amis nach dem Krieg. Mit Händen und Füßen halt. Bei dem Rausch ist das doch ganz egal. Außerdem sind sie selber schuld, wenn sie kein Deutsch können.”
Aber froh sei sie schon gewesen, als sie wieder daheim war.
“Auf ein Festchen, gut und recht”, hab’ sie gemeint, aber dortbleiben…
“Dort möcht ich nicht mal hingemalt sein. Da ist ja alles flach. Da weiss man ja nicht, wo man umgeht.”

 

Hallo Elisabeth,

tatsächlich hätte ich ohne Übersetzung von Deinem Anekdötchen wenig verstanden, und das, obwohl ich einen süddeutschen Dialekt spreche.

Schade nur, dass Deine, wie die meisten Mundartgeschichten, die ich bisher im Forum gelesen habe, eben nicht mehr ist als dies: ein Anekdötchen.

Dabei hätte die Konstellation: Irma vom Dorfe bei ihrer weltläufigen Enkelin in England, durchaus Stoff für mehr geboten. Du hättest z.B. den Konversationsteil, von dem sie erzählt, selbst berichten können.

Sei's drum. Wer weiß, ob von dieser Rubrik bei dreiseitigen Texten nicht noch mehr Leser abspringen.

LG, Pardus

 

Hallo Pardus,

Ja, lass uns Anfänger es doch erst mal mit einem Anekdötchen versuchen! :shy:

Vielen Dank für Dein Kommentar. Vielleicht versuch ich doch noch mal, mehr daraus zu machen. Mag die Idee vom Dialog zwischen Irma und dem Gentleman und hatte sie beim Schreiben auch im Kopf, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich wirklich will, dass man bei dem Text vom Englischen mehr versteht als vom "Deutsch" und weiss auch nicht so recht, wie ich damit vorgehen würde, ohne in Wortverwechslungswitze zu verfallen, von denen es viele gibt.

Bin mir nicht so ganz sicher, ob ich Deinen letzten Satz richtig verstanden habe, aber ich glaube, es geht darum: Mundartgeschichten sind anstrengend zu lesen. Das ist auch noch mit ein Grund dafür, dass ich es erst mal mit was Kurzem versuchen wollte, vor allem mit einem nicht so geläufigen Dialekt. In der Übersetzung taugt die Geschichte, finde ich, nicht wirklich viel.

Vielleicht kommst Du ja mal ins Tiroler Zugspitzgebiet, um Dir die Live-Version anzuhören.

Gruss

Elisabeth

 

Danke Sabine,

Deis hot mi aber g'freut, dass sie der g'falla hot und ganz b'sunders, dass der's im Dialekt it z'anstrengend war. Wenn's Di in der Fria zum Lächln brocht hot, nocha hock i iats dafir am Obnd mit am broata Grinser do.

Schiana Gruass

Elisabeth

 

Hallo Elisabeth!

Ich dachte, schau doch mal, nach dem Du mich darauf hingewiest, mit Deiner Befürchtung, Dein Dialekt könnte andere verscheuchen. Ich dachte: nein! Er ist mir sogar verständlich und ich denke ich höre mich ein. Ein Zitat:

... als Kind an Zeppelin g’seacha hot

Wie einfach eine menschliche Seele zu verwundern und zu beglücken ist. Und ich will auch sagen, daß auch ich in meiner Kindheit Zeppeline beobachtete, die über unseren Himmel zogen, die ich niemals wieder vergessen werde. Es sind halt unglaubliche Eindrücke. Erst sehr viel später übrigens verstand ich, daß es sich hier um Aufklärungsflüge der Bundeswehr gehandelt haben muß. Ich lebe nahe der ehemaligen Demarkationslinie zwischen Ost- u. Westdeutschland und Flüge in unserem Gebiet waren mit Flugzeugen der Bundeswehr verboten. Wohl allzuleicht hätten sie DDR-Luftraum überflogen und es hätte zu Abschüssen führen können. Deshalb setzten sie wohl Zeppeline für Aufklärungsflüge ein, die nicht so schnell unterwegs sind und deshalb kaum versehentlich in fremden Luftraum geraten. Heute sind es jene Geschichten, die mit einem "... es war einmal ..." beginnen und von einer großartigen menschlichen Beeindruckung künden.

Ich habe mich schnell mal über die Lage des Außerfernen orientiert. Ach ja, Östereich. Interessant ist für mich festzustellen, daß Du mich mit Deinem Dialekt nicht schrecken kannst. Er ist hübsch, mir auch verständlich. Allerdings muß man sich sicherlich einhören, wenn man euch zuhört oder mit euch spricht. Im Dialog müßte ich so manches nachfragen, sicherlich. - Gigantisch die Landschaft bei euch, so wirkt sie auf mich.

Ich habe als junger Mann übrigens für längere Zeit in der Schweiz gelebt. Schitzerdütsch war mir nur anfänglich schwer verständlich. Ich benötigte ungefähr ein halbes Jahr um dann aber auch umfassend alles verstehen zu können. Dann merkte ich auch, wie Vieles wesensverwandt ist, mit meinem eigenen, norddeutschen Akzent. Und wie viele Wörter an das Mittelhochdeutsche anlehnen, die jeweils unterschiedlich einfach nur anders akzentuiert sind.

Herzliche Grüße von joasch

 

Hallo Joasch,

Danke Dir für Deine Rückmeldung.

Dass ich mit der kleinen Anektote jemanden erreicht habe, der die Erfahrung, einen Zeppelin am Himmel zu beobachten teilt, gab mir eine Gänsehaut vor Freude. (Ich weiss, dass das nicht ein geläufiger Ausdruck der Freude ist, aber es war so.) Die Geschichte mit dem Zeppelin hat mir meine Oma immer erzählt und damit mich als Kind beeindruckt. Irma war die Schwester meiner Oma, beide sehr charakterstarke Frauen.

Hot mi total g'freut, dass insern Dialekt versteasch und dass er der g'fällt. Ja, schia isch es bu ins dahuam. I bin schu lang im Ausland und wenn i dradenk, kriag i Huamwea.

Wia g'seit, dankschia, hot mi g'freut

An schiana Gruass

Elisabeth

 

Servus,

seit langer Zeit schon beschäftige ich mich mit Dialekten, bzw. den zugrunde liegenden Sprachwurzeln. Deswegen fand ich - bis auf ein paar Wörter - diesen Dialekt nicht besonders schwer. Als Süddeutscher ist mir der Klang vertraut, obwohl er noch sehr ursprünglich ist. Die Schwaben mögen mir verzeihen, aber der Text ist - ebenso wie schwäbisch - eine alemannische Mundart. Hier wohl hoch- oder höchstalemannisch, das bis nach Südtirol hinein gesprochen wird, inklusive Ostschweiz, Liechtenstein, Vorarlberg und Teilen Tirols (Grenze: Reutte - Fernpaß - Ötztal).

Dialekte sind eine wunderbare Einrichtung und gehen hoffentlich nicht verloren. Ich fände es jedenfalls schade. Deswegen gefällt mir diese Rubrik. Auch wenn der Inhalt eben ein Anekdötchen ist. Es würde auch schwer, die Via Mala auf höchstalemannisch zu lesen.

In diesem Sinne: weiter machen.

Heiko

 

Hallo Morphin,

Freut mich, dass Du Freude an Dialekten hast. Das Ausserfern ist tatsächlich der Bezirk Reutte in Tirol, der vom Fernpass bis nach Reutte und einige umliegende Täler (Lechtal, Tannheimertal) erfasst. Und etwa soweit ist der Dialekt in dieser Form verbreitet, wenn auch mit inneren Abschweifungen. Man kann an der Ausdrucksweise fast orten aus welchem Dorf jemand kommt. Ich selbst komme aus Ehrwald.

Im Ötztal klingt das aber schon wieder ganz anders. Mit Dialekten aus Vorarlberg und dem Schwäbischen gibt es Ähnlichkeiten, aber auch nicht unwichtige Verständigungsschwierigkeiten. Und aus dem Südtirol habe ich noch nie jemanden auch nur annähernd an diesen Dialekt sprechen gehört.

Danke für Dein Kommentar und Dein Interesse an der Mundart.

Liebe Grüsse

Elisabeth

 

Hallo Elisabeth,

da gibt es also noch Gegenden, wo der Verfall beispielsweise von End- und Mittelsilbenvokalen gar nicht so weit fortgeschritten ist, wie in der Hochsprache (wobei das Mittelhochdeutsche schon Verluste gegenüber dem Althochdeutschen verzeichnet), und dazu eine feine, kleine Geschichte, die in der Mundart zu hören wäre, wie sie der Sandwirt gesprochen haben könnte (ich krieg 'ne Gänsehaut, weiß aber, dass auch nördlich der Benrather Linie jeder Ort, jede Region ein anderes Niederdeutsch spricht und z. B. westfälische anders klingen als ostfälische Mundarten wie auch et Kölsch sich vom restlichen Rheinischen unterscheidet, darum ja auch der Konjunktiv). Besonders beeindruckt mich, dass in der Mundart die englische Grammatik mit der würde-Konstruktion noch keinen Einzug gehalten hat und der Konjunktiv irrealis Hochzeit feiert:

>“Wenn i deis g’wisst hätt, wär i schu lang g’flouga. Deis isch ja richtig komott i sou am Fliager. I bin mer grad asou vorkeima, n’as wia wenn i i meiner Stuba hocka tät. Un dia Wolka n’unter uam - as wia i die Heiligabiltla!”
Wenn deis der Karl nou derlebt hätt! Der wär do g’wies it mitg’fahra.<

Gefällt mir, und ich überleg, ob ich nicht auch Übersetzungen an meine Texte anhänge wie joasch & Du... (keine Ironie! Hätten Eure menschenfreundlichen Texte eine vielleicht überraschende Wirkung.)

Gruß

Friedel

 
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Hallo Friedel,

Es freut mich ganz besonders, dass der Text Aufmerksamkeit auf den Dialekt erweckt hat, weil mir die Mundart sehr am Herzen liegt. Ist halt Zuhause, Muttersprache... (so schaun auch meine Mails nach Hause aus) Würde mich eigentlich auch mal ganz gern mehr vom sprachwissenschaftlichen Gesichtspunkt aus damit beschäftigen. Du scheinst Dich da ja prima auszukennen.

da gibt es also noch Gegenden, wo der Verfall beispielsweise von End- und Mittelsilbenvokalen gar nicht so weit fortgeschritten ist,
Da weiss ich nicht genau, was Du damit meinst. Wäre dankbar, wenn Du mir ein Beispiel aus dem Text geben könntest. Dachte, wir lassen eher noch mehr Vokale weg, z.B. ist das schon das zweite Mal, dass ich die Antwort auf ein Kommentar von Dir bearbeite, weil ich spontan "Friedl" schreibe. Oder war das ironisch gemeint und ich sitze mal wieder auf der Leitung?
Besonders beeindruckt mich, dass in der Mundart die englische Grammatik mit der würde-Konstruktion noch keinen Einzug gehalten hat
wenn i i meiner Stuba hocka tät
Ist das gemeint?
"Wenn i i meiner Stuba hocka wutt." existiert, ist aber eher selten. (Hört man mehr von alten Leuten, seltsamerweise. Vielleicht hat sich der englische Einfluss in irgendeiner Weise wieder ausgebügelt!? Es gibt bei uns auch ein Wort, das keiner mehr sagt und zwar "Aftermeinti" = Dienstag.)

und dazu eine feine, kleine Geschichte, die in der Mundart zu hören wäre, wie sie der Sandwirt gesprochen haben könnte
Hat mich riesig gefreut.

Beim Sandwirt (Hofer? - der Groschen fiel erst, als eine längstvergessene Strophe der düsteren Landeshymne sich plötzlich aus irgendeiner Nebenhöhle des Gehirns ihren Weg in das Bewusstsein bahnte.) hätte das wohl recht anders geklungen, denn der wurde in Südtirol geboren. "Mannder" gibt's bei uns keine. Hoffe, die Gänsehaut war nicht so eine, die man kriegt, wenn jemand mit der Gabel übers Teller kratzt.

Gerade rausgefunden, dass bei manchen Deiner Texte eine Teilübersetzung vielleicht wirklich keine schlechte Idee wäre. Bei anderen - und auch bei manchen Deiner Kommentare - vielleicht Erklärungen am Seitenende oder eine Bibliographie angebracht, damit auch nicht so gebildete Leser mitkommen.

Hier noch ein Spruch, mit dem Sprecher umliegender Dialekte uns gern verarschen, weil das "ch" so rauh in der Kehle ausgesprochen wird (etwa wie das Spanische "j") und auch das "k". Mir fehlt der richtige phonetische Begriff dafür, aber es klingt etwa so, als würde man sich räuspern um auszuspucken.

"Achtadachzg Mol achakhackt un alba nou it achaderhackt."

Da könnte man wohl eine Gänsehaut bekommen. "Menschenfreundlich" übersetzt:
"Achtundachtzig Mal (mit der Axt) runtergehackt und es immer noch nicht geschafft, (etwas) runter-/durchzuhacken."

Mag besonders die Einschiebung der Silbe "der", die ausdrückt etwas fertigzubringen (derkuia = was kauen können, derleisa = was lesen können, etc.) Vielleicht ist Dir sowas bei Deinen Sprachkenntnissen ja schon mal untergekommen.

Dankschia, dass Di zu deim G´schichtli g'meldet hosch. Freut mi, dass es der g'falla hot.

Elisabeth

 
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Hallo Elisabeth,

entschuldige, dass ich relativ spät reagier, aber bei Besuch sag ich nicht einfach, dass ich ins Internetcafé müsse ...

>Du scheinst Dich da ja prima auszukennen, naja, übertreiben wir mal nicht. Bin auch kein Germanist. Gleichwohl interessiert mich diverses, u. a. Sprache und Literatur - daher die Bekanntschaft mit Oskar von Wolkenstein -, aber auch Geschichte - daher das Interesse fürn Anderl. Den Verfall und die Vereinfachung der Sprache kann man eigentlich am Vaterunser nachvollziehen, das ja jeder kennt, oder doch fast jeder, vom Gotischen (got) übers Alamannische (ala) und dem naheverwandten Althochdeutschen (ahd) übers Mittelhochdeutsche (mhd) zum Neuhochdeutschen (nhd). Waren ahd & mhd durchs Oberdeutsche (südlich des Mains) geprägt, so das nhd durch die (ober)sächsische Kanzleisprache, wobei besonders die Bibelübersetzung Luthers eine Rolle spielte, um das nhd im Reichsgebiet durchzusetzen und zu vereinheitlichen, was sinnigerweise eine Ewigkeit dauerte bis 1880 mit Duden und der Macht Preußens. Hier ein paar Wörter:

atta (got) fater (ala/ahd) vater (alle andern)
unsar (got) unse*r (ala) unser (alle andern) *Akzent kann ich hier auf'm System nicht angeben; th ist das berühmte tea-aitsch
thu (got) thu* (ala) thu (ahd) du (alle andern)
himinam (got) himile (ala + ahd) himel(n) oder himelri*(c)h (mhd) hymele (Luther 1522), spätere Übersetzung himel
namo (got + ahd!) namun (ala) nam(e) (mhd,) name (nhd)
airthai (got) erdu (ala + ahd) erde(n) (die folgenden)
ubilin (got) ubile (ala + ahd) übele (mhd) vbel (1522), später übel
usw. usf.

>wenn i i meiner Stuba hocka tät< ist hinsichtlich des Konj. gemeint. Interessant find ich die Bemerkung über die Alten ... und erst recht die Bezeichnung "Aftermeinti" (Nach'm Montag?) für Dienstag.

Mit der Eigenübersetzung wird's noch was dauern, bin ich doch gerade in den Klauen des Rambos Rimbaud, z. Teil im Original - obwohl ich genügend Übersetzungen dabei hab - 'n bisschen Geheimnis darf doch sein, oder doch
"Achtadachzg Mol achakhackt un alba nou it achaderhackt"?

So viel oder wenig für jetzt.

Gruß

Friedel

 

Hallo Friedel,

Danke für Deine Rückmeldung. Dein Vaterunser haut auch Atheisten um. Finde ich sehr interessant und gibt mir einen Fusstritt, um mich mal eingehender mit der Deutschen Sprache zu beschäftigen.

Ja, "Aftermeinti" ist wohl "nach dem Montag", zumindest wird es so ausgelegt. Etwas weiter südlich - im Zillertal - heisst "Oftan" auch "nachher", "dann", "danach".

Werd in den nächsten Wochen auch etwas abwesend sein vom Forum, weil moarga geats huam. (Urlaub zu Hause).

Liebe Grüsse

Elisabeth

 

Hallo Elisabeth,

nix zu danken, aber übertreib mal nicht mit dem >Fusstritt<, allerdings sollte man schon über "seine" Sprache bescheid wissen.

Zum "Aftermeinti" ist mir jetzt noch eingefallen, dass der Samstag ja auch regional "Sonnabend" genannt wird, d. i. der Abend vorm Sonntag.

Dann wünsch ich Dir einen schönen Heimaturlaub (klingt schon fast, als wäre auf kg.de Arbeit!). Hier tobt jetzt ein paar Tage lange das "größte" Volksfest am Niederrhein. Dem entging ich schon einige Male, indem ich an die niederländische Nordsee fuhr ...

Gruß

Friedel

 

Hallo Friedel,

Entschuldige die verspätete Rückmeldung. Nein, wie Arbeit fühlt KG sich nicht an. Hatte nur absurderweise weniger Zeit im Urlaub.

Wieder da und warte sehnsüchtig auf den Sonnabend (fand ich immer schon ein interessantes Wort)

Liebe Grüsse

Elisabeth

 

Wäre auch noch schöner, müssten (könnten) wir hier auch Urluabsscheine ausfüllen,

liebe Elisabeth.

"Schön, dat de widder da bist!", wie man hier gelegentlich sagt, aber aufgepasst: das ist kein Dialekt, das ist Soziolekt.

Hab ich den "Sonnabend" aufs Regionale begrenzt? Tatsächlich hängt der Gebrauch von Samstag und Sonnabend von der berüchtigten Benrather Grenze ab und halbiert somit quasi die deutschsprachigen Lande ... wenn man so will.

Gruß

Friedel

 

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