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Ikarus

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Ikarus

Ikarus
für Panamarenko (14.12.2019)

Jemand versucht, mir eine alltägliche Geschichte zu erzählen. Zunächst hör’ ich geduldig zu:

"Morgens fiel ein Mensch in den besten Jahren, loyaler Untertan seiner Herren und unbescholtener Bürger seines Gemeinwesens, dem Kirchgang abgeneigter Protestant, begnadeter Buchhalter seines HERrn und so weiter aus seinem Bett, ohne größer'n Schaden zu nehmen. Jedenfalls stellte er sich auf die Bettkante, breitete die Arme aus und schlug mit ihnen die Luft; dann sprang er hoch und weit ins Zimmer, um, natürlich, auf den Boden zu plumpsen.
Was tustu da?, fragte ich.

Er antwortete, dass er frei wie ein Vogel sein wolle, worauf ich sagte, Vögel seien auch nicht freier als and're Geschöpfe.
Trotzig erwiderte er: Sind Vögel nicht freier als and're Geschöpfe auch, will ich wenigstens wie'n Vogel fliegen können!, stellte sich erneut auf die Bettkante und wiederholte das Schauspiel - natürlich erfolglos.
Natürlich, sagte ich, Du bist kein Vogel und kannst nicht fliegen.
Darauf nannte er seinen Vater ungerecht: mein Schöpfer ist ungerecht, dass er nicht alle Geschöpfe mit gleichen Fähigkeiten ausgestattet hat."

"Heißt Ihr Mensch vielleicht Hamm?", fragt der Hörer den Erzähler, der gar nicht hinhört und fortfährt:

„Das Schauspiel wurd' wiederholt, bis sich der Mensch erschöpft auf die Bettkante setzte.
Er beugte sich vor, stützte seine Ellbogen auf die Knie, vergrub den Kopf in den Händen und grübelte.
Kannstu nicht fliegen, sagte ich schließlich, so lass Dich doch fliegen. Mach Dich federleicht. Oder setz' Dich in ein Flugzeug mit allem Komfort.
Er erwiderte, er wolle fliegen, nicht geflogen werden.

Ich hatte gehört, einige Kosmonauten wären im Weltraum geblieben und man müsse annehmen, dass sie entmaterialisiert worden seien. - Das könnte die Lösung Deines Problems sein, sagte ich.

Der Gedanke behagte ihm nicht: dass ich mich entmaterialisiere, soll eine Lösung meines Problems sein? Er traute dem nicht. –
Nicht wirklich, mein ich. –
Wie sonst? –
Indem Du Dich vergeistigst. –
Er staunte: was müsste ich dazu tun? –
Denken, denk ich.
Und er versuchte zu denken.

Einst war er ein großartiger Denker gewesen, einer, der mit seinen Ergüssen Bibliotheken anfiel und entjungferte. Allein, er hatte nie seine Gedanken aufgeschrieben, nicht einmal seine Gedanken geäußert, dass man sie hätte notieren können. Jetzt kreisten seine Gedanken in Soll und Haben, kontierte er werktäglich jahraus, jahrein Daten, die ihm andere Leute ins Büro hineinreichten und die von ihm an wieder andere Leute weitergereicht wurden und schrieb mit seinem Team Bilanzen.

Nun saß der Mensch auf der Bettkante, schaute vor sich hin, versuchte zu denken:
FLIEGEN GEDANKEN?
DENKEN FLIEGEN?
MACHT DENKEN FLIEGEN?
MACHT DENKEN FREI?
Kluge Menschen behaupten, Gedanken seien frei.
Aber worüber kann man schon denken? –
Er dachte ans Büro. –
Über nützliche und nutzlose Dinge kann man denken, über ziemlich alles und nichts. –
Dauert das nicht recht lang?, bemerkte er, um dann doch sehr tief zu denken.
Er hatte sich gedanklich eingegraben und verlor sich darinnen:

ES DENKT. ALSO IST ES.
ES DENKT MICH, ALSO WERD ICH
GEDACHT. ABER SOLLT ICH ES
SEIN, SO BIN ICH ES, DAS SICH
DENKT. ZUMINDEST KÖNNT ICH
MICH DENKEN. NUN: DENKE MICH!
ICH DENKE MICH. ALSO BIN ICH.

Er stockte.
Wenn's mich aber zum Besten hielte, wär' ich dann noch Gedanke? - Er zog eine besorgte Fratze: Wenn ich mich zu denken vergäße, wäre ich dann gedankenlos weniger als denkend? –
In eine gedankliche Sackgasse geraten, verwarf ers Denken.

WIE WÄR ES, WENN ICH GINGE,
STATT ZU DENKEN? SO WÄR ES:
ICH GEHE, ALSO BIN ICH,
DENN FIEL ICH AUF DIE NASE,
WÄR'S MEIN SCHMERZ, DEN ICH FÜHLTE,
UND MIR WÜRDE GEWISS: ICH BIN!

Erneut stockte er, denn der mögliche Schmerz schmerzte ihn, dass er allerlei Rumoren im Kopf hatte und auf dem Kopf eine Schlafmütze, dass es mehr in ihr als in seinem Kopf herumging.

Ein neues Projekt keimte in ihm: Bin ich kein Vogel und recht erdgebunden, so will ich mir doch einen Apparat bauen, der fliegen kann.
Er ging ans Werk, kritzelte Zahlen, rechnete nach geheimnisvollen Formeln, bastelte Flugobjekte, experimentierte, verwarf, entwickelte weiter, schindete sich und einen hoch technischen Eindruck.

Heißt er vielleicht Panamarenko?, frag' ich mich.

Irgendwann entschied er sich für ein Modell, das einer Mischung aus einem degenerierten Seepferdchen und einem Mondkalb glich.
Er rieb sich die Hände und meinte, dass das Gerät vom technischen Standpunkt aus flugfähig sein müsste.
Eigentlich aber, so sagte er sich, sei's unwichtig, ob's fliege oder nicht.
Wichtig schien ihm allein zu sein, dass es fliegen könnte.
Er war einfach erregt und suchte, sich zu beruhigen.
Was soll's!
Bau' ich eine Flugmaschine, die eigentlich fliegen müsste und dennoch nicht fliegt, so flieg ich immerhin mehr als einer, der sich in ein Jet setzt und chauffieren lässt.

Er heißt Panamarenko, denk' ich, sag' aber nichts.

Er schindete einen hoch technischen Eindruck, berechnete das Gewicht von Mann und Maschine, die zum Flug notwendige Energie, Spannweite, Propellerwirkung, Auftrieb, Kraftübertragung, zeichnete, sägte, brannte, formte, leimte, hämmerte, schraubte, verglich und schwitzte.
Er realisierte einen Flugapparat, einem dürrbeinigen Schlachtross und einer Nähmaschine nicht unähnlich. Als die Flügel angesetzt waren, geriet das Nähmaschinenross zum Pegasos.
Er betrachtete die Maschine: ich werde sie Europa nennen, auf dass sie den Stier zu neuen Gefilden trage. –
Wahrscheinlich wird sie niemand zu neuen Gefilden tragen. -
Du wirst ganz schön staunen, wenn sie trotz Deiner Unkenrufe fliegen wird.
Er setzte sich auf Europa, lief an und tat mit dem Gerät einen mächtigen Satz ins Zimmer.
Ich staunte: Europa flog!
Er jubilierte, Europa trug ihn.
Ich war sprachlos.

Jeder Beobachter wär' sprachlos gewesen, bemerk' ich, ohne den Erzähler unterbrechen zu können.

Und er rief, öffne das Fenster, ich will hier 'raus!
Da sie einige Kreise gezogen hatten, öffnete ich das Fenster.
Der Mief aus Abgasen, Schweiß und Gestank, das Gebräu des Lärmens, Plärrens und Schwätzens schlug mir aus dem Gewimmel der Ameisen in der Straßenschlucht entgegen. Nase und Ohren verschließend beobachtete ich, dass Europa und er den Weg durchs Fenster nahmen und gleichmäßig und zügig immer höher stiegen.
Mir stockte der Atem. Wird er je heimkehren?
Und ich war sprachlos."

Ich auch, denn der Erzähler unterbricht die Handlung und gibt zu, dass er mit ihm identisch sei:

„Er ist ich und ich war er, kurz: Erich.“

Der Zuhörer sagt ihm, dass er ihn damit nicht überrasche, worauf der Erzähler fortfährt:

„Je höher Europa stieg, desto wacher glaubte ich meine Sinne.
Ich schaute über die Stadt weit ins Land hinein, erkannte Neugierige, die entsetzt in die Höhe starrten, ich vernahm auch einzelne Laute, konnte aber keinen Sinn heraushören. Irgendwann erschrak ich. Europa schlingerte. Sie stöhnte, hustete, spuckte, ruckte und zuckte ...

Vielleicht bedurfte sie einiger Schonung auf dem Jungfernflug, bemerk' ich. Vielleicht war sie allergisch gegen Höhenluft und Witterungseinflüsse. Vielleicht war sie gar zum Fliegen ungeeignet, geb' ich zu bedenken. Der Erzähler ignoriert die Bedenken:

Europa sackte ab.
Stürzte um.
Unsere Körper trennten sich und
rasten mit zunehmender Fahrt
abwärts.“

Ich stell' fest, dass der Erzähler mit wachsender Unruhe redet: er hetzt. Er wird gehetzt.

„Jedes Fleckchen Erde geriet mit ander'n zur Synthese, sich verflüchtend zu neuen Synthesen. Stürzen. Nichts fühlen. Nichts denken. Stürzte gleichgültig, tanzte schwerelos. Kopfüber, kopfunter. Geblendet. Gelähmt. Stumm. Taub. Sinnenlos. Sinnlos.“

Der Erzähler schweigt einen Augenblick und erzählt dann gelassen weiter:

„Nur langsam kehrten die Sinne wieder. Durcheinandergewirbelt lagen die Knochen und kalter Wind blies durch sie. Alle Glieder schmerzten. Alt fühlte ich mich. Schrei'n wollt' ich und vernahm nur Krächzen. Ich öffnete den Mund, der nurmehr auf und nieder klappte, steif, fest und vorgewachsen war. Abtasten wollt' ich ihn, bracht' aber die Arme nicht nach vorn'. Die Füße verkrampften sich. Der Rücken war steif, als wär' er verwachsen. Den Kopf aber konnt' ich ungewohnt weit dreh'n.
Ich fragte mich, ob ich das noch wär', was ich da sah, und hörte wieder das Krächzen: ich blickte auf schmale, steife Schwingen und einen schmutziggrau gefiederten, leicht gekrümmten Rücken.“

Heißen Sie vielleicht Samsa?, frag' ich und zieh' die Frage sogleich wieder zurück, denn Samsa fühlte sich ja als ein ungeheu'res Ungeziefer.

„Automatisch hatten die Schwingen, von denen ich nicht wusste, ob sie zu mir gehörten,
geschlagen und dadurch die sausende Fahrt beendet. Mit den Schwingen, die zu mir gehörten, des' war ich mir nun sicher, bracht' ich die Luft unter und hinter mich, um erneut aufzusteigen.
Ich glaubte, die Stimme des Vaters zu vernehmen, die mich ermahnte, den mittleren Lebensweg zu nutzen und die Extreme zu meiden. Denn, so redete die Stimme,

steigstu zu tief hinab, so werden Dich die Wasser des Sumpfes beschweren, um Dich herabzuziehen, Dich zu ersäufen.
Versteige Dich aber auch nicht in der Höhe. Denn näherstu Dich der Sonne, so wird sie Dich erhitzen, und Dein Kleid wird Feuer fangen, dass es Dich hinabstürzt und es Dir den Hals bricht.“

Er solle nur seinem Vorbild folgen, und so. Ich glaub', ihn ertappt zu haben und frag', ob er nicht Ikarus heiße. Aber er erzählt weiter:

„Und ich lernte es ihm nachtun. Besonnen und kunstvoll schlug ich die Schwingen, den Flügelschlag zum Vorankommen nutzend. Ich stieg auf, dem Platz an der Sonne entgegen, den ich insgeheim meinen Platz nannte.“

Er schweigt, dass der Gast und in der Folge auch wir fragen: wo denn da die Pointe bleibe, schließlich hören wir nicht einer alltäglichen Mär zu, ohne dass uns eine Pointe geliefert wird!

„Wo die Pointe liegt?", fragt dieser Jemand und überlegt.

„Nun, ich konnte fliegen, hatt' es nur noch nicht gemerkt.
Mein Leben war bisher einförmig gewesen, also war es notwendig, dass ich es merkte.
Und so flog ich eines morgens davon.
Allein: ich war unfähig zu manöv'rieren. Abgescheuert war mein Schwanz vom vielen Sitzen.
Aber ich hab' dies Land gefunden, das mir bewohnbar erschien, und bin hier geblieben.“

Gott sei dank! meinen wir, allzu leicht wär' aus einem Jemand ein Niemand geworden, drück' mich in die Polster meines Sessels und les' weiter …

 

Raben, deine Vorbilder für das Ikaross, das als Pegasus über dich hergefallen ist und dich durch die Höhen und Tiefen der alteuropäischen Literatur achterbahnisierte, gelten ja als symbolische Allrounder. Vom Totenvogel zum Weisheitsonkel, vom Ernährer von Elias zum Galgenvogel, von Apollons Liebling zum christianisierten Bösen, das immer und überall herrscht,

lieber Friedel,

so weiß ich als Leser nicht, soll ich jedes zweite Wort googeln, im Brockhaus nachschlagen und die Suchfunktion der digitalen Bibliothek „Werke der Weltliteratur“ betätigen? Wenn ich das so täte, stürzte ich wohl ab wie so mancher Star-fighter, der im Himmel zu hoch gestiegen ist.
Es ist doch eine

alltägliche Geschichte,
die im Polstersessel anfängt und endet.
Bei Freud war es die Couch!
Was lernt uns das? Geschichten verwirren! Man kennt sich nicht aus, will in die Höhe, fällt runter, hat Angst vor dem Fliegen (und Sex), schlüpft in den Overcoat des Doktor Freud, man schwindelt, belügt sich und andere, betrügt und wird betrogen, denkt und vermeidet es, fliegt und flüchtet. Das volle Programm menschlicher Wirrnis wird ausgebreitet in dieser deiner Geschichte.
Und das soll Literatur sein?
Ich sehe keine Raben, ich sehe Aasgeier herumschwirren, was diese Vögel nur in höchster Aufregung tun, und sich darauf freuen, wenn die übermütige Figur des Fliegers am Boden aufschlägt und sich alle Knochen und das Herz bricht. Dann können sie sich bequem ans Mahl machen und die letzten Reste des Plattfußes fressen.
So sehe ich als Leser es: Wer so übermütig ist, dessen Hochmut kömmt vor den Fall.
Aber siehe da, ein reitender Bote verkündet, er ist doch nicht ganz tot, nur Knochenbrüche, kein Herztod und Hirntod schon gleich gar nicht.
Und weiter geht es „Brüder, zur Sonne zur Freiheit“.
Da schauen die Aasgeier blöd in den Flachbildschirm, die die alte Geschichte so gerne gehört hätten, dass der Sohn dem Vater nicht gehorcht und deswegen bestraft wird.
Zum Schluss, lieber Friedel, so geht es nicht:
„Er ist ich und ich war er, kurz: Erich.“
Dass nun Honecker so wieder in die Geschichte eingreift, muss nicht sein.
Die besten Geschichten sind die, die man nicht versteht.
Warum?
Die Antwort findet man bei zweiten, dritten, xten Lesen der Geschichte.
Herzlichst mit der Formel gerne gelesen, nein, sehr gern gelesen, nein, mehrmals gelesen
Wilhelm

 
Zuletzt bearbeitet:

„Unverständlichkeit ist im Zeitalter universaler Medientauglichkeit ein Akt ästhetischen Widerstands“, erkennt Ijoma Mangold richtigerweise im heute erschienen Literaturmagazin der Zeit zur Frankfurter Buchmesse*,

lieber Wilhelm,

und trifft sich da mit Deinem Fazit:

Die besten Geschichten sind die, die man nicht versteht,
und ich bin mir sicher, dass Du gar nicht googlen brauchtest.

Raben, deine Vorbilder für das Ikaross, …
sind mir in der Tat immer schon lieber gewesen, als die Wellensittiche (benannt nach „Tolstoi“ und „Dschiddibatzki“, einer Kunstfigur des unvergessenen Werner Finck) oder Fische (wer hält sich schon Seinesgleichen im Aquarium?) gewesen, bevor der Wolf in seinen Derivaten in mein Leben sprang).
Raben sind allrounder unter den Singvögeln, wie sie überliefert sind, als Ratgeber
Weisheitsonkel
Ernährer und barmherzige Samariter in der Wüste (heute würde man sie als „Tafel des Prekariats“ verhöhnen, wüsste man noch was mit dem Ausdruck 1. Könige 17,6 zu verknüpfen, eben:)
was sie dann gar nicht mehr so teuflisch und räuberisch (auch Elstern sind Rabenvögel) erscheinen lässt. In Wirklichkeit sind sie die Intellektuellen im Vogelreich und moralischer (gesellige – oder sollte man sagen: soziale – Tiere mit strenger Einehe!) als der Laie es glauben mag.
Aber soll es nach so viel Offenbarung ein Geheimnis bleiben, dass der Titel ursprünglich tatsächlich „Ikaross“ lauten sollte?

Aber was der Fingerzeig

Zum Schluss, lieber Friedel, so geht es nicht:
„Er ist ich und ich war er, kurz: Erich.“
Dass nun Honecker so wieder in die Geschichte eingreift, muss nicht sein,
andeutet, muss richtig gestellt werden:

Sowenig ich an Honni gedacht hab oder ans staatskapitalistische teutsche Experiment des geballten Kleinbürgertums, so sehr ist es übers Wortspiel zwischen den Personalpronomen gebildet worden zur Identifizierung des Ich in Ihm, das auch ein Ihr sein kann gebildet worden. Da wäre dann freilich was Sieches geworden und beim Es gar ein gestreckter Essig (es
ich). Da zieh ich dann doch die Seelenverwandtschaft zu Erich Fried vor, der dann umgestellt wieder ein Fried(e)rich wäre …

Dank Dir für Deutung und umfassende Rundschau über dieses weite Feld!

Gruß

Friedel

* Ijoma Mangold: Elitärer Punk, Zeit Nr. 41 vom heutigen Tage, Literatur-Beilage September 2013, S. 12 f.

Achja, Mangoldt schließt die Rezension zum schaudernden Fächer der Ann Cotten: „Ein Spaß war es nicht, aber eine Erkenntnis schon.“ (ebd., S. 12)

Nachtrag 21.04.22: Durchstrich beseitigt (wahrscheinlich durch das Instrumentarium in der Leiste ausgelöst)

 

Lieber Friedrichard,

oh ha. Ich will gar nicht wissen, was man alles im Text finden kann, wenn man denn könnte. Aber geht auch ohne groß zu Können. Mich ist ein leichtes Grinsen überkommen, da ich den Flug mit dem Leben verglichen sah. Aber wo wären wir, gäbe es da nicht all die Leute mit ihren Visionen, die sich vom Mittelweg entfernten, um der Sonne entgegen zu streben.

Kluge Menschen behaupten, Gedanken seien frei.
Aber worüber kann man schon denken? –
Er dachte ans Büro. –

LOL

ES DENKT. ALSO IST ES.
ES DENKT MICH, ALSO WERD ICH
GEDACHT. ABER SOLLT ICH ES
SEIN, SO BIN ICH ES, DAS SICH
DENKT. ZUMINDEST KÖNNT ICH
MICH DENKEN. NUN: DENKE MICH!
ICH DENKE MICH. ALSO BIN ICH.

Nicht neu, aber in dieser Variante sehr hübsch.

Mein Leben war bisher einförmig gewesen, also war es notwendig, dass ich es merkte.
Und so flog ich eines morgens davon.
Allein: ich war unfähig zu manöv'rieren. Abgescheuert war mein Schwanz vom vielen Sitzen.
Aber ich hab' dies Land gefunden, das mir bewohnbar erschien, und bin hier geblieben.“

Eine sehr schöne und versöhnliche Pointe.

Gott sei dank! meinen wir, allzu leicht wär' aus einem Jemand ein Niemand geworden, drück' mich in die Polster meines Sessels und les' weiter …

In diesem Sinne ...
Beste Grüße, Fliege

 

Der Philosoph, der Weltenerklärer, der Euroskeptiker, der Rechnikfreund (oder -feind?)
ach was der Dädalus der Wortlüfte,
der Friedrichard hiesiger Gefilde :confused:

Ich habe mir vorgenommen die Geschichten und Copys zu lesen und jeweils ein paar Worte zu hinterlassen. So fange ich bei dem Ursprung an und gewiss bei Friedel ...

Um der Sache gerecht zu werden lese ich mal im Original. Ovid schreibt:

Daedalus interea Creten longumque perosus
exilium tactusque loci natalis amore
185 clausus erat pelago. 'terras licet' inquit 'et undas
obstruat: et caelum certe patet; ibimus illac:
omnia possideat, non possidet aera Minos.'
dixit et ignotas animum dimittit in artes
naturamque novat.
In der Übersetzung in etwa:
Dädalus, der Kretas und der langen Verbannung überdrüssig war und der berührt war von der Liebe zur Heimat, [185] war inzwischen vom Meer umschlossen. Mag Minos das Land und das Meer versperren, jedoch steht der Himmel sicher offen. Auf diesem Weg werden wir gehen. Er mag alles besitzen, die Luft besitzt Minos aber nicht.

Und dann vergleiche ich mit deiner Geschichte, die aus Schichten besteht, humorvollen, manchmal flachen, manchmal tiefsinnigen Pointen...
Auf den ersten Blick beginnt es mit einer flachen Pointe
„nur wer vögelt
kann auch fliegen“
nett zweideutig, dennoch etwas plump (kommt übrigens von plimbum = Blei glaube ich)

Die Ausgangslage ist der von Ovid zunächst unähnlich:

er frei wie ein Vogel sein wolle,
Bei Ovid geht es um eine Rebellion

Darauf nannte er seinen Vater ungerecht: mein Schöpfer ist ungerecht,
hier passt es wieder...

Wie sonst? –
Indem Du Dich vergeistigst. –
Er staunte: was müsste ich dazu tun? –
Denken, denk ich.
Und er versuchte zu denken.
sich frei denken, entgeistigen/vergeistigen wäre allerdings eben nicht denken...

Einst war er ein großartiger Denker gewesen, einer,
der Sprung in die Vergangenheit kommt mir zu abrupt

FLIEGEN GEDANKEN?
DENKEN FLIEGEN?
MACHT DENKEN FLIEGEN?
MACHT DENKEN FREI?
Wortpiel, sprachverliebt :)

ES DENKT. ALSO IST ES.
ES DENKT MICH, ALSO WERD ICH
Thomas von Aquin (war der das=?) Gottesberweis: allles was denkbar ist und gedacht wird, existiert Alpträume gibt es wirklich...

Heißt er vielleicht Panamarenko?, frag' ich mich.
panamarenko? kapier ich nicht...

einer Mischung aus einem degenerierten Seepferdchen und einem Mondkalb glich.
lustiges Bild

Ich staunte: Europa flog!
Er jubilierte, Europa trug ihn.
aha: Europa fliegt und fällt, schöne Metapher

„Jedes Fleckchen Erde geriet mit ander'n zur Synthese, sich verflüchtend zu neuen Synthesen. Stürzen. Nichts fühlen. Nichts denken. Stürzte gleichgültig, tanzte schwerelos. Kopfüber, kopfunter. Geblendet. Gelähmt. Stumm. Taub. Sinnenlos. Sinnlos.“
sehr gut :)

Heißen Sie vielleicht Samsa?, frag' ich und zieh' die Frage sogleich wieder zurück, denn Samsa fühlte sich ja als ein ungeheu'res Ungeziefer.
purer Bildungsversatz, das braucht es nicht...

Aber ich hab' dies Land gefunden, das mir bewohnbar erschien, und bin hier geblieben.“

Gott sei dank! meinen wir, allzu leicht wär' aus einem Jemand ein Niemand geworden, drück' mich in die Polster meines Sessels und les' weiter …
toller Satz und schönes Ende

Das Wachs hat mit gefehlt, die Geschichte (oder ist es ein Pamphlet?) mag ich sehr...
Ich segel jetzt mal über die dichten Wälder
viele Grüße
Isgrims

 
Zuletzt bearbeitet:

Offensichtlich wird diese Geschichte - die ich übrigens selbst für die beste meiner ersten Jahre hierorts halte - immer in Wellen ausgegraben, wie itzo durch sonne. Gleichwohl muss ich Euch zwei beiden danken, sie nicht nur gelesen, sondern auch kommentiert zu haben - und da fangen wir am besten mit dem offensichtlich gelungenen Ende (was ja auch schon was wäre) an.

Schön, dass es Euch gefällt!

Hallo Fliege!,

tatsächlich bin ich der Auffassung, dass man gar nix wissen brauchte, um in die Geschichte einzusteigen und durchzukommen. Oder fragt jemand sich ernsthaft auf Schritt und Tritt nach dem Sinn des Lebens und wo der denn nun bitte schön herkäme? Es ist eine einzige Abschweifung, wenn man so will, von allem, was mich bis dahin beeinflusst hat. Wer wollte, könnte sogar Karl (passend zum Monat) May drin finden. Apachen zu Pueblos verwandeln hat schon was ... und alles, naja, fast alles im stillen Kämmerlein der Vollzugsanstalt.

Die Konstruktion

Mich ist ein leichtes Grinsen überkommen, ...
gefällt mir ungemein, nicht, weil Du mal wieder über mich grinsen konntest (kannze doch immer, ne?), sondern weil die nicht jeder hinbekäme ohne größeres Grübeln, und dann noch der geliebte und vom Aussterben bedrohte Konjunktiv ... Wobei
– LOL
mir so fremd ist wie die Aküspra seligen Angedenkens überhaupt. Okay, ich hab neben Sütterlin auch Steno gelernt (was im Studium nicht die schlechteste Fähigkeit war) und Kürzel-n geübt. Aber die Ikonographie des Internets wird mir fremd bleiben.

Nicht neu, aber in dieser Variante sehr hübsch.
Na, was ist schon neu, vor allem für einen, der aufgrund des tauben Ohrs in Lennon's All You Need is Love dieZeile hörte "Nothing you can't say, that isn't said" (die da gar nicht drin vorkommt). Alles wird im Prinzip neu aufgelegt, wie wir ja auch immer noch die alten Troglodyten sind - auf technisch höherem Niveau.

Der Philosoph, der Weltenerklärer, der Euroskeptiker, der Rechnikfreund (oder -feind?)
ach was der Dädalus der Wortlüfte,

aber, aber, liebe Isegrims,

wer zum Teufel ist "Rechnik"?

Ich habe mir vorgenommen die Geschichten und Copys zu lesen und jeweils ein paar Worte zu hinterlassen. So fange ich bei dem Ursprung an und gewiss bei Friedel ...
Puh, da bricht mir der Schweiß aus. Da steht Dir aber bei meinem Los ja wirklich was bevor, wobei der vridel, Freund isegrim und - die Namen sind ja in einer früheren Stufe, die viel klangvoller, schon fast romanisch-melodiös klingend - war, als unsere an stummen Vokalen abgeschliffene Sprache - wozu LOL unddergleichen kräftig beitragen wird.

Klar, das Eingangszitat ist flach wie der höchste Höhenflug überm Gasometer. Aber wenn man nahezu in Nachbarschaft zur noch aktiven Hälfte des einzigen richtig bissigen Frauenkabaretts unserer schönen Republik lebt, bleibt es nicht aus auch Flachsinniges zu produzieren. Plimbum halt!, aber kein Blei oder sonstige Belastung für mich (oder Daddy loos?), Da Da war auch schon da.

Die Ausgangslage ist der von Ovid zunächst unähnlich:
jawoll, Mme. Holmes.

Und er versuchte zu denken
. sich frei denken, entgeistigen/vergeistigen wäre allerdings eben nicht denken...
Ja, kenn ich, wenn andere zu Meditieren meinen, penn ich einfach weg ...

Einst war er ein großartiger Denker gewesen
, der Sprung in die Vergangenheit kommt mir zu abrupt
Kann sein - wie könnt ich Dir helfen?
Wortpiel, sprachverliebt
Nur im Spiel ist der Mensch frei, sagt der andere Fritz.

Thomas von Aquin (war der das=?)
Wüsst ich jetzt nicht - aber nothing Eye can't see, that isn't sawn - oder so. Aber es bleibt in Frankenlanden.

Gottesberweis: allles was denkbar ist und gedacht wird, existiert Alpträume gibt es wirklich...
Sorge macht mir da nur das Internet und die A-Bombe und die Neutronenbombe ... Wohl dem, der sich eines Tages den Kölner Dom von GoogleGlass erkären lässt ...

Heißt er vielleicht Panamarenko?, frag' ich mich.
panamarenko? kapier ich nicht...
Belgischer bildender Künstler, etwa das, was Escher für Malerei und Grafik war.

Doch, doch, Samsas bedarf es, bevor er mit Samsung verwechselt wird ...

Das Wachs hat mit gefehlt,

Isa,

wir sind hier nicht unter Imkern. Okay, eines Tages fießt der Honig aus 3-D-Druckern, aber bis dahin dürfen doch Sumsemann und Bienchen summen, gelle?

die Geschichte (oder ist es ein Pamphlet?) mag ich sehr...
Was den alten Sack halt freut ...

Dank Euch beiden!

Dante Friedchen

(jetzt nicht nach Spuren aus der Hölle suchen ... Die ist weitaus realer ls man glauben mag von dieser Welt)

 

Hallo Friedel,


Ich, der gebangt hat, noch einmal ein copy zu einem deiner Texte schreiben zu müssen, stolpert nun über deinen Ikarus - und ist entzückt. Ist ja kein Geheimnis, dass ich deinen Texten eher weniger abgewinnen kann und ich die Suche nach einer Vorlage für mein copy als ziemlich anstrengend wahrgenommen habe.
Diesen Text hier muss ich übersehen haben. Oder ich bin gerade entspannter, offener, wasweißich, dass ich hier ein Vergnügen in den/zwischen den Zeilen finden kann.
Ich behaupte nicht, den Text verstanden zu haben. Aber darauf kommt es ja auch nicht an, oder? Er hat gewirkt. Nehme die Freude am Wortspiel wahr und an und erwische mich beim Schmunzeln. Obwohl meine Augen über manche Zeile geflogen sind, bleiben ein paar herrlich Eindrücke, die ich dir hinterlassen will:


nur wer vögelt
kann auch fliegen“
Missfitts, Das „Wennze meins“-Lied
Was für ein herrlicher Einstieg, der erste Grinser, der für mich quasi das Programm vorgibt


Indem Du Dich vergeistigst. –
Er staunte: was müsste ich dazu tun? –
Denken, denk ich.
Und er versuchte zu denken.
Hrhr


Einst war er ein großartiger Denker gewesen, einer, der mit seinen Ergüssen Bibliotheken anfiel und entjungferte.
Schöne Formulierung


Irgendwann entschied er sich für ein Modell, das einer Mischung aus einem degenerierten Seepferdchen und einem Mondkalb glich.
Bruhaha


Er rieb sich die Hände und meinte, dass das Gerät vom technischen Standpunkt aus flugfähig sein müsste.
Eigentlich aber, so sagte er sich, sei's unwichtig, ob's fliege oder nicht.
Wichtig schien ihm allein zu sein, dass es fliegen könnte.
Wow. Das ist komisch und tiefgründig zugleich, gefällt mir ausgesprochen


Ich auch, denn der Erzähler unterbricht die Handlung und gibt zu, dass er mit ihm identisch sei:
„Er ist ich und ich war er, kurz: Erich.“
Wunderbar


Abgescheuert war mein Schwanz vom vielen Sitzen.
Was für ein tolles Bild


Da kann ich schwarze sonne nur doppelt dankbar sein, dass er sich erboten hat, mit mir diese Runde zu tauschen. Sonst wär ich verbissen an die Sache gegangen und es hätt mein Bild nur verhärtet. So bin ich echt gern hier vorbeigekommen und hege Hoffnung für die Zukunft ;)


Grüßlichst
Weltenläufer

 

Es ist nie zu spät,

lieber weltenläufer,

und es sei noch immer gut gegangen, raunt der südliche, durchaus rheinliche Parkplatz von der Ruhrmetropole. Und Du wirst mir sicherlich bestätigen, dass man da auch unbeschadet ohne Bibliotheks-Bereitschaft durchkommt - wie bei all meinen Ergüssen an sich.

Ich, der gebangt hat, noch einmal ein copy zu einem deiner Texte schreiben zu müssen, stolpert nun über deinen Ikarus - und ist entzückt.
und ich auch!, kannze mich glauben!
Ist ja kein Geheimnis, dass ich deinen Texten eher weniger abgewinnen kann und ich die Suche nach einer Vorlage für mein copy als ziemlich anstrengend wahrgenommen habe.
Beim nächsten Mal weißtu halt Bescheid. Und ggfs. geb ich noch einen Tipp eines Textes, den Du wahrscheinlich übersehen hast ... Ent-Spannung pur!

Ich behaupte nicht, den Text verstanden zu haben. Aber darauf kommt es ja auch nicht an, oder?
So isset!
Er hat gewirkt.
Mehr kann man nicht verlangen, auch gar nicht erst erwarten. Wobei die Erwartungshaltung oft zu Missverständnissen führt und die Enttäuschung vorprogrammiert ist. Aber wie sagen die auf dem Parkplatz noch?

Dank Dir fürs Lesen, Kommentieren und das Wohlwollen

Friedel

 

...
Ein neues Projekt keimte in ihm: Bin ich kein Vogel und recht erdgebunden, so will ich mir doch einen Apparat bauen, der fliegen kann.
Er ging ans Werk, kritzelte Zahlen, rechnete nach geheimnisvollen Formeln, bastelte Flugobjekte, experimentierte, verwarf, entwickelte weiter, schindete sich und einen hoch technischen Eindruck.

Heißt er vielleicht Panamarenko?, frag' ich mich.

Irgendwann entschied er sich für ein Modell, das einer Mischung aus einem degenerierten Seepferdchen und einem Mondkalb glich.
...


Panamarenko (Panamarenko - Home, eigentlich Henri van Herwegen, * 5.02.1940), ist tot. Seine „bekloppten“ und zugleich „poetischen“ Konstruktionen inspirierten mich seinerzeit zum „Ikarus“, lange, bevor ich ihn hierorts einstellte. Die Welt wird ärmer.

Het windje

 

Lieber Freatl,

ein guter Text, finde ich, der an einigen Stellen wirklich liefert. Da rede ich zum Beispiel von der aufgelösten Erzählweise, eben nicht linear. Da habe ich hier mit einem Kommentator mitgefühlt, der meinte, er macht jetzt doch wieder einen Bogen um die Sache, zurück zum a+b=c Erzählen. Mitgefühlt, aber auch bedauert, um ehrlich zu sein. Dass das eine hohe Qualität ist, liegt nicht eben nahe. Es gibt viele erfolgreiche Geschichten, die nicht nach dem Prinzip verfahren und natürlich gefeiert werden in einer massentauglichkeitsorientierten Erfolgsgesellschaft (die ich nicht verbrähmen möchte, das wäre ein bisschen zu einfach). Also, dass du eben nicht fünf Szenen in einer festgesetzten linear fortlaufenden erzählten Zeit baust, sondern ein bisschen vom einen zum anderen hoppelst, arrangierst und komponierst.
Ich werde jetzt nicht alles nennen, aber wenigstens noch ein zweites: Ich finde diesen Anfang wirklich bestechend. Ich möchte das augenblicklich weiterlesen, weil es gewisse Erwartung sät. ABER ohne diese Zitate. Das ist nur mein Geschmack und Stilempfinden. Das läd immer so auf; ich finde das vergleichbar mit einem Epilog. Das erklärt mir zu viel und zeigt mir schon zu genau, wie es verstanden werden will. Also: Für mich ein hammermäßiger Start bei dem mich die Zitate stören.
Und noch ein Zweites zur Anregung: Ich glaube der Text würde gewinnen, wenn man auch etwas näher an deine Figuren herankäme. Damit meine ich nicht ihre Leidenschaften und Wünsche, die hier ja wirklich seziert sind. Ich meine das Körperliche, innerliche Reaktionen, Empfinden, das über Kognitives hinausgeht. Das stelle ich mir als Zugewinn hierfür vor.

Und jetzt wirds spannend. Darf der Novize dem Duden-Altmeister den Duden reichen? Ein Versuch ist es wert: Erbsen (, auch nicht Verstandenes)


Worauf genau wolltest du damit hinaus?

, - natürlich, -

meintest du nicht etwas von entweder(-) oder(,)?

Trotzig erwiderte er: sind Vögel nicht freier

Ich glaube auch, dass es hier natürlicherweise groß nach dem Doppelpunkt weitergehen müsste. Ist ja kein relativischer Anschluss

Schauspiel, - natürlich

hier auch: entweder oder(?)

stützte seine Ellbogen auf den Knien,

Sehr schön! Gewöhnlich ist, glaube ich, auf die Knie, was hier mal aufgebrochen wird

der mit seinen Ergüssen Bibliotheken anfiel und entjungferte

mit den Ergüssen anfiel :confused: konnte mir darunter nicht wirklich was vorstellen.

ES DENKT. ALSO IST ES.
ES DENKT MICH, ALSO WERD ICH
GEDACHT. ABER SOLLT ICH ES
SEIN, SO BIN ICH ES, DAS SICH
DENKT. ZUMINDEST KÖNNT ICH
MICH DENKEN. NUN: DENKE MICH!
ICH DENKE MICH. ALSO BIN ICH.

Das Verbindungsstück, hm :-)

Er zog eine besorgt Fratze

besorgte? oder Besorgtfratze

wäre ich dann gedankenlos weniger als denkend?

absichtlich ohne Komma? ... gedankenlos, weniger als denkend

degenerierten Seepferdchen und einem Mondkalb glich

sehr gut :-)

einem dürrbeinigen Schlachtross und einer Nähmaschine nicht unähnlich

auch das

„Er ist ich und ich war er, kurz: Erich.“

:lol: Das erinnert mich um ehrlich zu sein ein bisschen an eine Wendung aus einem Norther und Mat Text. So ein Deus ex machina Moment, der sich irgendwie nicht ganz ernst nimmt.

Der Zuhörer sagt ihm, dass er ihn damit nicht überrasche, worauf der Erzähler fortfährt:

fand ich auch lustig, weil ich meinte, der Zuhörer behauptet das jetzt aus Eitelkeit

Durcheinandergewirbelt lagen die Knochen. Schmerzten die Glieder. Blies kalter Wind durch meine Knochen.

zu doppelt

Heißen Sie vielleicht Samsa?, frag' ich

dieser ständige Auflösungsversuch ist ulkig. Hat mich ein wenig an Loriot erinnert.

Aber ich hab' dies Land gefunden, das mir bewohnbar erschien, und bin hier geblieben.

einfach nur ..., das mir bewohnbar schien, ...?

„Nun, ich konnte fliegen, hatt' es nur noch nicht gemerkt.
Gott sei dank! meinen wir, allzu leicht wär' aus einem Jemand ein Niemand geworden, drück' mich in die Polster meines Sessels und les' weiter …

Quasi ja eine doppelte Pointe. Ich mag diesen Begriff eben nicht und seh das auch nicht als eine Maxime. Es kann auch sehr gute Texte geben, die ohne das auskommen. Aber es dürfte eine große Seltenheit sein, einen wirklich meisterhaften Text ohne eine gewisse Figurenwandlung zu lesen.

----

Um nochmal würdigend auf die vielen guten Kommentare einzugehen. Die meisten Kommentatoren gibts hier ja gar nicht mehr. Da sind dir aber einige Mitstreiter und Geschwister im Geiste weggebrochen ...

ich werfe hier nur ein paar Schlüssel ins Kommentarfeld:

* Gustav Freytag


kann ich total nachvollziehen, dass der hier genannt wird. Ich habe jetzt sein Buch, zum Drama gedacht. Gestern im Regal entstaubt ... Natürlich ist er nur einer, der die Dramentheorie rückwirkend analysiert und auch nur einer von vielen, aber er gilt ja schon in gewisser Weise als Pate der Dramatik. Insofern arbeitest du dich in diesem Text ja auch an seinen Theorien ab, indem du Erzählkonzepte fleißig in Frage stellst.

Von daher ist so ein Versuch, durch die Literatur-Geschichte zu donnern, ähnlich wie der Flug des Ikarius natürlich eine Handlung der Hybris - und gehört eigentlich hart bestraft. Aber weil die Nemesis gerade Urlaub hat, sag ich mal:
Jau, gelesen. Aber ohne Sekundärliteratur wird's da für mich mit dem Verständnis nix. ;)

auch dem muss ich in gewisser Weise recht geben. Ich mache das ja auch gerne. Es hat schon eine gewisse Hybris, so etwas zu wagen, denke ich. Aber wer anderes soll den mal was wagen, wenn nicht KünstlerInnen. Und da hast du dir ja mit Panamarenko den passenden Vergleich gewählt (trotzdem nieder mit den Zitaten am Eingang!, er wird ja im Text auch nochmal erwähnt).

Manchmal merkt man halt, dass du gerne makante Sätze in einen Text einbinden musst. Ich kenn das Problem. Aber für mich ist alles Geschichte, daher brauchst du mir meinetwegen soviel Mühe auch nicht machen.

auch dem muss ich zustimmen. "Es hat etwas Bemühtes", schreiben manche dann. Dann will ich ihnen immer gerne sagen: Ja, Leute, es steckt ja eben auch Mühe drin!
Insgeheim weiß ich aber schon was damit anzufangen. Gerade wenn viel Mühe in die Frischheit von Ausdrücken verwendet wird, ist klar, dass das an manchen Stellen allzu deutlich sichtbar wird. Das sollte nicht sein. Darauf könnte man auch diesen Text nochmal etwas trimmen. Vielleicht du selbst mit einigem Zeitabstand. Er kann, denke ich, nur gewinnen dadurch.

und deine Zeilen nicht wissen, ob sie tiefsinnig, verwirrend, sympathisch, philosophisch, spannend oder einfach nur sentenzig sein wollen -

Da steckt ja auch ein großes (sprachlich wunderbar verpacktes) Kompliment drin, was ich teile. Kann es gar nicht anders so auf den Punkt bringen.

Zum Schluss, lieber Friedel, so geht es nicht:
„Er ist ich und ich war er, kurz: Erich.“
Dass nun Honecker so wieder in die Geschichte eingreift, muss nicht sein.
Die besten Geschichten sind die, die man nicht versteht.
Warum?
Die Antwort findet man bei zweiten, dritten, xten Lesen der Geschichte.
Herzlichst mit der Formel gerne gelesen, nein, sehr gern gelesen, nein, mehrmals gelesen
Wilhelm

Oh, Mann! Dieser Wilhelm Berliner könnte ja wirklich dein Schreibbruder sein. Habe nur durch seinen Kommentar das Gefühl, dass ihr auf eine ähnlichen Welle fahrt. Wo ist der denn hin?

Lieber Freatle ich sag's gern oft und wenn's so ist, deswegen: Gern gelesen.

Lieben Gruß
Carlo

 

Moin @Carlo Zwei -

toll, dass Du in meinen Anfängen hineinschaust, aber das einfachste zu erst - es dauert im Schnitt zehn Jahre, bis der letzte Schnitzer in meinen Texten gefunden ist (was nicht an der Rechtschreibreform liegt, sondern an der Betirebsblindheit, die mit jedem Wieder- und Widerlesen ja nicht weniger wird).

Ich werd auf jeden Fall drauf zurückkommen (mein selbstauferlegtes Stündchen Internet ist rum und das Wetter lacht ...)

Ich sag mal also bis gleich

Friedel

 

Da bin ich wieder,

lieber Carlo,

erst einmal danke fürs Lesen und Kommentieren und vor allem das Urteil

ein guter Text, …
ein Urteil, das gar nicht so selbstverständlich ist, wobei sich mancher eben in Unverständnis flüchtet und gerne Sprunghaftigkeit als Argument anführt – dabei ist das Leben selbst alles andere als linear und ich bedauer die armen Seelen, die ein durchgetaktetes Leben mit Karriereplanung haben und die höfische Gesellschaft unter (neo)liberaler Ideologie wieder auferstehen lassen mit Geld- und Dienstadel nebst dem mittelständischen Fußvolk, das weiß, dass es nicht mühselig Stufen erklimmt, um aufzusteigen, sondern im Paternoster steht und gleichsam in ihm wieder absteigen kann, wie es gerade eben aufgestiegen ist. Ich schreib nicht nur massenuntauglich, ich bin es auch - und da sind wir gleich beim Zitat von Frau Jahnke und Frau Überall, die das erste Frauenkabarett, die „Missfitts“ bildeten. Ich weiß nicht, was mich geritten hat, das Eingangszitat nachzutragen, als gäbe es das Anfangs“glied“ zum Ende der Erzählung. Wieder weg mit ihm!, Frau Jahnke wird‘s überleben, „Panamarenko“ kennen wenige und da ist es gut m. E., dass sie sofort mit dem Todesdatum vorbereitet sind, dass es eine reale Person hinter dem Namen gibt.
Beuys, um auch seinen Freund nicht nur im Geiste zu nennen, ist Ende der 60er in der Kunstakademie D‘dorf an mir vorbeigerauscht mit einem Schock fürs Leben: Die Korona der Gläubigen rauschte hinter ihm her, wie ich es in den 80er Jahren in einem kath. Krankenhaus (als meinem Arbeitgeber in Sachen Einführung von Dopik und Kostenrechnung) mit den Halbgöttern in Weiß nochmals erleben durfte.

Und jetzt mach ich mal (kann‘s anders sein?) einen Sprung zum einfacheren und der Frage

Darf der Novize dem Duden-Altmeister den Duden reichen? Ein Versuch ist es wert: Erbsen (, auch nicht Verstandenes)
Klar, darf er – oder besser: Muss er sogar, finde ich, denn ich bin weder das Institut für deutsche Sprache oder die Duden-Redaktion und schon gar kein Papst - wie soeben @Kolle Jander dank @ernst offshore erfahren durften. Zur Schreibweise
stellstu die Frage
Worauf genau wolltest du damit hinaus?

Es ist eine bis ins 19. Jh. gebräuchliche Schreibweise (neben „GOtt“) [heiliger Klabautermann, die Autokorrektur verweigert sich, jetzt hab ichs!]) der Lutherbibel (also keine in „gerechter“ Sprache, was immer an Sprache „gerecht“ sein mag). Eine Ausgabe von 1894 steht bei mir im Regal – und warum sollte zu einem uralten Mythos nicht auch ein bisschen früher nhd. angesetzt werden?

Was die gedoppelte Zeichenserie hier

, - natürlich, -
und die Frage
meintest du nicht etwas von entweder(-) oder(,)?
und nochmals
Schauspiel, - natürlich
betrifft, gilt doppeltgemoppelt, Kommas werden viel zu häufig genutzt ... und das Muttertextliche
Trotzig erwiderte er: sind Vögel nicht freier
berechtigt natürlich die Aussage
Ich glaube auch, dass es hier natürlicherweise groß nach dem Doppelpunkt weitergehen müsste. Ist ja kein relativischer Anschluss
Die Schreibweise resultiert aus der damaligen Unentschlossenheit hinsichtlich der Groß- oder Kleinschreibung hinter Doppelpunkten.
Na klar, Majuskel gehört an den Anfang beim vollständigen Satz.

Muttertext:
stützte seine Ellbogen auf den Knien,
Du
Sehr schön! Gewöhnlich ist, glaube ich, auf die Knie, was hier mal aufgebrochen wird
Nach der bitteren Erfahrung gerade eben bei Kolle Jander ... schau ich mal ... Ich werd halt nie fertig!

Muttertext
der mit seinen Ergüssen Bibliotheken anfiel und entjungferte
Du
mit den Ergüssen anfiel konnte mir darunter nicht wirklich was vorstellen.
Ah ja, Hummeln inner Hose …, wenn ich das mal so sagen darf. Jetzt ist das Missfitts Programm weg ... muss ich mal schauen ...

Muttetext
Er zog eine besorgt Fratze
Du
besorgte? oder Besorgtfratze
claro este!

Muttertext
wäre ich dann gedankenlos weniger als denkend?
Deine FRage
absichtlich ohne Komma? ... gedankenlos, weniger als denkend
nee – bloßer Vergleich

Muttertext
„Er ist ich und ich war er, kurz: Erich.“
Deine Bedenken
Das erinnert mich um ehrlich zu sein ein bisschen an eine Wendung aus einem Norther und Mat Text. So ein Deus ex machina Moment, der sich irgendwie nicht ganz ernst nimmt.
Wäre das nicht schön, wenn das Duo mal vorbeischaute?

Muttertext
Durcheinandergewirbelt lagen die Knochen. Schmerzten die Glieder. Blies kalter Wind durch meine Knochen.
darauf Du
zu doppelt
stimmt, muss ich aber noch überlegen, wie umstellen ... Werd halt nie fertig ...

Muttertext (mit eingebautem Vorschlag von Dir)
Aber ich hab' dies Land gefunden, das mir bewohnbar erschien, und bin hier geblieben.
Dein Vorschlag
einfach nur ..., das mir bewohnbar schien, ...?
nee, da kommt dann der Duden wieder mit „scheinen“ als Modalverb wie „brauchen“ – Du weißt um den Infinitiv mit „zu“?

Bzgl. der doppelten Pointe muss ich überlegen.

Um nochmal würdigend auf die vielen guten Kommentare einzugehen. Die meisten Kommentatoren gibts hier ja gar nicht mehr. Da sind dir aber einige Mitstreiter und Geschwister im Geiste weggebrochen ...
Ja, so ist der Gang der Dinge … Wobei ich bisher nicht eine Seite von Gustav Freytag gelesen hab … Und Gisanne und Wilhelm sind einiges älter als ich – aber wie das so geht, nach und nach lässt der Schriftverkehr nach, zu Wilhelm hielt es noch einige Zeit, denn wenn ich es richtig verstanden habe, war er auch in der Flüchtlingshilfe engagiert, die bei mir ziemlich viel Zeit nach 2015 verschlang, dass ich mit einem Zitat von ihm schließe

@Wilhelm Berliner schrieb:

Die besten Geschichten sind die, die man nicht versteht.

So viel oder wenig für heute (Korrektur wird vorgenommen, so weit angekündigt).
Dank Dear nochmals fürs Lesen und den ausführlichen Kommentar!

Friedel

 

Danke für deine ausführliche Antwort, Friedel

„Panamarenko“ kennen wenige und da ist es gut m. E., dass sie sofort mit dem Todesdatum vorbereitet sind, dass es eine reale Person hinter dem Namen gibt.

Das stimmt. Und wie es steht, gefällt es mir auch gut.

Klar, darf er – oder besser: Muss er sogar, finde ich, denn ich bin weder das Institut für deutsche Sprache oder die Duden-Redaktion und schon gar kein Papst

das ist immer mit einem AUGenzwinkern. Trotzdem kenn ich hier keinen, der da so einen Blick für hat (oder die anderen machen sich die Mühe nicht. Ich sehe diese Sachen zumindest nicht ...)

Es ist eine bis ins 19. Jh. gebräuchliche Schreibweise (neben „GOtt“) [heiliger Klabautermann, die Autokorrektur verweigert sich, jetzt hab ichs!]) der Lutherbibel (also keine in „gerechter“ Sprache, was immer an Sprache „gerecht“ sein mag). Eine Ausgabe von 1894 steht bei mir im Regal – und warum sollte zu einem uralten Mythos nicht auch ein bisschen früher nhd. angesetzt werden?

yeah, wieder (scheinbar) unnützes Wissen erworben. Binnenmajuskel nennt sich das wohl. Danke. Ich liebe solche sprachmodischen Residuen.

Nach der bitteren Erfahrung gerade eben bei Kolle Jander ... schau ich mal ... Ich werd halt nie fertig!

habs mir angeschaut. hehe, ist doch witzig. Ja, deswegen verlinke ich dich immer in den Kommentaren, wo ich einen Ratschlag geben will, es aber nicht ganz genau weiß.

nee, da kommt dann der Duden wieder mit „scheinen“ als Modalverb wie „brauchen“ – Du weißt um den Infinitiv mit „zu“?

Verstehe ich nicht :-[ meinst du, weil es dadurch eine andere (offenere) Semantik hat und das erscheinen in diesem Sinne präziser ist.

Lieben Gruß und einen sonnigen Tag!

 

Ich schrieb:
nee, da kommt dann der Duden wieder mit „scheinen“ als Modalverb wie „brauchen“ – Du weißt um den Infinitiv mit „zu“?
worazf Du antwortest
Verstehe ich nicht :-[ meinst du, weil es dadurch eine andere (offenere) Semantik hat und das erscheinen in diesem Sinne präziser ist.
Moin @Carlo Zwei,,

jetzt grab ich mal auf die Realschulzeit (1960-1966) zurück, die im copywrite-Beitrag etwas mehr aufleuchten wird, als jetzt, aber der Deutschlehrer an der Realschule behauptete immer, nur die Sonne scheine und selbst der Mond habe sein Licht nur geliehen - eben von der Sonne. Darum sei"scheinen" wie das "brauchen" zu verwenden, von dem der Volksmund korrekt behauptet, wer brauchen ohne zu gebrauche, brauche "brauchen" gar nicht zu gebrauchen. Und er hat Recht beim vielgestaltigen "scheinen" (Voll-, Modal- und Hilfsverb) in dem sich die Philosphie von Sein und Schein spiegelt.

Ach wat binnisch widda kluch noch vor'm Frühstück.

Getz is abba auch Zeit

Bis bald

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Friedrichard,

Ikarus steigt wieder nach oben. Seit fast 15 Jahren wird er hier kommentiert, die Faszination vom Fliegen reicht natürlich noch viel weiter zurück, bestimmt gab es sie schon lange vor der Griechischen Mythologie.
Immer wieder taucht das Fliegen als Motiv in der Literatur auf, oder auch in Filmen oder im Theater. Ich erinnere mich zurück an eine Aufführung aus meiner Kindheit: Ikarus, flieg!
Selbst ich konnte nicht widerstehen, das Streben nach Freiheit in den Lüften in Form meiner Kurzgeschichte Eingesperrt auszudrücken, aber ich schweif-e ab.

Ist es schon übertrieben, wenn ich sage, dass dieser Text Ehrfurcht in mir auslöst? Er hängt hier wie ein Damoklesschwert, das ich bloß nicht mit einer unüberlegten Meinung herausfordern sollte. Moment, mittlerweile sieht es aus wie ein normales Schwert. Ein bisschen zu schwer für mich, aber ich kann ja die Form und Verarbeitung aus sicherer Ferne studieren.

Zum Stil muss ich sagen, dass ich ganz anderes gewohnt bin. Zum Entspannen gibt es genügend andere Geschichten, hier muss ich schon eher aufpassen. Ansonsten entgeht mir ein Detail, eine Anspielung, ein Wortspiel.
Das Zimmer am Anfang wird kaum beschrieben; jedenfalls enthält es ein Bett und einen Boden. Das ist völlig ausreichend, den Rest kann ich mir dazudenken. Es sind diese räumlichen Beschreibungen, nach denen mein Hirn beim Lesen ständig schreit. Plötzlich sehe ich da einen Schrank aus hellbraunem Holz und einen zerkratzten Parkettboden. Oder ist es ein blauer Teppichboden?

Er setzte sich auf Europa, lief an und tat mit dem Gerät einen mächtigen Satz ins Zimmer.
Dieses Zimmer ist jedenfalls ein Stück größer, wenn er mit dem Flugapparat ein paar Runden darin drehen kann. Wie so ein grauer Hangar mit hohen Metalltragwerken an der Decke.

Er erwiderte, er wolle fliegen, nicht geflogen werden.
Ein neues Projekt keimte in ihm: Bin ich kein Vogel und recht erdgebunden, so will ich mir doch einen Apparat bauen, der fliegen kann.
Hier sah ich zuerst einen Widerspruch, der sich jedoch schnell aufgelöst hat. Beifahrer zu sein, ist eine Sache, als Fahrer hat man aber ein ganz anderes Erlebnis. Und als Fahrer in einem selbst konstruierten Fahrzeug ist man noch ein großes Stück weiter. Oder als Pilot in einem Flugzeug, in diesem Fall.

Jetzt zu den Kleinigkeiten:

"Morgens
"Heißt
Ich war verwundert, als mir erst diese "" Anführungszeichen begegneten ...
Das Schauspiel
... sich diese dann aber verabschiedeten und einheitlich als „“ verblieben sind.

Ein neues Projekt keimte in ihm: Bin ich kein Vogel und recht erdgebunden, so will ich mir doch
einen Apparat bauen, der fliegen kann.
Er ging ans Werk, kritzelte Zahlen, rechnete nach geheimnisvollen Formeln, bastelte Flugobjekte,
experimentierte, verwarf, entwickelte weiter, schindete sich und einen hoch technischen Eindruck.
Der erste Buchstabe in jeder Zeile ist hier ein E (zumindest oben im Textkörper). Ein schönes Muster, aber war das Absicht?
Naja, es wäre schon ein großer Zufall, wenn es keine Zufälle gäbe.

Viele Grüße
Michael

 

Ikarus steigt wieder nach oben. Seit fast 15 Jahren wird er hier kommentiert, die Faszination vom Fliegen reicht natürlich noch viel weiter zurück, bestimmt gab es sie schon lange vor der Griechischen Mythologie.

Bemerkstu richtigerweise zu diesem kleinen Text,

lieber Michael,

und mir fällt mal neben dem Dank fürs „Ausgraben“ nur ein altes Zitat ein, dass hier schon vor Zeiten von mir verwendet wurde:

„Unverständlichkeit ist im Zeitalter universaler Medientauglichkeit ein Akt ästhetischen Widerstands“, erkannte Ijoma Mangold richtigerweise unter dem Titel »Elitärer Punk« im Literaturmagazin der Zeit vom September 2013, (S. 12 f ) zur Frankfurter Buchmesse und selbstu

... konnte[st] nicht widerstehen, das Streben nach Freiheit in den Lüften in Form meiner Kurzgeschichte Eingesperrt auszudrücken,
was mich nun wiederum zu einem Gegenbesuch einlädt in Kürze (dieses Wochenende gehört der Familie im Sauerland - ohne EDV ...)

Immer wieder steigt der ge-, oder besser doch „beflügelte“ Mensch gleich dem Phoenix aus der Asche auf.
Ein Mythos, der schon bei den Ägyptern zu finden ist und in der Auferstehung inzwischen nicht nur der Vater-, sondern erst recht der Sohnesreligion seine Vollendung in der Demokratisierung als Versprechen und Chance eines jeden behauptet, ins Paradies einzuziehen oder in der Hölle zu braten (nicht, das die aktuellen Temperaturen nebst politischen Verhältnissen das Fegefeuer ersetzen müssen …).

Aber was nützt einer armen Seele, wenn ein Gott(es Sohn) aufersteht – was mich auf den Ursprung des Monotheismus im Ägypten des Echnaton zurückkatapultiert und in seinem Sohn Tutanchamun eine seltsame Umkehrung erfährt, wenn wir wissen, dass der Name des Echnaton von den alten Ägyptern buchstäblich „ausradiert“ werden sollte und der Versuch als gescheitert angesehen werden muss, wenn zwar den zugehörigen Totenmasken mancherlei Beschädigung (zB durch Augenausstechen) zugefügt wurde, inzwischen aber die Namen von Gattin und Sohn, Nofretete und Tutanchamun die bekanntesten des alten Ägypten überhaupt sind.

Ist es schon übertrieben, wenn ich sage, dass dieser Text Ehrfurcht in mir auslöst?
Es schmeichelt mir natürlich, aber Du erstarrst ja keineswegs

Zum Stil muss ich sagen, dass ich ganz anderes gewohnt bin. Zum Entspannen gibt es genügend andere Geschichten, hier muss ich schon eher aufpassen. Ansonsten entgeht mir ein Detail, eine Anspielung, ein Wortspiel.
Aber sollten wir nicht bei allen ernsthaften Dingen voll bei der Sache sein?,

und gleichwohl hat Fantasie ja selbst in Werbeversprechen eine Spielwiese und jedes Fliegzeug seine Halle … Ein Raum ist immer nur so groß, wie sein Mobiliar ihn einengt, und engste Räume gebären Ängste.

Jetzt zu den Kleinigkeiten nebst Flusen:

Ich war verwundert, als mir erst diese "" Anführungszeichen begegneten …
Eine Folge der 15 Jahre währenden Reparaturarbeiten und dem Wandel in den genutzten Schreibprogrammen.

Muss ich in den nächsten Tagen (das Wochenende gehört der Familie am anderen Ende des Pottes) unbedingt ran. Standardmäßig ist es nun „so“, wie wirs schon in der Klötzkenschule erleben.

Dieses aber

Der erste Buchstabe in jeder Zeile ist hier ein E (zumindest oben im Textkörper). Ein schönes Muster, aber war das Absicht?
Ist tatsächlich keine Absicht – aber schön, dass es Dear aufgefallen ist und mich mal ausprobieren lässt, ob sich dergleichen tatsächlich durchführen ließe ...

Dank Dear und bis bald,
sagt der

Friedel,

der noch ein schönes Wochenende wünscht!

 

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