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Bin ich hier richtig

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12.04.2007
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Bin ich hier richtig

Neun Eleven auf der Plattform oder Dritter Satz, Spiel & Ball

» … // mal ganz ohne krüptische Andeutungen, im Klartext:
was ist bei der Geschichte das Experiment?«
L. [Eriksson]


0. An den Leser

»Satiren, die der Zensor versteht, werden mit Recht verboten.«
Karl Kraus

Dies ist kein Roman und keine Novelle. Dafür ist die Geschichte, die hier so getreu als möglich, vor allem aber wahrheitsgemäß nacherzählt wird, allzu kurz. Die Geschichte ist aber ausführlicher als eine Kalendergeschichte oder Anekdote, sie hat einen Ort: Diese Plattform, auf die wir gerade mittels eines Bildschirms starren, ich vergnügt bastelnd und Sie –

ach was, lassen wir das, kann ich doch nur für mich sprechen! Zudem ist die Geschichte zeitlich begrenzt und bleibt – hoffentlich – eine singuläre Erscheinung wie der Altweibersommer 2001 als 9/11 und der Untergang der Titanic, dass dem Simson nur einmal das Haar geschnitten wurde oder die Verfolgung und Ermordung der Kaiserin Sissi Schneider durch die Kulturindustrie. Wiewohl die Geschichte ein nur begrenztes und überschaubares Personal aufweist, dessen Charakter und Psychologie nicht breitgetreten werden soll, beansprucht sie doch in aller Bescheidenheit Allgemeingültigkeit.

Das ursprüngliche Sati[e]rchen strandete schon einmal hier auf der Plattform, wurde von einer Kategorie in die nächste befördert - seitdem müsst’ ich mir vorkommen wie der ewige Jude, vertrieben aus eine Schublade, als Schutt abgeladen in der nächsten, dass schon das nächste Fackelzitat sich aufdrängt: Die Satire wähle und kenne keine Objekte, entstehe so, dass sie vor ihnen fliehe und, so setzen wir fort, sich ihr aufdrängten, dass die ursprüngliche Geschichte gleich einem Schwamm die Geschehnisse aufsaugt und damit an Gewicht gewinnt. Romantiker und Satiriker verstehen keinen Spaß! Dennoch ist es nicht die Geschichte des Ahasver.


I. Ieh! Dülle

Mancher Lahme frömmelt sehr,
Fährt hoffnungsfroh nach Lourdes.
Ruft lauthals dort „hilf Gott & Herr!“,
am End’ der langen Tour.

Seht!, das Wunder, es geschieht,
Ist kaum zu begreifen:
Eh der Rollstuhl sich versieht,
Trägt er neue Reifen.

Wie neu der Rollstuhl ist! Vielfach bewundert von fußläufigen Massen im Eiermarsch. Verbrauch und Leistung, ja selbst der Bremsweg interessiert! Und das Witzigste: er fährt auf Elektro-, mit gelegentlicher freundlicher Unterstützung eines kleinen Verbrennungsmotors. Derweil erklingt das Hohe Lied des Devotionalienhandels – und wären’s nur neue, gesegnete Reifen.

Weil der Lahme aber weiterhin lahmt, der Blinde nix sieht, der Taube nix hört und der Stumme nur schweigt, muss man ihnen Trost spenden und Mitgefühl entgegenbringen. Was aber die Heilige Dreieinfältigkeit nicht davon abhält, durch den Mund des Frl. Soubirousan zu hauchen: „Deine Gebrechen, Du armes La[h]m Gottes, fallen leider, leider nicht in die Rubrik Heilig, Verkümmert und Rührend, denn einem Gehbrechen, wie es nach den Richtlinien der Kassenärztlichen Vereinigung in Verbindung mit der Auslegung durchs Heilige Offizium definiert ist, ist das nun mal nicht.“ Immerhin schließt das Mägdelein mit einem lieben wie klugen Wort incl. formvollendet und korrekt geschriebenem Personalpronomen: „Aber das weißt Du ja selbst, denn Du bist doch mit Intelligenz gesegnet“, summt noch fröhlich „Dominique …“ vor sich hin und entschwindet im Berg.

Doch wie der Lahme das Abschlusswort auslegt, fließt und strömt es aus allen seinen Öffnungen, dass er in und auf seiner eigenen Scheiße zu sitzen kommt und mit der frischen Bereifung durch einen Sumpf rollt aus Rotz’ und Kotze, Pisse und Träne, dass die Milch der frommen Denkungsart und alle Weihwasser versauern. Denn er hatte doch nur einen Traum!

II. Para diesiger Prolog

»Die Träume träumen Träume ohne Grund.«
Ernst Meister, L’Homme Machine Bleue II (1932)

Tag, traum!, würde Es die bilder in den schluchten des schlafs grüßen, wenn’s dem
Rauschgoldengel begegnete – dem ohne flügel, ohne gold & der erst recht kein engel,
Aber mit beinen bis zum himmel - und noch weiter vielleicht im rausch -
Und haaren bis zum knie, doch zu viel lippenstift auf dicken lippen, die riskierten
Manch unerhörtes wort und führten direkt vom stairway to heaven zum highway to hell.
Ausgespannt -
Lachten wir. – Lachten wir? – Wir lachen! - Noch lachen wir, doch schon
Bettlägrig in den schluchten des schlafs.

„Wer oder was träumte wessen traum?“
Es träumte meinen traum.
„Wem träumte wen oder was?“
Mich träumte von mir und dear. Mir träumte aber nicht von liebesglühn. Sondern: Ob das hier richtig sei. Ach ja:
Weiß überhaupt jemand, ob man in farbe träumt? Analog oder digital? Wirrtuell!

III.Yin & Yang, Ping + Pong

»Nur wer vögelt / kann auch fliegen …«
Missfitts, Das Wennze meins-Lied

Gegensätz’ ziehn sich an, flüstert der Kopf zu Adam.
Gegensätz’ ziehn sich aus, gärt Evas Sympathikus.
Gegensätze ziehen sich aus!, jubelt Eva.
Gegensätze ziehen sich an, hält Adam streng dagegen.

Reiben beide sich aneinander, bemerkt die Zeit.
Reibung sei produktiv, meint nicht nur Eva.
Wärme, erneuerbare Energie usw., wird bestätigt.
Bis das Phlegma denkt:
K. o.!,
und buchstabiert vorsichtig weiter –
ih –
tus,
Singular!
Plural:
Ko –
i:,
um plötzlich schnell zu enden:
tussen!

Störenfriedchen warnt: Gegensätze nutzen sich ab!

Ausnutzen sich Gegensätze, hofft die Gier.
Nackicht.
Wie hoch mag die Afa sein?, fragt der Buchhalter.
Armgeschönt und gerad gescheitelt.
Nicht höher als ein Schuldenturm sich graben lässt,
nicht tiefer als das Grab die Schuld auffrisst.

Ach, die störrische Kleinkrämerseele in der Brust kehrt den Anlagenbuchhalter hervor, denkt besorgt an Fragen über Fragen: bleibt’s beim ruhenden oder führt’s gar überraschend wie unerwartet zum außerordentlichen Verschleiß? Was ist zulässig nach amtlichen Richtlinien zur Absetzung für Abnutzung? Wie mag’s gehn? Wie sind fallende Wiederbeschaffungspreise zu berücksichtigen? Darf linear abgeschrieben werden oder muss progressiv oder gar degressiv?

Das Liebe des Kaufmanns in Schuld und Sühne: AMORtisation.

Unter diesen Bedingungen fällt mir Euer Liebden schwer, sagt der Kopf.
Ein Geschlecht überlegt: Linear, degressiv oder progressiv?
Depressiv!, findets andre.

Gegensätze stoßen sich ab, erkennt das Auge.
Zieht einer da aus, bleiben beide allein.
Kann ein jeder sich selbst anziehn?
Muss wohl!
Geht auch.
Ziehe jeder sich selbst an!
Und aus.

Wird Sympathikus denn niemals klug!?

Nur Geduld!

Schon bereitet er den nächsten Irrtum vor:

Gegensätze ziehn sich an, ziehn sich aus. Reiben sich aneinander, nutzen sich ab –
vielleicht tritt Klugscheißer Kopf mal die Bremse -
passen sich an,
bleiben zusamm’n.

IV. Ieh! Dülle trifft Wirklichkeit

Der Kreis schließt sich und kreißt.
Der romatische Blackout tritt ein.
Verbannung droht.
Bis Post den Wiederaufbau auslöst:

Lieber Friedrichard,

kann es sein, dass ich "Satz & Ball" geträumt habe? Oder hat die Geschichte tatsächlich nie existiert.

Beste Grüße
und einen schönen Tag
markus.

Am Anfang stand der Epilog!

Ein Fremder trifft einen Fremden und fragt:
Entschuldigen Sie, bin ich hier richtig?

Wo möchten S’ denn hin?

Immer fort, immer dort, wo gerad’ ich nicht bin.

Ist’s denn so wichtig?

Ist mir gar nicht nichtig. –
ähm, ohne Bedeutung fänd ich’s nicht.

Dann kann ich Ihnen nur bestätigen, dass Sie in jedem Fall hier falsch sind; die einzige Chance für Sie wäre, zu werden und wehen wie Sturm und Wind …

Da sind Sie sich ganz sicher?

Glauben S’, ich wär hier oben –
dabei tippt der Fremde sich an die Stirn –
nicht ganz richtig und wüsst nicht, was ich sag?

Das täte mir leid um Sie, sollten Sie da oben –
der Fremde tippt sich leicht an die Stirn –
nicht ganz richtig sein …

Wollen S’ behaupten, dass ich nicht richtig wäre, gar unaufrichtig und löge?

Das liegt mir fern –
und wie zu sich selbst –
doch auch so nah …

Da trifft ihn der Schlag.

&


V. Der Berg kreißt

War’n das für’n Geklapper
mit stilllebrigem Geplapper?
Geschehn denn hier für Sachen!,
die einen Kirre machen.
Wär’ nicht ich mein eigner Herr?
Hätt’ nimmer ich mich gern!
Doch gäb’s da nix zu lachen …

»Lieber Friedel,

anbei den Text "Neun Eleven auf der Plattform", den ich gelöscht habe, da er über weite Strecken nicht in Prosa geschrieben ist. Außerdem enthält er - wie mich Makita informiert - Versatzstücke aus anderen Texten von Dir, die Recht und Gesetz zum Opfer fielen.«

»Der Reim ist nur der Sprache Gunst, nicht nebenher noch eine Kunst. Geboren wird er, wo sein Platz, aus einem Satz mit einem Satz. …
Er ist das Ufer, wo sie landen, sind zwei Gedanken einverstanden. …
Er ist so neu und ist so alt wie des Gedichtes Vollgestalt. …
Wenn Worte ihren Wert behalten, kann nie ein alter Reim veralten. …
Ein Wort, das nie am Ursprung lügt, zugleich auch den Geschmack betrügt. …
Hier nimmt er teil am ganzen Muss, die Fessel eines Genius, Gebundnes tiefer noch zu binden. Was sich nicht suchen lässt, nur finden, was in des Wortglücks Augenblick, nicht aus Geschick, nur durch Geschick da ist und was von selbst gelingt, aus Mutterschaft der Sprache springt: das ist der Reim. Nicht, was euch singt!«, doziert der Fackel Kraus und der kleine Friedel: Doch weiß ein Berg um Krauses? Mein lieber Berg, schön, dass Du alles andere bemängelst und Dich auf gar keine Diskussion einlässt, ob das eine Satire wäre. Sie wird mit jeder Ablehnung satirischer und zugleich historischer, denn nicht nur ich fürchte, dass die Plattform sich langsam selbst versenke.

Was immer Recht & Gesetz sein mag, es ist ein ausgesprochen prosaisches Stück, denn wie die Redensart so sagt, jeder kann sich auf bestimmte Dinge einen Reim machen.

Reime beweisen wie Prosa gar nix, sind nicht mal unbedingt lyrisch!

Unschwer könntestu zwei Vorlieben von mir feststellen: Satire und Historik. Dabei werd ich mir selbst gern historisch (der alte Mann & das Meer, könnt man sagen, ich wäre da der Fisch, nur noch Haut & Knochen). Ich glaubte bisher, ich könnte mit meinen Geschöpfen verfahren wie mit jedem andern Eigentum, das mir Eigentümlich ist, wohlwissend, dass Eigentum verpflichtend sei.

VI. Eine alte und umso alltäglichere Geschichte

» ‚Wie geht es?’, fragt der Lahme den Blinden.
‚Wie Sie sehen’, antwortet dieser.«
G. C. Lichtenberg

In München trafen sich zwei artistisch begabte, aber behinderte Vögel unter der Anleitung ihres Betreuers zu einer Weltmeisterschaft in der Dichtkunst. Es waren der Wellensittich Peterle, der seine Flügel durch einen Ventilator gestutzt bekam, als der neugierige Vogel dem rotierenden Gerät einmal zu Nahe gekommen, und Hansi, der Kanarienvogel, dem in einem patriotischen (oder war’s ein zypriotischer oder gar idiotischer?) Pfeifenwettstreit auf der Wartburg ein Bein weggeflötet wurde. Aus ihrer Not machten beide Vögel eine Tugend: Sie bildeten eine Symbiose. Hansi klammerte sich mit dem verbliebenen Beinchen und dem Schnabel an Peterle und war fürs gemeinsame Fliegen zuständig, Peterle aber fürs gemeinsame Laufen.

Da beide vollkommen in der Symbiose aufgegangen sind, lässt sich das Ergebnis ihres Wettstreites von seinen Teilen her keinem eindeutig zuordnen. Leider müssen wir darauf hinweisen, dass der Betreuer alles besser wusste, alles besser konnte und es auch noch besser als jeder andere kundtat. Zumindest gebärdet’ er sich als ein Besserwessi. Und der wusste schon vor der Weltmeisterschaft, dass Künstler sich allemal für weltmeisterlich hielten. Seine eig’ne Kunst bestand nun darin, andere Leute dumm und dämlich zu schwätzen.

Trafen sich einst die Gebrechen, die zugleich von jedermann gern zu eigenen Zwecken genutzt werden, wenn man so Recht nicht will - doch kann. „Ach,“ der Blinde fragt den Lahmen, „Wie mag es denn weiter geh’n?“ Sagt der Lahme zu dem Armen: „Bester Freund, so wie Sie’s sehen!“ Fragt der Stumme dann den Blinden, was vor sich gehe dort im Land. Doch der Blinde kann nichts finden, fragt den Tauben ganz entspannt.

Ach! Der Taube, der versteht nicht, was der Blinde ihn gerad’ fragt, trotzdem bleiben beide höflich, keiner übern anderen klagt. Und der Blinde sagt dem Stummen - als der gerade vor sich hinbrummt: „Freund, lass uns ein Liedchen summen, dass die ganze Welt verstumme!“ Doch der Stumme denkt für sich: „Was will dort der Mensch mir sagen? Oder ist im Kopf der nicht ganz dicht? –

Leider kann ich ihn nicht fragen.“

Doch der Taube spricht zum Stummen: „Was Sie mir gesagt haben, mit Verlaub, hört’ ich nicht mal als ein Summen, denn, mein Herr, ich bin ganz taub.“ Fragt der Blinde gerade den Lahmen: „Werter Freund, Sie wollen gehen? Dann darf der Wille nicht erlahmen, vom Sitz erst einmal aufzustehen.“ Doch der Lahme sagt dem Blinden: „Wenn ich Sie recht verstanden hab, müsst ich, um zu gehen, erst mich schinden? Käm’ ich da nicht schnell zu Schanden?“

Da kommt der Betreuer um seine Sinne:

„Ach Jott, da isser ja widder“, verrät das Auge.
„Wat will’er denn?“, fragt die Zunge.
„Dat erzähl’n, wat wer vorher schon jehört ham“, behauptet das Ohr.
„Nixons?“, fragt die Zunge.
„Sons’ nix!“, sagt das Ohr.
„Doch, doch!“, schnüffelt die Nase, „der will noch’n bissken stänkern.“
„Wat siehste denn?“, fragt die Zunge.
Da meldet sich wieder das Auge und spricht: „Ich seh wat, wat ihr nich’ seht!“ –
Zunge, Ohr und Nase rufen gleichzeitig: „Wat dann?“
Das Auge wird präziser: „Ich sehe wat, wat ihr nich’ seht und dat is blau.“
Die Nase ahnt was und wird übermütig: „Ich riech wat, wat ihr nich’ riecht …“
Zunge und Ohr rufen gleichzeitig: „Ja sach schon!“
„Ich seh’ne jeöffnete Konservendos’“, sagt das Auge und die Zunge sagt wie zur Bestätigung: „Und ich riechet!“
Das Auge spricht bedeutungsschwer: „Da steht wat druff.“ -
Zunge, Ohr und Nase darauf wie aus einem Mund: „Wat dann?“
Das Auge bedauernd: „Kann ich nich’ lesen.“
„Rühr dich ma’ Hand, hol s’e ma’ ran!“, bellt die Zunge.
„Die pack ich nich’ an!“, jammert die Haut, „ich schneid mich nich’ jern.“
Die Händ’ nehmen zwei Kneifzangen und hantieren an der Dose herum.
„Dat stinkt!“, schreit die Nase und das Ohr: „Kanns’e dann itz’ watt erkenn’?“
„Beruhich dich“, meint das Auge, „ich kuck schon. –
Wat seh ich dann?“
Alle anderen: „Ja watt’enn?“ -
„Wat riechs’en du?“, fragt das Auge die Nase.
„Fisch, einfach toten Fisch“, rümpft die Nase.
„Kann sein“, sagts Auge. „Da steht Bluefin. -
Seh ich dat richtich?“
„Wat is’ dat?“, fragen alle zusammen und das Lexikon verrät’s: In Kalabrien wird gelegentlich vom Thunfisch nur der Rückenteil verarbeitet, da sich dadurch eine festere und magere Struktur ergebe. Das Produkt nennt man Bluefin. Mehrere Monate muss der Fisch dann in der Dose reifen, bevor er in den Handel gelangt.
„Also jammelfleisch?“, rümpft die Nase, doch die Vernunft mäßigt: „Nee, jereift!“
„Kalabrien, da hannisch jerad wat von jehört“, sagt das Ohr, „da war doch wat in Duisburch, - oder?“ „Ein Treffen tapf’rer Männer“, flüstert das Gedächtnis.

Doch der Lahme frömmelt sehr, fährt hoffnungsfroh nach Lourdes. Ruft dort sehr laut: „Hilf mir, Gott & Herr!“, am End’ der langen Tour. Und das Wunder, es geschieht, ist kaum zu begreifen: Eh der Rollstuhl sich versieht, trägt er neue Reifen.

Der Taube kann nix hören, der Blinde kann nix sehn, der Stumme kann nix reden und wir woll’n nix verstehn.

 

Hallo Friedrichard!

Immer wenn ich eine Geschichte von Dir lese, habe ich keine Ahnung, welche Aussage Du treffen willst, was mich ehrlich gesagt ziemlich deprimiert :). Bei dieser Geschichte geht's mir genau so, wobei ich mir gar nicht soooo sicher bin, dass Du überhaupt eine bestimmte Aussage treffen willst :D!
Wie auch immer. Ich muss sagen, ich fand diese Kg weder schlecht noch herausragend, was mir aber ziemlich gut gefallen hat, ist die Verwendung zahlreicher Wörter, die sich ähnlich sind, in rascher Folge (richtig, wichtig, nichtig) bzw. Satzteile, die sich schlicht wiederholen, was ich in diesem Fall ausgesprochen gelungen finde.

Eine Kleinigkeit ist mir aufgefallen:

ähm, ohne Beudeutung fänd ich’s nicht.

Bedeutung

Ansonsten würde mich noch interessieren, wo Du in dieser Geschichte das Experiment siehst ... bitte, lass einen Menschen wie mich nicht dumm sterben :D!

Schöne Grüße
Friedesang

 

Das Experiment in der Geschichte ist wohl, wie lyrisch Prosa noch sein darf, ohne Lyrik zu werden und unter das "keine Kurzgeschichte, sondern Gedicht"-Löschdingens dieser Seite zu fallen.

Davon ab, hat mir der Text sehr gut gefallen, ich fand den wirklich lustig, hat mich in dieser Reihenfolge und von der Sprachmelodie ein wenig an Hip Hop erinnert. Man könnte das glaub ich sehr leicht vertonen, "eingängiger" Text sozusagen. Grad das mit dem "Stop" im Text, wenn sich beide an die Stirn klopfen nacheinander, fand ich wirklich gut gemacht.
Ich mag den Text, vielleicht bis auf die letzten Zeilen (so ein bisschen: Bumms, Text aus!) ist er mir sehr sympathisch. Der hat richtig Pepp und Drive, in so fern: Natürlich! Lyrik kann der Prosa viel geben, was die Dynamik angeht, die Melodie. Das ist völlig unbestritten. Ich bin immer für mehr Melodik und Dynamik in der Sprache, nur braucht es dafür - glaube ich - weder Flattersatz noch Reime.

Gruß
Quinn

 

Hallo Ihr Drei,

danke für Eure relativ schnellen Reaktionen!

Lieber (Fast-)Namensvetter Friedesang,

so alt bistu schon, dass Du ans Sterben denkst – oder nur deprimiert?

Keiner soll dumm sterben aber vorher sollte auch keiner dumm durchs Leben tappsen (Adorno hat in einem Radiovortrag nach meiner Meinung richtig behauptet, dass niemand dumm sei, sondern dass man dumm gemacht und dann gehalten werde, jetzt so aus’m Gedächtnis heraus referiert), und darum soll Letzteres denn auch ein bisschen verhindert werden, vor allem aber eine Depression, die ich verursacht haben könnte.

Diese paar Zeilen sind eine Reaktion auf die Baustellen, auf denen ich mich bevorzugt in den letzten Tagen tummelte und in wenigen Minuten dahingeworfen, eine halbe Stunde liegenlassen und dann kurz korrigiert worden. Fertig. Zur Aussage sollen Dich die folgenden Bemerkungen hinleiten – ohne dass ich eine Gebrauchsanleitung geben will –

- wenigstens ein Autor weiß nicht, ob er hier richtig „ist“ (geronemo, „Indikativ“)
- bei diesem Text ist fraglich, ob es überhaupt ein Experiment ist, wie zuvor bei anderen Texten auch. Ein Experiment ist zunächst und buchstäblich ein Versuch, der auch in die Hose gehen kann. Aber der Text ist aufgrund seiner Form schon Experiment, denn Du selbst hast einige Regeln erkannt wie die Verwendung von Reimen – „Verwendung zahlreicher Wörter, die sich ähnlich sind“ und zudem „sich schlicht wiederholen“ und vor allem, was meine Brust (hätt’ ich denn eine) schwellen lässt: „was ich [Friedesang] in diesem Fall ausgesprochen gelungen finde“.
- Was fürs „Experiment“ gilt, trifft auch für andere Kategorien zu. So wurde mir empfohlen, meine „Einsatzgeschichte“ (Eigenwerbung stinkt an sich, aber ein Beispiel sollte genannt werden) – ein Kürzestkrimi – in die Kategorie „Experiment“ verschieben zu lassen. Und da wär dann gefragt worden, wo denn da das Experiment wäre. So weit und kurz zum Schubladendenken: Jeder Text ist zunächst Experiment und ob es gelingt, entscheiden andere, gleichgültig in welcher Kategorie.
- Der text – es ist ja nur ein winziger, aber meine Finger zwingen mich immer wieder – trotz besseren Wissens – zur Kleinschreibung des „t“extes – hat sicherlich auch Aussagen, die Leute wie ich z. B. „hinein-„interpretieren“. Aber eine Aussage ist sicherlich, dass immer Selbstzweifel bestehen, ob die aufgestellten Thesen auch richtig sind.

Wenn die Notizen nicht weiterhelfen – einfach Bescheid geben.

Hallo Quinn,

danke für Dein Lob!

Der Schluss ist dann wirklich hart und dass ein Fremder einem Fremden ein blaues Auge schlagen könnte … Abscheuliche Vorstellung und zudem, sofern real, Futter für Kochs Küche.

Grüß Dich geronemo,

des Grübelns ist ein Ende -

oder auch nicht.

So weit, so gut(e Nacht & moin)

friedel

PS: Ach, da hab ich doch schon ’ne Variante ohne „Bumms“ zum Schluss. Aber da schau ich noch mal …

 

Hallo geronemo,

alles so weit richtig, was Du schreibst. Die süddeutsch klingende sprachliche Besonderheit wird allein verwendet, um den Fremden vom Fremden zu unterscheiden und zum Konjunktiv –

selbst auf die Gefahr hin, dass es Widerspruch geben kann/wird –

ist doch korrekt angewendet mit das Schönste, was es in der Deutschen Sprache gibt. Obwohl die Umgangssprache das bisschen Arbeit umgehen will.

Das Komma kann, muss aber nicht weggelassen werden. Da lässt der Duden mehr zu, als man zunächst glaubt.

Hm, ob ich ein „großer Geschichtenerzähler“ bin bezweifel ich. Vielleicht – jetzt kömmt’s wieder – würd’ und wär’ ich’s dann gern (Quinn verzeih mir!).

Gruß

friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

(Quinn verzeih mir!)
Mach bloß nicht immer dieses "tustu", dann können wir Freunde bleiben. :)

 
Zuletzt bearbeitet:

was meine Brust (hätt’ ich denn eine) schwellen lässt:

Jeder hat eine Brust! Nur sind sie bei den Frauen etwas ausgeprägter :D!

PS: Deine Hinweise haben mir voll und ganz genügt!

 

»Mach bloß nicht immer dieses "tustu"«,

tät’s denn ein „tuste“, wie (nicht nur hier) im Ruhrpott gesagt wird? –
Schließlich schrei◡bich wieich◡sprech.

Kleiner Scherz, schließlich sind die Jecken und der Föhn hier ausgebrochen.

Aber soll so sein »dann können wir Freunde bleiben«, Quinn.

Tatsächlich,

friedesang,

wie ich an mir runterschau, da weiß ich nicht:
schaudert’s mich oder muss ich gackern?

Wie dem auch sei,

wünsch ich Euch ein schönes Wochenende

friedel

 

Salü friedel,

*lachlachlach* - also (natürlich nur!) subjektiv gelesen und weil ich inzwischen bemerkt habe, das Du ein nachtaktiver Autor bist, kann ich mir schon vorstellen, das der Prot eins auf die Nase bekommt, wenn er mit nächtlichen Schatten auf Baustellen herumturnt und nach dem Weg fragt. Oder wars umgekehrt? Hat der andere Prot., die andere Prota. (das lässt Du ja offen) nach dem Weg gefragt? Dann hätte der/die andere der Schlag getroffen? Dann wäre Dir experimentell eine gute Geschichte gelungen, in die ich mich gut einfühlen könnte. Wobei das natürlich heikel ist: Mich könnte auch der Schlag treffen ...

Liebe Grüsse aus dem Sturm,
Gisanne

 

Grüß Dich Gisanne,

ja, der Rollen- und/oder Geschlechtertausch ergäbe eine feine Interpretation. Dann setzte ich noch statt des/der „Fremden“ das mittelhochdeutsche „elend(e)“ ein mit allen drei Artikeln und schon wär’s um einige Mehrdeutigkeiten reicher, bekäme gelehrte und belehrende Kommentare etc. Oder experimentierte total, indem ich begänne mit „der/die/das Fremde“ …

Danke für Deine Anregung,

friedel

 

Sprachlich wunderbar, bis auf das "Beudeutung"!
Genau das, was man in einem guten Gedichtband finden würde. Von Amateurdichtern bekommt man solch ein Niveau sonst nicht zu lesen.
Wenn sich der Text auf lyrische Form beschränkt, muss ich ihn allerdings löschen.

 

Hallo Leif

und Danke fürs Lob und für die Fehlerkorrektur!

Wäre schade, wenn Du dieses Experiment sehr prosaischen Inhalts löschtest.

Gruß

friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

Grüß Dich Rosta

und danke für Deine Unterstützung einschl. der Fehlerkorrektur.

Mich erstaunt immer wieder, dass es mir selbst in kürzesten Texten noch gelingt, einen Fehler hinzukriegen! Bin flüchtig wie'n "windje", wie der Holländer so sagt.

Gute Nacht

Friedel

 

hallo Friedel,

mir gefallen die Zeilen und ich find`sie sind hier "richtig"!
Habe nicht versucht das Experiment zu finden oder die Aussage zu decodieren und bin zu dem Schluss gekommen, für mich ist es das Experiment nicht nachzudenken, sondern einfach nur wirken zu lassen.
Hach, ich habs, es ist eigentlich ein Koan...oder?
Egal, mir hat es gefallen.

Liebe Grüße
Katinka

P.S. Der Meister, der dem Schüler einen Koan aufgibt, gibt dem Schüler niemals eine Antwort, ob er richtig oder falsch liegt;)

 

Schön, dass Dir die Zeilen gefallen haben, vor allem aber,

liebe Katinka,

dass Du sie „hier ‚richtig’“ findest. Mit dem „Nichtnachdenken“ lässt Du Dich aber auf ein ganz gefährliches Experiment ein –

aber, das wissen wir beide, in dem Fall kannst Du’s ruhig wagen. Das Experiment scheint ja zu gelingen, ob es allerdings zu irgendeiner Erleuchtung führt …

Wär natürlich noch schöner …

Gute Nacht & moin

friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Friedrichard,

Immer fort, immer dort, wo gerad’ ich nicht bin.

Hannes Wader
Es erinnert mich eh sehr an diesen. Das Gefühl, die Sprache, das Denken.
Das ist gut. Mag den Mann.
Das Ende gefällt mir. Ich mag das, wenn so schonungslos mit Charakteren umgegangen wird. Die meisten Autoren, besonders hier, bauen ja einen schriftlichen Schutzwall um ihre Charaktere, in die sie sich verlieben und denen sie auch so tragische Hintergründe und psychische Kulissen bauen.

Pass hier aber auf, dass es nicht zu lyrisch wird, sonst wirst du nachträglich gestrichen.

Gefällt mir, dieser Pfiff einer KG.

beste Grüße

 

>Pass hier aber auf, dass es nicht zu lyrisch wird, sonst wirst du nachträglich gestrichen<, obwohl ich niemand den Rekord der Löschungen streitig machen will, bin ich mir dessen bewusst - trotz Leifs Beitrag (jetzt # 11 vom 14.01.08) sollt' ich mir da nicht zu sicher sein.

Hallo
Ihr zwo (ich kannet nich' lassen!),

danke fürs Ausgraben der alten Geschichte, die immer wieder mal zu Krisenzwecken hier vor Ort herhalten muss.

Vor allem geht mir die Nennung der Anklänge runter wie Milch & Honig (jetzt kleb ich aber, pfui, pfui, pfui), denn Wader ist schon kein Schlechter (warum leb ich eigentlich nicht mit Viechern in einer Windmühle?), aber Valentin ist dann der Gipfel - wurd' der doch sogar von mir verehrten armen BB verehrt. Gleichwohl wäre niemand das Ende Vs zu wünschen!

Ich dank Euch & wünsch ein schön' herbstlich' Wochenend'.

Friedel

PS: Zudem zeigt sich hier, wie schnell eine KG-Freundschaft wegen nix gefährdet ist, womit das Geschichtchen sogar noch an historischem Wert gewinnt. Aber ich werd sentimental...

 

Nun,

Ihr Lieben,

ich werde nie fertig. Muss ich das irgendwem sagen? Da ist die Frage, ob ich hier richtig wäre, ausgeufert durch Hebung aufgelaufener (gestrandeter) Texte. Sie sind quasi um den ursprünglichen, nicht mal einseitigen Text gewachsen. Gleichwohl ist der alte Text wortwörtlich drin enthalten. Er findet sich direkt unter der Zeile

Am Anfang stand der Epilog!’, bis ihn der Schlag vorm ‚&’ trifft, mit dem ‚IV. Ieh! Dülle trifft Wirklichkeit’ schließt.

Die Kommentare vor diesem Hinweis beziehen sich also allein auf diese paar Zeilen. von
»Ein Fremder trifft einen Fremden …[bis] Da trifft ihn der Schlag.«

Viel Spaß wünscht der

Friedel

 

Lieber Friedrichard,

es ist viel zu sagen, ich sage es schnell:

mal ganz ohne krüptische Andeutungen, im Klartext:
Ganz ungewohnt ist der Klartext, der Titel ist klar verständlich und mit der klar verständlichen Einleitung führst du den Leser in die Problematik. Die Kryptik kommt, aber der Leser hat wenigstens das Gefühl, gewappnet zu sein.

Bisschen kritisch sehe ich die Verwendung von 9/11 und den Vergleich mit den Juden. Hat mich jetzt nicht so begeistert.

»Satiren, die der Zensor versteht, werden mit Recht verboten.«
Schönes Zitat. Zitatantwort: "Man darf alles sagen, was man denkt, man muss eben nur das richtige denken." Leider weiß ich nicht, von wem.

Seht!, das Wunder, es geschieht,
Ist kaum zu begreifen:
Eh der Rollstuhl sich versieht,
Trägt er neue Reifen.
Verrückt, aber das Bild gefällt mir irgendwie. Eigentlich sollte der Rollstuhl jegliche Bedeutung verlieren, weil der Lahme wieder gehen können sollte. Aber Wunder: man geht nicht, man fährt besser.

Dreieinfältigkeit
Gekonnt gespielt. Gefällt mir sehr, allerdings wird hier Unglaube zu Glaubenslästerung, denn lästern tust du.

„Deine Gebrechen, Du armes La[h]m Gottes, fallen leider, leider nicht in die Rubrik Heilig, Verkümmert und Rührend, denn einem Gehbrechen, wie es nach den Richtlinien der Kassenärztlichen Vereinigung in Verbindung mit der Auslegung durchs Heilige Offizium definiert ist, ist das nun mal nicht.“
Silbenschieber, du. Funktioniert hier sehr gut. Gebrechen, Gehbrechen, Lahm, Lamm.

und entschwindet im Berg.
Warum, lieber Friedrichard, nicht statt dem ENT ein VER? Es ist nicht viel um, ich weiß. Interessant auch, ob es überhaupt einen Unterschied gibt.

Doch wie der Lahme das Abschlusswort auslegt, fließt und strömt es aus allen seinen Öffnungen, dass er in und auf seiner eigenen Scheiße zu sitzen kommt und mit der frischen Bereifung durch einen Sumpf rollt aus Rotz’ und Kotze, Pisse und Träne, dass die Milch der frommen Denkungsart und alle Weihwasser versauern.
So klangverliebt wie du bist, würde sich "fließt und strömt es aus all seinen Öffnungen" doch besser lesen. Hier wieder der Wortschatzkampf. Scheiße <=> frische Bereifung, Rotz, Kotze, Pisse <=> Tränen, Milch, Weihwasser. Die Antithese Faktor 3 lässt mich denken, und im Grunde ists eine Klimax, der Orgasmus des Unheiligen. Dreckig und versaut, nix heilig.

Abschlusswort
Meinst du damit "Dominique" oder das davor auch noch?

II. Para diesiger Prolog

»Die Träume träumen Träume ohne Grund.«
Ernst Meister, L’Homme Machine Bleue II (1932)

Tag, traum!, würde Es die bilder in den schluchten des schlafs grüßen, wenn’s dem
Rauschgoldengel begegnete – dem ohne flügel, ohne gold & der erst recht kein engel,
Aber mit beinen bis zum himmel - und noch weiter vielleicht im rausch -
Und haaren bis zum knie, doch zu viel lippenstift auf dicken lippen, die riskierten
Manch unerhörtes wort und führten direkt vom stairway to heaven zum highway to hell.
Ausgespannt -
Lachten wir. – Lachten wir? – Wir lachen! - Noch lachen wir, doch schon
Bettlägrig in den schluchten des schlafs.

„Wer oder was träumte wessen traum?“
Es träumte meinen traum.
„Wem träumte wen oder was?“*
Mich träumte von mir und dear. Mir träumte aber nicht von liebesglühn. Sondern: Ob das hier richtig sei. Ach ja:
Weiß überhaupt jemand, ob man in farbe träumt? Analog oder digital? Wirrtuell!

Die Szene ist mir am meisten Experiment. Wunderbar wirrtuell das Ganze. Ich versuche mal, zu entwirren: Para, bisschen schemisch, soll wohl ein Gegenstück sein, eine Gegenszene.
Dann ein hübsches Zitat, fast in Büchnermanier: "Die Träume träumen Träume ohne Grund." Soll heißen, dass Träume schwachsinnig sind und grundlos und eigennützig? Oder grundlos im Sinne von, da gibt es keinen Boden, keine Grenze nach oben, unten, linksrechtslateral? Nehmen wir mal letzteres, denn dem ES, das folgt, kommt die Traumdeutung als unerschöpfliches Fass Unterbewusstsein am nächsten. Du drückst die Großschrift, um das Es hervorzuheben, das tust du doch, oder? Tagtraum wird zur Begrüßungsformel, eine fiktionale, denn wir sind im Konjunktiv und das Es, in seinem tierischen Trieb, klettert natürlich in den Schluchten. Dann kommt die Bedingung: das Es grüßt, wenn: es ein Rauschgoldengel sieht. Aber danach sagst du sofort, keine Flügel, kein Gold, kein Engel. Bleibt nur der Rausch.
Dann: "Aber mit beinen bis zum himmel" Ja, wie?, denke ich und resümiere: kein Engel, keine Flügel, die Gestalt ist also nicht im Himmel, wohl bei "uns" oder gar noch tiefer? Weiter im Rausch ... bisschen Schminke Aha, wohl auch das Mundwerk ist geschminkt, da stürzt das arme Ding doch tatsächlich vom Himmel in die Hölle und: ausgespannt. Ausgespannt, fremdgegangen? Ausgespannt, entspannt? Ausgespannt, jetzt, ausgedehnt. Ein Spagat zwischen Himmel und Hölle, ja das tät weh. Kurz ge(sch)lacht und eingeschlafen.
Das Es regiert den Traum, ein Traum beginnt, schön und zu Über-Ich, aber dann, oh, dann. Wird's böse. So lese ich das.

liebesglühn
Ich weiß noch, in der Schule, da habe ich mal irgendetwas Sexuelles in eine Szene reingelesen, das habe ich dem Lehrer dann auch so hingeschrieben. War dann nur peinlich, dass das null sexuell war. Dennoch: Ich unterstelle es "deinem" Traum!

Weiß überhaupt jemand, ob man in farbe träumt? Analog oder digital? Wirrtuell!
Schwarz/ weiß mag man denken, träumen tut man aber schon seit längerem in Farbe. Dass schreibst du ja selbst: Gold, Lippenstift. Analog oder digital? Die geniale Antwort: wirrtuell. Ich liebe diesen Neologismus, wirklich. Er sagt so vieles und trifft dem Ochsen direkt auf die Stirn!

Yin & Yang, Ping + Pong
Wie wenn man von Homer spricht, und alle an die Simpsons denken.
Jetzt die Gegensätze:

Gegensätz’ ziehn sich an, flüstert der Kopf zu Adam.
Gegensätz’ ziehn sich aus, gärt Evas Sympathikus.
Gegensätze ziehen sich aus!, jubelt Eva.
Gegensätze ziehen sich an, hält Adam streng dagegen.
Da kommt etwas Altes, nicht wahr. Das habe ich schon einmal gelesen. Nur hast du was hinzugefügt. Gefällt mir jetzt besser, klingt nicht so abstrakt.
"Ich bin im Paradies, dachte Eva.
Da fasste Adam an ihre Äpfel."

K. o.!,
und buchstabiert vorsichtig weiter –
ih –
tus,
Ich habe aufgepasst in Terminologie. Hattet ihr Sex? Nein, wir hatten Koitus.

Störenfriedchen warnt:
Wo man hinschaut: Gegensätze. Ein Störenfried warnt nicht, sondern stört.

Ausnutzen sich Gegensätze, hofft die Gier.
Das erinnert mich allerdings an Erich Fried, Liebe ist und so.

Das Liebe des Kaufmanns in Schuld und Sühne: AMORtisation.
Scheint mir falsch. Die Liebe ...?

Dülle trifft Wirklichkeit
Da komme ich ins Spiel! =)

Der Kreis schließt sich und kreißt.
Meinst du greist oder kreist?

kann es sein, dass ich "Satz & Ball" geträumt habe?
Und es passt rein, wunderbar.

Eine alte und umso alltäglichere Geschichte
alttäglich

Pfeifenwettstreit auf der Wartburg ein Bein weggeflötet wurde.
Woher kommen solche Gedanken??? Und wie krank ist ihre Symbiose, eine Fabel, eine fabelhafte Fabel.

An dieser Stelle muss ich sagen: Ich lese deine Zeilen, einmals, zweimals und ich verstehe ein wenig, dann wieder ein bisschen mehr, dann rennen deine Zeilen davon und mein Verstand hinterher. Man kann so viel reinlesen in dein Experiment und das - sage ich dir ja oft - finde ich toll. Weil es ja wirklich kein Schwachsinn ist, den du schreibst. Das ist kein Schwachsinn, sonder Starksinn und um zu berühren, muss man schließlich nicht begreifen. Ich genieße deinen Text wirklich. Er ist schön, wunderbar literarisch, tiefsinnig, hochsinnig, auf so vielen Ebenen unterhaltsam und gleichzeitig eine Parabel über diese Plattform, über das Leben und so vieles, vielleicht über mich selbst.

Das Auge spricht bedeutungsschwer: „Da steht wat druff.“ -
Zunge, Ohr und Nase darauf wie aus einem Mund: „Wat dann?“
Ich lese das Körperspiel und dann "Zunge, Ohr und Nase rufen wie aus einem Mund." Hut ab, das ist Kunst!

Der Taube kann nix hören, der Blinde kann nix sehn, der Stumme kann nix reden und wir woll’n nix verstehn.
Blind ist eben der, der trotz Augen irrt.

Du kannst (rückblickend) wirklich froh sein, dass Satz und Ball geschlagen wurde und geflogen ist, der Geschichte Wiederkehr ist wirklich gut geworden, gutes Comebäck!

Ein Jammer, dass du nicht in Deutschbücher gedruckt wirst. Die Schüler hätten ihren Spaß!

Beste Grüße
markus.

 
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Lieber Friedel,

am frühen Morgen kann man noch nicht kommentieren, aber sich freuen und lachen und einfach deinen Sprachwitz genießen.

»Satiren, die der Zensor versteht, werden mit Recht verboten.«
Karl Kraus
Schon der Anfang gefiel mir, das gewählte Zitat denkt so schön um die Ecke. Und genau das ist das, was mir an deinem Text so gut gefällt. Es ist ein freches Lesevergnügen, wenn man denn von zu vielen Regeln die Schnauze voll hat, wie mir das leider allzu oft so geht.
Ja - dein Text ist schön und frech und in Frage stellend und sich dabei selbst verarschend. Und alle anderen gleich mit. Ob das nun die Sprachfriemeleien sind, die kleinen Respektlosigkeiten oder einfach nur eine gute Portion Anarchie. Ja, manchmal erinnerst du mich direkt an Gernhard oder andere der Frankfurter Schule.
Die Leute, mit denen ich zusammenarbeite, würden sagen: abgefahren.

Und da ist im besten Sinne was dran. Und mich lässts auch abfahren mit besserer Laune als vorher werde ich jetzt nämlich als Lahm Gottes zur Arbeit wandeln.

Vielen Dank für diesen anarchischen Spaß
Novak

 

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