Was ist neu

JanWillem van de Wetering: Der leere Spiegel

Mitglied
Beitritt
19.05.2006
Beiträge
625
Zuletzt bearbeitet:

JanWillem van de Wetering: Der leere Spiegel

Titel: Der leere Spiegel
Autor: JanWillem van de Wetering
Verlag: rororo
Umfang: 153 Seiten
ISBN: 9783499147081


Van de Wetering beschreibt in diesem Buch auf humorvolle Weise sein Scheitern bei der Suche nach der endgültigen Wahrheit, die er in der Lehre des Zen-Buddhismus zu finden hofft.
In jungen Jahren macht der umtriebige, sinnentleerte IchErzähler eine Erbschaft, die ihn für eine Weile finanziell unabhängig stellt. Das Geld reicht für drei Jahre, vielleicht auch etwas länger und so macht er sich auf die Suche nach Satori, der göttlichen Erleuchtung, wie sie der achtfache Weg der buddhistischen Heilslehre verspricht.
Van de Wetering begibt sich nach Kioto, dem geistigen und mystischen Zentrum Japans und begehrt Einlass in ein Zen-Kloster. Er wird als Laienschüler aufgenommen und unterwirft sich 18 Monate lang (mehr oder weniger) der strengen Disziplin der Sinnsuchenden.
Der Klosteralltag beginnt bereits um 3 Uhr morgens mit der ersten Meditation, wer dabei einschläft, erhält mit einem Stock derbe Schläge auf den Rücken. Es folgen Gartenarbeit, Küchendienst, Latrinen säubern, und wieder Meditation und Meditation und Meditation. Der lange Tag endet um 23 Uhr, erst dann dürfen die Schüler vier Stunden schlafen.
Vom Zen-Meister wird ihm sein persönliches Koan aufgegeben, das den Mittelpunkt jeder seiner Meditationen bildet. Täglich wird er vom Meister dazu befragt, aber wie sehr er sich auch müht, er findet keine Antwort. Schon bald stellt der junge Schüler fest, dass sein Geist ruhelos ist, wie ein Äffchen im Walde. Auch nach monatelangem Bemühen kommt er der Lösung seiner meditativen Aufgabe keineswegs näher, immer schwieriger fällt es ihm, den weltlichen Verlockungen zu widerstehen. Seine Beine schmerzen auch nach Monaten noch, wenn er sie in den Lotussitz zwingt, die Knie brennen vom Knien vor dem Zen-Meister, die schmale Klosterkost schlägt ihm schlecht an, vom langen Sitzen bekommt er Hämorrhoiden. Erste Zweifel keimen, langsam wird ihm klar, dass dies nicht sein Weg ist. Zuletzt verlässt er das Kloster, desillusioniert, aber ohne jede Bitterkeit.
Das Buch liest sich leicht und locker, man kann es spielend in wenigen Stunden bewältigen. Van de Wetering beschreibt darin nicht nur den streng normierten Klosteralltag, sondern, auf recht lustige Weise, auch die geheimen Schwächen und Vergnügungen der Mönche, abseits aller Ordens-Regeln. Fast nebenbei erhält der Leser tiefe Einblicke in das Wesen des Zen-Buddhismus, seiner geschichtlichen Entwicklung sowie dessen spirituellen Zielen, die nur über den achtfachen Weg Buddhas zu erreichen sind.
Ich fand das Buch unterhaltsam und informativ und habe es gerne gelesen. Wer sich für Zen ohne beweihräuchernde Stimmungsmache interessiert, dem sei es empfohlen.

 

hi Manuela,
danke für die Rezension. Ich habe das Buch "Reine Leere" gelesen, das der Autor einige Jahre später nachgesetzt hat. Deine Rezension würde auch darauf passen, aber vielleicht gibt es ja doch einen Unterschied.
gruß Set

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom