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Einer fehlt bereits

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15.12.2006
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Einer fehlt bereits

Man sagte zwar, dass die Sprache verarmt, aber dass es in dieser Art geschehen würde, war mir nicht klar.
Einer ist bereits verschwunden. Man kann auf ihn verzichten, deshalb ist es mir zuerst gar nicht aufgefallen. Meine Sprache hat sich ein wenig verändert, seit es ihn nicht mehr gibt.
Aber auch da hat es sehr lange gedauert, bis ich es merkte.

Ich habe angefangen ihn zu suchen, aber ich weiss nicht mehr an welchen Stellen ich ihn suchen muss. Hätte ich ihn früher in dem letzten Satz finden müssen, ich weiss es nicht mehr.

Veilchen, Nelken und Astern. Blumen kann ich in unendlichen Reihen aufzählen.
Freesien, Tulpen und Narzissen werden in Blumenläden wie früher verkauft.
Aber mir scheint es, als würde die wichtigste fehlen. Diejenige, die früher als Zeichen der Liebe verschenkt wurde. Sie wurde als die Kaiserin der Blumen bezeichnet. Ich habe keinen Ausdruck mehr für diese Blume.

Und bei den Tieren sind Hund, Katze und Maus weiterhin da. Canis Lupus ist der Ahn des Hundes. Pferde, Kühe, Schafe und Schweine leben weiterhin bei den Bauern. Aber ich weiss, er ist weg.

Die Farben des Himmels sind blau und azur und himmelblau und preussischblau, bei schlechtem Wetter auch weiss und grau. Aber mein Verstand sagt mir, da gab es früher mehr Varianten.
Gerade wenn die Nacht hereinbricht, wird der Himmel auch lila und fliederfarben und unser Hauptgestirn durchzieht den Himmel mit ihren Feuerfarben. Manchmal muss man sehr lyrisch werden, um auszudrücken, was man meint. Dabei kann ich nicht sicher sein, dass ich verstanden werde.

Aber wie kann ich mir anders helfen, er ist weg.

Jetzt habe ich Angst, dass mir ein weiterer abhanden geht. Ist er bereits weg? Irgendwie erscheint es mir, als sei er in den letzten drei Sätzen nicht mehr erschienen.

Ich denke, wir sind nicht mehr rettbar. Helfen Sie mir.

 

Auf alle Fälle sind dir ein paar Kommata abhandengekommen (allerdings nicht alle), aber was weiß ich schon. Immerhin befinden wir uns in der Rubrik Experiment.

LG
Lev

 

Hallo Lev,

das kann gut sein. Die Kommas sollten nicht verschwinden.
Wo fehlen welche?

Liebe Grüsse
Tuerkis

 

Aber auch da hat sehr lange gedauert bis ich es merkte.
nach "gedauert". Fehlt das "es" vor "hat" nicht auch?

Aber mir scheint es als würde die wichtigste fehlen.
nach "scheint"

Diejenige die früher als Zeichen der Liebe verschenkt wurde.
nach "diejenige"

Aber ich weiss er ist weg.
nach "weiss"

Manchmal muss man sehr lyrisch werden um auszudrücken, was man meint.
nach "werden"

Ich denke wir sind nicht mehr rettbar.
nach "denke"

LG
Lev (Ach ja, und das noch ganz nebenbei, mir gefällt sie, deine Geschichte)

 

Hi Türkis!

Witziges Experiment, gefällt mir.
Das einzige, was ich mir gewünscht hätte, wäre ein höherer Grad von Subtilität.
Oder anders ausgedrückt: Der Holzhammer muss weg.

Einer ist bereits verschwunden. Man kann auf ihn verzichten, deshalb ist es mir zuerst gar nicht aufgefallen. Meine Sprache hat sich ein wenig verändert, seit es ihn nicht mehr gibt.
Das reicht schon, ist schön formuliert und deutet genug an.

Die besten sprachlichen Experimente sind in meinen Augen die, die man mehrmals lesen muss, bis es plötzlich -klick- macht.

Aber vielleicht empfinden das andere Leser auch... anders.

Schöne Grüße,
Feline

 

Hallo Tuerkis,

mir gefällt dein Experiment auch. Der Erzähler wirkt auch wirklich hilflos, schön eingefangen :).

Lieber Gruß
bernadette

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey Feline

Ich denke mit mehr Subtilität würde ich vielleicht das Experiment verbessern und es dem Leser schwerer machen, aber würde es die Integrität der Erzählerin nicht zerstören?

Sie ist verzweifelt über das Verschwinden. Sie will Hilfe bei der Suche nach dem Verschwundenen. Muss sie da nicht den Holzhammer nehmen?

Liebe Grüsse
Tuerkis

 

Hallo Tuerkis,

mir gefallen Texte mit Klang. Deiner klingt schon im Titel anziehend und hält diesen Zauber aufrecht, mythisch, seltsam, befremdlich und reizvoll.

Und dennoch, auch beim mehrmaligen lesen fühle ich mich jedesmal beim letzten Satz Deiner Geschichte, Deines Experimentes ertappt... Ich krieg's noch raus... Und lese sie gerne nochmal, und nochmal und nochmal...

Aber auch da hat sehr lange gedauert, bis ich es merkte.
da fehlt ein es, zwischen hat und sehr
Aber mir scheint, es als würde die wichtigste fehlen.
das Komma will dringend ein Wort nach rechts rutschen, tu ihm doch den Gefallen :)

Schönes Teil, wirklich

Grüße,
C. Seltsem

 

Hallo C.Seltsem

das es ist wieder da und das Komma verrutscht.

Vielen Dank für das Lob.

Liebe Grüsse
Tuerkis

 

Hallo Tuerkis,
Schön, wirklich schön deine Geschichte. Eine gute Idee, die Einschränkung gleich in die Geschichte miteinzubeziehen. Hoffen wir, dass uns die Sprache noch ein Weilchen so erhalten bleibt, wie sie ist! ;)

Liebe Grüsse Meret

 

mir gefallen Texte mit Klang. Deiner klingt schon im Titel anziehend und hält diesen Zauber aufrecht, mythisch, seltsam, befremdlich und reizvoll.

Dem schließe ich mich an... nur leider verstehe ich es nicht :( ... Würde aber gerne.

Feline,

was meinst du damit:

Oder anders ausgedrückt: Der Holzhammer muss weg.
Holzhammer?

Irgendwie fühl ich mich heut etwas dümmlich *g*

 

Argh, ok, es ist spät...aber ich lese die Geschichte jetzt zum 10 Mal und komme einfach nicht drauf...

Meine Gedanken drehen sich im Kreis....die Blume...eine Rose..aber eine Rose ist kein Er und überhaupt...was hat die Rose mit dem Himmel zu tun..und wo fehlt was?

Ein Tipp, bitte, keinen Holzhammer, vlt ein Hämmerchen, ein kleines.

 

Ok, stop, aufhören...ich habs, juhu :)

Kurz nachdem ich obigen Kommentar verfasste und mir (so doof ich mir um viertel vor 2 damit vorkam) den Text langsam selbst vorlas, erkannte ich die Pointe. Ich verrate sie hier nicht...ich sage nur: Netter Text, hält einen fest, bis man es hat. Dann belächelt man ihn und freut sich :)

Gruß
Fio

 

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