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Serie Ilkenland - Dunkle Magie

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30.06.2004
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Ilkenland - Dunkle Magie

Für Jynx

Ilkenland - Dunkle Magie

"Es funktioniert!" Ohne anzuklopfen hatte Kuri meine Zimmertür aufgerissen und war hereingestürmt. Ich zuckte zusammen und stieß dabei versehentlich gegen das Tintenfass. Natürlich kippte es um und ergoss seinen Inhalt auf meine sorgfältig angefertigte Planzeichnung.
"Verdammt!" Hastig sprang ich auf und versuchte, die Bescherung mit einem Lappen unter Kontrolle zu bringen. Vergebens. Nur meine Finger färbten sich ebenfalls tiefschwarz. Ich wandte mich zu Kuri, um ihn böse anzufunkeln. Er lächelte nur breit, vergrub die Hände in den Taschen seines schmuddeligen Overalls und zwinkerte mir zu.
"Tut mir Leid um deine Zeichnung." Sein Grinsen strafte seiner Worte Lügen. "Aber du musst mit raus kommen! Ich habe es zum Laufen gebracht. Es fliegt!" Und schon war er wieder durch die Tür verschwunden. Ich seufzte, wischte mir die tintenbeschmierten Hände an der Hose ab und folgte ihm.

Schon seit mehreren Wochen hatte Kuri immer wieder versucht, das machtvolle Luftschiff in Gang zu setzen, das wie ein gestrandeter Wal in der Nähe des Strandes vor der goldenen Stadt ruhte. Es war eines der Wunder der Alten, jener Rasse, die ihre Magie dazu genutzt hatten, technische Meisterwerke zu schaffen, und sicherlich die beeindruckendste Maschine, die die goldene Stadt zu bieten hatte.
Als ich es zum ersten Mal gesehen hatte, war es durch eine mächtige Plane verhüllt gewesen, sorgfältig vernäht aus langen Seidenbahnen, die mit irgendeinem wasserabweisenden Mittel behandelt worden waren. Kuri und die übrigen Techniker hatten es entkleidet, sorgsam, als hätten sie es mit einer schönen Frau zu tun, statt mit einem Machwerk aus Metall und Stoff.
Seitdem arbeiteten sie daran. Keiner von ihnen dachte darüber nach, dass wir das Luftschiff nicht mitnehmen konnten, wenn wir wieder nach Hause fuhren. Die "Wüstenteufel" war nur ein kleines Schiff und sie würde schon restlos überladen sein, mit all den anderen Schätzen, die wir in der goldenen Stadt der Alten zusammen getragen hatten. Doch das konnte Kuri nicht von seinem Spielzeug abhalten.

Mit langen Schritten durchmaß ich die Straßen auf dem Weg zum Strand. Vor manchen Häusern lungerten Matrosen der "Wüstenteufel" herum, gelangweilt in der Mittagssonne. Nach den ersten Wochen in der goldenen Stadt war die Neugier der meisten gewichen und hatte einer entspannten Urlaubsstimmung Platz gemacht. Der Kapitän war noch nicht bereit, zurück zu fahren und das nutzten die meisten von ihnen als eine willkommene Pause. Nur wenige, wie Kuri und ich, waren noch immer von den Wundern der Alten berauscht.
Einige nickten mir träge zu. Als sie zum ersten Mal herausgefunden hatten, dass ich zaubern konnte, hatten sie Angst gehabt, doch seit Tuan ihnen vor einigen Tagen den kopf gewaschen hatte, zwangen sie sich mir gegenüber zu Höflichkeit. Ich achtete nicht weiter auf sie, während ich merkte, dass mit jedem Schritt meine Erregung wuchs. Ein fliegendes Schiff... wenn es funktionierte, dann wäre das ein wahrgewordener Traum.

Schon von weitem konnte ich den massiven Schatten am Himmel treiben sehen, eine riesenhafte dunkle Silhouette vor der blauen Weite des Meeres. Der Rumpf des Luftschiffes glich annährend dem eines Segelbootes, nur bestand er aus Metallstreben und straff gezogenem, sehr festen Stoff. Es besaß zwei gewaltige, stoffbespannte Flügel, die man seitlich an den Rumpf klappen konnte, und mehrere windmühlenähnlichen Propeller, die laut Kuri für den Antrieb sorgen sollten. Bis heute hatte niemand herausgefunden gehabt, wie man sie in Gang setzte. Nun aber schwebte es gut zehn Meter über dem Strand, gehalten von einigen Schiffstauen, die beiden oberen Propeller kreisten träge und ließen schlanke Schatten über den gleißenden Sand huschen.
Einige Techniker liefen aufgeregt hin und her, überprüften die Knoten an den Haltetauen, oder schlugen die Pflöcke noch weiter in den Boden, damit ihnen ihr Wunderwerk nicht abhanden kam. Nur Kuri stand ganz ruhig da und strahlte mir entgegen. Neben ihm hockte Tuan, der Bootsmann der "Wüstenteufel" und mein bester Freund, im Sand und starrte andächtig zum Schiff hinauf. Ich stellte mich neben ihn und legte meine Hand auf seine Schulter. Flüchtig sah er zu mir und lächelte.
"Phantastisch, nicht?" Kuri wollte gar nicht mehr aufhören, zu grinsen. Ich legte den Kopf in den Nacken und sah zu dem Schatten über mir. Jetzt, wo es flog, kam mir das Schiff viel größer vor als früher. Ich nickte auf Kuris Frage nur. Mir fehlten schlichtweg die Worte, um das Wunderwerk näher zu beschreiben. Es war gigantisch, wunderschön. Ich hatte die "Wüstenteufel" geliebt, doch nun war ich auf einmal versucht, fremdzugehen. Nur einmal mit diesem Schiff in den Himmel steigen...
"Tuan!", die Stimme des Kapitäns zerriss die andächtige Stimmung, die uns alle gefangen gehalten hatte. Beinahe gleichzeitig wandten wir drei die Köpfe. Am Rande des Strands war die hochgewachsene Gestalt des Kapitäns erschienen. Anscheinend unbeeindruckt sah er zu uns und dem Luftschiff hinüber. "Kommt Ihr mal bitte zu mir!" Es war keine Frage, sondern ein Befehl. Rasch sprang Tuan auf die Füße und eilte davon. Mitleidig sah ich ihm hinterher, doch dann wandte ich mich wieder Kuri zu, der mich nun zu einer Strickleiter zog, die vom Luftschiff herabhing und sanft im Seewind schaukelte.
"Komm, sieh es dir mal von innen an!"

Tuan kehrte erst wieder zurück, als wir unseren Rundgang beinahe beendet hatten. Wir standen an Deck und ließen uns den Seewind ins Gesicht blasen. Tuan trat mit einer Miene zu uns, die nichts Gute ahnen ließ. Eine dunkle Vorahnung stieg in mir auf.
"Was ist?"
Für einen Moment presste er die Lippen aufeinander, dann seufzte er. "Der Kapitän will morgen mit der Ebbe auslaufen."
Einige Augenblicke war es totenstill. Ich sah alle Farbe aus Kuris Gesicht weichen.
"Aber... das Luftschiff. Wir haben es noch gar nicht richtig ausprobiert. Und die ganzen anderen Maschinen. Wir haben noch lange nicht alles erforscht..."
Tuan seufzte wieder. "Der Kapitän weiß das. Aber wir sind kein Forschungsschiff. Er fürchtet um die Moral der Matrosen. Wenn wir noch länger hier bleiben, werden sie wahrscheinlich gar nicht mehr fort wollen. Wir werden morgen zurückfahren. Vielleicht kommen wir später noch mal wieder."
Wieder folgte eine lange Pause. Schweigend starrten wir alle drei auf das Meer hinaus, wo sich in der Ferne die Lynnmannstraße abzeichnete, die Meerenge, durch die wir damals gekommen waren. Die Wunder, die wir hier entdeckt hatten, hatten unsere kühnsten Träume übertroffen. Und jetzt, wo wir uns erst richtig wohl zu fühlen begannen, sollten wir wieder abreisen... Ich blickte in die andere Richtung, über die goldenen Dächer der Stadt und das Herz wurde mir schwer. Aber es war wohl nichts zu machen. Wir alle waren dem Kapitän verpflichtet.
Widerwillig drehte ich mich um und wollte schon die Strickleiter wieder herunter steigen, als ich Kuris Stimme hinter mir vernahm. "Aber fliegen möchte ich trotzdem!"
Ich hielt inne und sah zu ihm zurück. Er stand immer noch am selben Platz und hatte die Hände in seinen Taschen vergraben. Seine roten Haare fielen ihm wirr in die Augen Ein wenig erinnerte er mich an ein trotziges Kind.
"Ich will es versuchen. Nur einmal. Danach können wir meinetwegen zurück fahren. Seid ihr dabei?" Seine Augen funkelten. Ich blickte zu Tuan und sah, wie sich auf seinem Gesicht ein Lächeln ausbreitete. Auch ich fühlte mich von einer sonderbaren Leichtigkeit erfüllt. Ja, nur einmal fliegen können, und wenn es nur für einige Momente war. Doch ich war nicht bereit, so schnell zuzugeben, dass auch mich der Zauber des Luftschiffes gefangen hatte. Ich zog skeptisch die Augenbrauen hoch.
"Bist du sicher, dass du das Ding lenken kannst?"
Kuri machte ein beleidigtes Gesicht. "Hör mal, ich hab schon Maschinen bedient, als du noch in den Windeln lagst. Tu jetzt nicht so, als würdest du mehr davon verstehen, als ich!"
Ich zuckte mit den Schultern. Dann musste ich lachen. Ich konnte den Anschein der Ruhe einfach nicht weiter aufrecht erhalten. "In Ordnung, dann versuchen wir es eben."
Kuri grinste wieder und rannte zum Maschinenraum. Tuan eilte zur Reling und rief den Matrosen unten zu, sie sollten die Leinen losmachen. Und ich... ich stand herum und freute mich wie ein kleines Mädchen auf das Gefühl, fliegen zu können.
Aus dem Bauch des Luftschiffes erklang ein langgezogener hallender Ton, wie eine riesenhafte Bronzeglocke, dann durchlief ein heftiges Zittern den ganzen Rumpf, so dass ich beinahe den Halt verlor. Die riesigen Propeller über mir drehten sich hektischer, und die Tuchflügel entfalteten sich in würdevoller Langsamkeit. Schließlich fiel offensichtlich das letzte Haltetau. Urplötzlich machte das Schiff einen Satz nach oben. Ich taumelte, stürzte auf die Knie und krallte mich am nächsten Stahlträger fest, den ich zu fassen bekam. Die Propeller rauschten und übertönten beinahe den rasch leiser werdenden Jubel der Matrosen am Boden. Wir stiegen, und zwar ziemlich schnell.
Schwankend kam ich wieder auf die Beine und tappte unsicher zur Reling, wo auch Tuan stand und mit vor Erregung gerötetem Gesicht in die Tiefe starrte. Er war so vertieft, dass er es gar nicht bemerkte, als ich mich neben ihn stellte. Vorsichtig wagte ich auch einen Blick über die Brüstung.
Beinahe sofort wurde mir schwindelig. Weit weit unter mir konnte ich die goldene Stadt erkennen, flimmernde Kuppeln und tiefschwarzes Obsidian, wie Spielzeug am Boden verteilt. Mir war gar nicht bewusst, wie schnell wir an Höhe gewonnen hatten. Ich schloss die Augen und atmete mehrmals tief durch, bevor ich sie wieder öffnete.
Noch immer lag die Stadt unter uns. Wir flogen zwar hoch, aber offensichtlich nicht sehr schnell. Dieses Mal ertrug ich den Anblick, ja, ich begann sogar, das Gefühl zu genießen, so weit oben zu sein. Ich klammerte meine Hände um die Reling, bis die Knöchel ganz weiß hervortraten und beobachtete fasziniert, wie das goldene Glitzern nach und nach von schroffen weißen Felsen abgelöst wurde. Wir hatten die goldene Stadt verlassen und trieben nun träge in Richtung der Berge, die sie vom Hinterland abschirmten.
"Geht das nicht 'n bisschen schneller?", schrie Tuan über das Rauschen der Propeller in Richtung Maschinenraum. Von Kuri kam keine Antwort zurück, dafür erwachten die Schrauben am Heck des Luftschiffes plötzlich zum Leben. Erst langsam, dann immer schneller wirbelten sie herum, erhöhten das Rauschen an Deck und trieben das Schiff nun rascher voran. Kühler Fahrtwind streichelte mein Gesicht und wehte mir die Haare aus der Stirn.
Die Hügel huschten unter uns vorbei und wurden rasch von schroffen weißen Felsen abgelöst. Der Boden kam wieder näher, als er langsam den Bergen entgegen kletterte. Schmale Fußpfade schlängelten sich durch die Wildnis, die Zivilisation schien von einem Moment auf den anderen verschwunden zu sein.
Inzwischen hatte ich mich an das gleitende Schaukeln des Luftschiffes gewöhnt, das so ganz anders war, als das störrische Bocken der Wüstenteufel, wenn sie auf den Wellen ritt. Vorsichtig löste ich meine Hände von der stählernen Reling und wagte einige Schritte in Richtung Bug.
Der Seidenstoff gab federnd unter meinen Füßen nach, ich schwankte, und rang einige Augenblicke um Gleichgewicht. Schließlich fand ich eine sichere Gangart und stapfte breitbeinig zum Bug, selbst ohne das Rauschen der Propeller wären meine Schritte nicht zu hören gewesen.
Am Bug angekommen, riss mich der Wind beinahe von den Füßen. Er war hier sehr viel stärker als in der Mitte des Schiffes. Ich klammerte mich an die Reling und starrte nach vorne, in den unendlichen blauen Himmel. Weiße Wolken trieben in einiger Entfernung dahin, beinahe auf der selben Höhe wie wir. Ich spürte, wie mir schwindelig wurde und ich senkte rasch den Blick wieder zu Boden.
Die Berge waren nun ganz dicht unter uns. Ich konnte die schroffen schwarzen Gipfel erkennen, beinahe zum Greifen nah. Es ist wirklich schnell, ging mir durch den Kopf. Zu Fuß hätten wir fast eine Woche gebraucht, um die Gipfel zu erreichen. Ich sah weiter nach unten, beobachtete eine Herde Gämsen, die vor dem Schatten des Schiffes in alle Richtungen flohen und fühlte mich wunderbar. Gottgleich. Es gab keinen Zauber, mittels dem man fliegen konnte, zumindest war meinen alten Lehrmeistern keiner bekannt gewesen, doch natürlich träumte jeder, der zaubern konnte, vom Fliegen. Einmal die Grenze überschreiten, einmal über die magischen Fähigkeiten herauswachsen. Die Götter wussten, wie oft es schon versucht worden war.
Ich spürte Tuans Schritte hinter mir, hören konnte ich sie in dem beständigen Rauschen nicht. Dann stand er so dicht hinter mir, dass ich seine Körperwärme fühlen konnte. Unvermittelt begann mein Herz schneller zu schlagen. Beinahe ärgerlich versuchte ich, es zu ignorieren.
"Ich werde Kuri sagen, dass wir umkehren sollten", vernahm ich seine Stimme ganz nahe an meinem Ohr. Ich konnte seinen Atem fühlen. "Wir sind schon beinahe über die Berge rüber. Ich weiß nicht, vielleicht passiert sonst noch was."
Ich drehte mich nicht um, nickte aber. Ich hatte das Gefühl, dass mein Gesicht ganz rot geworden war und nicht nur wegen des Fahrtwindes. Aber ich wollte nicht, dass Tuan das sah.
Er entfernte sich wieder. Ich blieb weiter stehen und starrte auf die nun wieder abfallenden Hänge hinunter. Gleichzeitig versuchte ich, meinen Atem wieder zu beruhigen. Was ist nur plötzlich los mit dir, Lille?, wies ich mich zurecht. Hat dir das Fliegen so den Kopf verdreht, dass die Nähe eines Mannes dich so durcheinander bringt? Hey, du kennst ihn schließlich schon fast ein Jahr, warum jetzt? Hast du dir nicht geschworen, nichts mehr mit Männern zu tun haben zu wollen?

Das Luftschiff zitterte. Die Heckschrauben drehten sich langsamer, und der linke Flügel klappte ein Stück zur Seite. Ganz langsam glitt das Schiff in eine weite Linkskurve. Wir drehten um. Zurück zum Meer, zurück zur Wüstenteufel. Ich atmete tief durch und lenkte meine Gedanken nun ganz auf die Rückfahrt, die uns morgen erwarten würde. Und auf meine alte Schule. Wie sie alle staunen würden, wenn ich zurück käme. Vielleicht könnte ich ja meine verpatzte Magierprüfung nachholen, wenn ich ihnen bewies, wie viel ich gelernt hatte.
Dann ging die Welt unter. Ich konnte keinen anderen Ausdruck dafür finden. Ein schreckliches Kreischen drang aus dem Maschinenraum, und von einem Moment auf den anderen standen die Propeller still. Die seidenbespannten Flügel zitterten, schwankten, und wurden dann fest an den Rumpf gepresst. Sofort neigte sich die Spitze des Schiffs in Richtung Boden, der auf einmal entsetzlich schnell näher kam. Wir stürzten. Die schroffen Hänge unter uns sprangen uns entgegen, und über allem lag noch immer das furchtbare, gequälte Kreischen. Ich krallte mich mit aller Macht an der Reling fest, auch wenn ich im Grunde wusste, dass mich das nicht retten würde, wenn wir auf dem Boden aufschlügen.
Ich spürte eine Welle dunkelster Magie heranrasen, sie überspülte mich, ließ für einen Moment mein Herz still stehen und nahm mir die Sicht. Mit seltsamer Gewissheit wusste ich, dass es diese Magie war, die uns stürzen ließ, die die Maschinen so sehr lähmte, dass sie nur noch schreien konnten wie gequälte Lebewesen. Maschinen, so hatte ich gelernt, waren gar nicht so verschieden von lebenden Geschöpfen.
Urplötzlich war Kuri neben mir, ich konnte beim besten Willen nicht sagen, wie er dorthin gekommen war. "Lille, tu was! Die Maschinen, bitte hilf ihnen!" Seine Worte schafften es beinahe nicht, durch die dunkle Wolke von Magie zu mir vorzudringen. Und selbst, als ich verstanden hatte, was er von mir erwartete, brauchte ich einige sehr lange Augenblicke dafür, die Finsternis von meinem Geist zu schütteln, meine Hand um mein silbernes Amulett zu krallen und meine Gedankenfinger zu den Maschinen auszustrecken.
Ganz schwach konnte ich den Lebensfunken der Luftschiffmotoren fühlen, beinahe schon verstummt, ausgelöscht durch die alles verzehrende Dunkelheit. Es wäre leichter gewesen, wenn ich im Maschinenraum selber gewesen wäre, aber ich konnte unmöglich dorthin gelangen. Ich versuchte, mich daran zu erinnern, wie die Motoren aussahen, wo ihr Herz lag. Fieberhaft suchte ich nach ihren stillgelegten Adern, pumpte Magie hindurch, jagte Stoß um Stoß reine Energie in sie hinein, bis ich spürte, dass das schwache Glimmen in ihnen wieder aufloderte. Und selbst dann hörte ich nicht auf, sandte ihnen alle Magie, die in mir war, die ich aus der Umgebung ziehen konnte, ohne Sinn und Verstand, ohne Formel und Muster. Ich wusste, es war gefährlich so etwas zu tun, sich völlig dem Strom zu überlassen. Wenn man nicht aufpasste, riss die Magie die eigene Lebenskraft mit fort. Manche Magier hatten dabei nicht nur ihre Fähigkeit zu zaubern verloren, sondern auch ihr Leben. Aber es war der einzige Ausweg, den ich sah. Vor meinem geistigen Auge sah ich die Motoren, funkensprühend vor reiner Energie.
Ein Ruck lief durch meinen Körper, als die Propeller wieder ansprangen, die Flügel aufklappten. Ich konnte das Luftschiff mit meinem ganzen Körper spüren, mehr noch, ich war das Schiff, breitete meine Flügel aus, bremste unseren Fall, fing ihn so weit ab, dass der Aufprall auf dem harten Felsboden meine Passagiere nicht töten würde. Schreckliche Schmerzen durchzuckten mich, als meine Flügel brachen und mein Körper von den Steinen aufgerissen wurde.
Ich schloss die Augen und ließ die Schmerzen mich davon tragen.

Ich erwachte später, wie viel später konnte ich nicht sagen. Ein beständiges Rauschen drang an meine Ohren und ich glaubte im ersten Moment, dass ich an Deck des Luftschiffes eingeschlafen war, eingelullt durch das Rauschen der Propeller. Doch dann erkannte ich, dass das Geräusch anders war. Plätschernd und ungleichmäßig.
Ich schlug die Augen auf. Dämmriges Licht umgab mich. Links neben mir ragte eine steile Felswand auf, von der auch das Rauschen kam. Ich konnte das Glitzern eines Wasserfalls ausmachen, der einen Tümpel am Fuß der Felsen speiste. Rechts, gar nicht weit von mir ragte eine mächtige Silhouette auf, die ich unschwer als unser Luftschiff erkannte. Der Stoff am Rumpf war aufgeschlitzt, die Flügel seitlich abgeknickt, mehrere Streben gebrochen. Es sah traurig aus, wie es dort zwischen den Steinen klemmte.
Kuri und Tuan konnte ich nirgendwo sehen, aber ich vernahm ihre Stimmen jenseits des Schiffs. Ich selber lag auf Tuans dickem Wollmantel unter einem Stück Stoff, das offensichtlich vom Schiffsrumpf stammte, es war so dünn und leicht wie Seide.
Vorsichtig richtete ich mich auf. Ich hätte erwartet, das mir alles weh tun würde, nach dem Absturz. Nur zu gut hatte ich die fürchterlichen Schmerzen in Erinnerung, als mein Körper aufgeschlagen war. Doch zu meiner grenzenlosen Überraschung fühlte ich mich wohl, ausgeschlafen und kräftig. Dann erst fiel mir ein, dass es ja gar nicht mein eigener Körper gewesen war, der die Schmerzen gespürt hatte. Vorsichtig fühlte ich in mich hinein. Suchte nach dem leisen Pochen der Magie hinter meinen Schläfen.
Nichts.
Eine kalte Hand griff nach meinem Herzen und drückte kräftig zu. Meine Magie. Ich konnte sie nicht mehr spüren. Ich kniff die Augen zusammen, horchte immer weiter, immer tiefer. Ich spürte nichts. Leere, dort wo der warme Funken sein sollte. Meine Finger fanden beinahe ohne mein Zutun meinen Zauberfokus, folgten den feinen Linien im Silber, suchten nach dem Kribbeln, das stets durch meine Fingerspitzen lief, wenn ich dies tat.
Nichts.
Mein Inneres war wie tot. Unheimlich und leer. Ich hatte meine Magie verloren. Ausgegeben im Kampf um das Überleben des Luftschiffes. Abgetötet durch meine eigene Dummheit. Ich fühlte mich, als hätte ich ebenso gut beim Absturz sterben können, wenn ich jetzt nicht mehr zaubern konnte.
Ich konnte nicht anders, ich begann zu weinen.
Das letzte Mal, dass ich ein ähnliches Gefühl des Verlustes empfunden hatte, war gewesen, als mich mein Verlobter sitzen ließ und ich daraufhin meine Magierprüfung verpatzte. Nur war das hier viel viel schlimmer.
So lange ich denken konnte, war Magie in mir gewesen, wie ein kleines Wesen, das auf die Strömungen der Umgebung antwortete, das sich von ihnen ernährte und sie lenkte. Immer hatte ich Magierin sein wollen. Selbst nach meiner Prüfung war mir immer noch der Trost geblieben, dass ich zaubern konnte, wenn ich auch keinen akademischen Grad errungen hatte. Ich wäre zumindest eine Hexe gewesen. Jetzt war ich nur noch ein hilfloses Mädchen, das nie etwas gelernt hatte, in einem fremden Land.
Ich weinte still, als ob die schreckliche Leere in mir keine lauten Töne zuließ. Ich wusste nicht, wie lange ich dort saß, zusammengekrümmt auf dem Lager, das mir wahrscheinlich Tuan und Kuri hergerichtet hatten, und weinte, als habe mich meine Seele verlassen.

Irgendwann - es war inzwischen noch dunkler geworden - versiegten die Tränen. Ich fühlte mich nicht getröstet oder erleichtert, wie es sonst so oft ist, wenn man lange geweint hat. Nur abgestumpft, unfähig, noch etwas zu empfinden. Langsam erhob ich mich, ging zu dem Tümpel hinüber und wusch mir mein Gesicht in dem kühlen Bergwasser. Ein dünner Streifen Erde säumte den Teich, bewachsen mit dichtem grünen Gras und wildem Basilikum.
Basilikum - dunkle Magie. Wächst es dicht, dann ist eine Quelle finsterer Macht in der Nähe, gingen mir die Worte meines früheren Pflanzenkundelehrers durch den Kopf. Doch ich konnte keine Magie spüren. Keine düstere, keine lichte, gar keine. Ich musste mir auf die Lippen beißen, um nicht wieder loszuheulen.
Zu meinem Glück kam in diesem Moment Tuan um das Luftschiff herum geschlendert. Er sah so entspannt und fröhlich aus, dass ich ihn am liebsten geschlagen hätte.
"Oh, du bist wach?", fragte er unnötigerweise. "Du hast sehr lange geschlafen, geht's dir gut?"
Ich starrte ihn stumm an, dann nickte ich langsam. Wie sollte ich auch Tuan meine Situation erklären?
"Gut", er lächelte. "Kuri meint, er kann das Schiff bis morgen Abend wieder flott machen, dann können wir zurück. Hoffentlich wartet der Kapitän auf uns. Aber andererseits, er kann ja schlecht ohne seinen Bootsmann, den Cheftechniker und die Bordmagierin losreisen, oder?"
In seinen Augen lag dieses schelmische Glitzern, das ich sonst so sehr an ihm liebte. Jetzt konnte ich es nicht schätzen. Ich nickte wieder langsam, und drehte mich dann wieder zum Teich um, weil ich spürte, dass mir wieder die Tränen kamen. Bordmagierin, das bin ich wohl die längste Zeit gewesen.
"Lille? Ist wirklich alles in Ordnung?" Ich spürte, wie er hinter mich trat und mir die Hand auf die Schulter legte. Ärgerlich schüttelte ich sie ab.
"Ja, schon gut. Ich... ich hab ein bisschen Kopfschmerzen. Lass mir einfach noch ein wenig Ruhe, ja?" Ich presste die Worte hervor, obwohl sich mein Mund schrecklich trocken anfühlte. Tuan schwieg, blieb noch einen Moment lang hinter mir stehen, dann hörte ich, wie er sich umdrehte und fort ging. Ich blieb stehen und starrte auf die aufgewühlte Oberfläche des Teichs.
"Komm!" Ein Flüstern, direkt neben meinem Ohr. Erschrocken fuhr ich herum. Ich war allein. Von der anderen Seite des Luftschiffes klangen gedämpft die Stimmen Tuans und Kuris an mein Ohr. Doch diese Stimme war anders gewesen, heiser, gedämpft, mit einem seltsamen Unterton wie trockenes Herbstlaub. Ich mochte ihren Klang nicht.
"Sieh zum Wasserfall, Mädchen!" Langsam, beinahe widerwillig wandte ich den Kopf. Inzwischen war es so dunkel geworden, dass ich den Fall kaum noch erkennen konnte, nur sein beständiges Rauschen sagte mir, dass er noch da war. Das, und - ein schwaches Schimmern in der Dunkelheit. Bei Tageslicht hätte ich es übersehen, aber jetzt konnte ich hinter der Wasserwand einen warmen Schein erkennen, nur eine dünne Linie, wie die Spalte unter einer Haustür.
"Jetzt siehst du es, nicht wahr?" Die Stimme lachte. Es klang, als zertrete jemand Käfer auf dem Steinboden. Mich schauderte. "Komm zu mir, Mädchen!"
Ich schluckte. Meine Kehle war trocken. Selbst ohne meine Magie wusste ich, dass nur ich diese Stimme hören konnte, dass sie durch Zauberei an mein Ohr getragen wurde. Ich hatte kein gutes Gefühl dabei. Mein Blick fiel auf das Basilikum am Teich. Dunkle Magie.
"Ich möchte nicht, danke", erwiderte ich der körperlosen Stimme. Wieder dieses unheimliche Lachen.
"Dann, fürchte ich, wirst du nie wieder zaubern können, Mädchen!" Dieses Mal zuckte ich unter den Worten zusammen. Nie wieder zaubern... es klang furchtbar. Aber diese Stimme war auch nicht gerade vertrauenserweckend. Ich zögerte.
"Was ist, willst du deine Magie nicht wiederhaben?"
Ich nahm all meinen Mut zusammen. "Kannst du sie mir denn wiedergeben?"
"Oh ja, das kann ich. Und das werde ich auch. Du musst nur zu mir kommen."
"Warum?"
Aber die Stimme schwieg. Sie hatte ihre Bedingung genannt, jetzt war es an mir, sie zu erfüllen, oder es sein zu lassen, das spürte ich. Zu gerne hätte ich meine Magie zu Rat gezogen, sie zu der unheimlichen Stimme befragt, versucht, herauszufinden, was hinter der Tür lag, aber das war nun nicht mehr möglich. Wenn ich es je wieder tun wollte, dann musste ich der Stimme wohl gehorchen. Ich kannte niemanden, der sonst in der Lage gewesen wäre, mir meine Zauberkraft zurück zu geben. Kein Magier konnte das. Doch diese Stimme - ich spürte, dass sie die Wahrheit gesagt hatte.
Ich blickte mich rasch um, um sicher zu stellen, dass mich nicht etwas Tuan oder Kuri beobachteten, dann umrundete ich mit raschen, entschlossenen Schritten den Teich. Am anderen Ufer duckte ich mich unter dem Wasserfall vorbei und schob mich an der Felswand entlang bis zu dem dünnen Lichtstreifen.
Es war tatsächlich eine Tür. Eine massive alte Holztür mit Eisenbeschlägen, feucht von der Gischt der Wasserfalls, aber immer noch stabil. Drei Riegel sicherten sie, einer aus Silber, einer aus Kupfer, einer aus Eisen. Die drei Metalle, die vor Geistern schützten. Es gab keine Schutzzeichen, keinen Magiebann auf der Tür, aber dennoch wusste ich, dass dort drinnen etwas eingesperrt war. Etwas, das die Erbauer dieser Tür nie wieder in der Welt sehen wollten. Mein Herz war schwer, als ich die Riegel zurückschob und die Tür aufdrückte. Doch der Wunsch, meine Kräfte zurück zu bekommen, war größer, als die Angst vor dem eingeschlossenen Wesen.
Die Tür öffnete sich in einen ziemlich breiten gemauerten Gang. Alle paar Meter hingen gläserne Leuchtkugeln von der Decke und tauchten ihn in ein weiches gelbliches Licht. Eine Steinplatte direkt hinter dem Eingang wies eine Inschrift in den Zeichen der Alten auf. Ich entzifferte einen Namen - Keralin - und Jahreszahlen einer Zeitrechnung, die ich nicht kannte. Ein Grabmal. Das Grab eines Magiers, wie ich vermutete, denn Symbole der hohen Magie waren unter seinem Namen eingraviert. Ebenso, wie eine Warnung. Ich kannte zu wenige der alten Zeichen, um zu erkennen, wovor die Inschrift genau warnte, aber es reichte aus, um mir einen Schauer über den Rücken zu jagen.
Ich wandte mich von der Steintafel ab und folgte dem Gang.

Er verlief schnurgerade und war nicht sehr lang. Schon nach kurzer Zeit erreichte ich eine weitere Tür, besser gesagt einen gravierten Torbogen aus Stein, der sich in eine achteckige Kammer öffnete. Die Wände der Grabkammer waren gemauert, wie der Gang draußen, und in der Mitte stand ein steinerner Sarkophag auf einem kleinen Podest. Ein bläuliches Flimmern schwebte über dem Sarkophag und ein leises Knistern erfüllte den Raum, wie von brennendem Holz.
Ich hatte noch nie einen Geist gesehen, dennoch wusste ich sofort, dass es sich um einen handelte. Entgegen dem allgemeinen Glauben haben Geister nur sehr selten menschliche Gestalt. Sie bestehen aus reiner magischer Energie, und dieser eine Gestalt zu geben, dazu fehlt den meisten die Kraft, oder auch der Wille. Es sind beinahe immer Magier, die einen Geist hinterlassen, oder zumindest magisch begabte Personen. Ei allen anderen ist die Seele nicht durch Zauberkräfte an die Erde gebunden. Je mächtiger der Zauberer, desto wahrscheinlicher, dass ein Teil von ihm nach seinem Tod erhalten bleibt.
Dieser Geist pulsierte in verschiedenen Blautönen und waberte hin und her, was seinem Aussehen etwas seltsam hypnotisches gab. Er roch nach Basilikum, so überwältigend, dass ich vermeinte, den Geschmack auf der Zunge zu spüren. Das blaue Pulsen wurde heller, als ich in die Grabkammer trat.
"Da bist du ja", wisperte die Stimme. Ihr Klang erinnerte nun an Ameisenfüße auf Sandboden, so sanft und schwach. "Du willst also deine Zauberkräfte zurückhaben?"
Ich nickte. Ich glaubte nicht, dass ich ein Wort heraus gebracht hätte, selbst wenn ich es versucht hätte, aber gerade jetzt hatte ich ohnehin das Gefühl, dass ich mich dem Geist völlig ausliefern würde, wenn ich zu ihm sprach.
Knisterndes Lachen. "Gut, ich werde sie dir wiedergeben - unter einer Bedingung."
Nun konnte ich nicht anders, ich musste fragen. "Welche Bedingung?" Meine Stimme kam mir noch leiser vor als die des Geistes.
Er schwieg lange, als müsse er überlegen. Dann, beinahe zögernd, kam seine Antwort. "Ich war ein Fürst in meinen Tagen. Alle haben mich gefürchtet, meine Hexenkräfte waren größer als alle andern in einem großen Umkreis. Nach meinem Tod haben sie mich hier eingesperrt. Sie fürchteten, ich könne zurückkommen." Wieder lachte er. Diesmal klang blanker Hohn durch. "Wie recht sie hatten. Ich hätte alles dafür gegeben, zurückzukommen. Und ich hätte es auch geschafft, hätte den einen oder anderen dummen Zauberlehrling zu mir gelockt, mich zu befreien. Doch dann waren plötzlich alle verschwunden. Ich weiß nicht, wohin." In der Stimme klang beinahe etwas wie Kummer mit, Jahre der Einsamkeit, ich konnte sie mir beinahe bildlich ausmalen. Ich fragte mich, warum er mir das alles erzählte. Wahrscheinlich war er einsam. All die Jahre des Schweigens, ich glaubte, ich würde auch gesprächig werden.
"Lange wartete ich, ob noch jemand zurückkehren würde. Irgendwann war ich des Wartens müde. Immer öfter ließ meine Aufmerksamkeit nach. Ich wurde mutlos. Ich glaubte, alles wären gestorben, und ich würde nie befreit werden. Doch dann - endlich - spürte ich sie wieder, die Magie. Weit über mir, doch deutlich. Du warst es, die über mir vorbei zog. Ich war so überrascht, dass ich zu handeln vergaß, bis es zu spät war, bis du schon wieder aus meiner Reichweite verschwunden warst. Ich wollte verzweifeln. Meine Chance, ich hatte sie vertan. Doch dann - kamst du zurück."
Ich schauderte, als ich die unbändige Freude in der Stimme vernahm. Ein boshafter, kalter Triumph.
"Diesmal zögerte ich nicht. Ich schickte alle Magie aus, die mir verblieben war, und holte dich zu mir herunter. Und du kamst zu mir wie es sich für eine gehorsame Schülerin gehört. Nun bist du hier, und ich kann wieder frei sein."
"Wie?" Ich flüsterte, gegen meinen Willen.
"Ich werde dir deine Magie zurück geben, wenn du mich mit dir nimmst. Ich weiß, dass du aus einem fernen Land stammst, einem Land, in dem es keine großen Magier gibt. Dort kann ich groß sein. Ich werde jemanden in Besitz nehmen, eine Fürsten oder Magierkönig, was auch immer ihr bei euch dort drüben habt, und dann werde ich wieder herrschen."
"Niemals!" Doch mein Protest klang nur schwach, selbst in meinen Ohren. Im Grunde meines Herzens sehnte ich mir das einzige zurück, was ich wirklich beherrschte, und der Geist - Keralin - wusste das so gut wie ich.
Er lachte wieder. "Oh doch, ich weiß, du wirst dich auf den Handel einlassen. Glaub mir, für euer Land wird es das Beste sein. Ich weiß, dass eure Magier schwach sind. Könnte einer von ihnen dir deine Magie zurückgeben?"
Widerwillig schüttelte ich den Kopf. Ich ertappte mich dabei, dass ich ihm in Gedanken Recht gab. Unsere Magie war schwach im gegensatz zu dem, was die Alten vermochten. Vielleicht war er sogar in der Lage, uns zu lehren, uns wieder zum Glanz zu führen. Zurück zu besseren Zeiten... In meinen Vorstellungen sah ich unsere Städte wiedererstehen in dem gleichen Glanz wie die goldene Stadt in Ilkenland, vornehm, reich, mit glücklichen Bürgern. Ich war versucht, Keralin freudig zuzustimmen, als er auf einmal weiter sprach, und sich damit all meine Sympathie verdarb.
"Keine Bange, dich werde ich nicht in Besitz nehmen. Ich kann den Körper nicht mehr wechseln, wenn ich ihn einmal gewählt habe, und was soll ich schon mit dem Leib einer erbärmlichen kleinen heimatlosen Streunerin, die noch nicht einmal eine echte Magierin ist."
Seine Worte trafen mich wie ein Schlag. Er musste das alles in meinen Gedanken gesehen haben, und es erschreckte mich, wie leicht ihm das offensichtlich fiel. Wahrscheinlich hatte er auch mein Empfinden manipuliert, so dass ich seine Vorstellungen gar nicht so schrecklich empfunden hatte. Das war dunkle Magie, schwere Magie, gegen die sich die Seele normalerweise heftig wehrt, aber ich hatte nicht einmal einen leichten Kopfschmerz verspürt. Er musste wirklich ein unglaublich mächtiger Zauberer sein - zumindest für unsere Verhältnisse. Doch seine Ungeduld hatte ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ich fühlte nun, dass es keineswegs eine goldene Zeit für uns werden würde, wenn Keralin zu uns kam. Wahrscheinlich würde er nicht einmal daran denken, andere zu lehren. Warum auch? Er würde nur seine Macht dadurch mindern.
Keralin unterbrach meine Gedanken. "Am besten ist es, ich dringe in deinen Fokus ein. Es ist ein magischer Gegenstand, ich werde mich wohl darin fühlen. Und ich glaube nicht, dass du ihn wegwerfen wirst, oder?" Er lachte, und ich wusste nur zu genau, dass er recht hatte. Nie würde ich mein Amulett aufgeben. Ohne den Anhänger brauchte ich auch meine Magie nicht mehr.
"Also, haben wir einen Handel?"
Ich überlegte. Insgeheim hoffte ich, dass Keralin nicht erneut in meinen Gedanken herumpfuschte, während ich das tat. Doch sein blaues Glimmen war schwächer geworden, wahrscheinlich hatte ihn die vorherige Manipulation sehr angstrengt.
Lange, lange Zeit stand ich nur da und überlegte. Es zog mir das Herz zusammen, wenn ich an Keralins Pläne dachte. Ich wusste nicht, was er für ein Herrscher gewesen war, zu seinen Lebzeiten, doch alles in mir schrie, dass man diesem Magier besser keine zweite Chance geben sollte. Doch was sollte ich tun? Ich sehnte mich nach dem warmen Pulsen hinter meinen Schläfen, dem Glühen, das meine Magie in mir entfachte. Ich wusste, dass ich diesen Handel eingehen würde. Dennoch suchte ich nach einem Ausweg. Nahm ich Keralin mit mir, brachte ich meine Heimat in Gefahr, tat ich es nicht, würde ich mein Leben lang nutzlos sein, ein schwaches heimatloses Mädchen.
Es gab nur eine Möglichkeit. Sie war furchtbar, aber nicht ganz so schrecklich, wie Keralin nach Hause mitzunehmen. Aber dafür brauchte ich meine Magie zurück.
Nach etwas, das mir wie eine Ewigkeit vorkam, nickte ich. "Gut, wir haben einen Handel. Du kannst meinen Fokus als Gefäß verwenden, bis du ein Besseres findest."
Wieder das Herbstlaubkichern, dann seine Stimme, ruhig jetzt und warm, einlullend. "Du wirst es nicht bereuen. Es ist wirklich das Beste für euch."
Ich glaubte ihm kein Wort, jetzt, wo ich wusste, dass er meine Gedanken manipulierte, doch ich zwang mich zur Ruhe. Ich wollte ihm keinen Anlass geben, sich meine Pläne nochmal anzusehen, bevor es zu spät dafür war.
Der Nebel über dem Sarkophag glühte auf einmal hellblau auf. Ein leuchtender Finger waberte in meine Richtung, streifte kurz meine Stirn und hinterließ dort einen kühlen Abdruck, bevor er sanft über meine Lippen strich.
"Atme ein, kleine Streunerin!" Die Kälte biss auf meinen Lippen, und trieb mir Tränen in die Augen, doch ich tat, wie mir befohlen. Ein eisiger Luftstrom drang in meinen Mund, glitt meine Kehle hinunter und erreichte dann mein Herz. Es stockte, nur einen Moment lang, dann schlug es doppelt so schnell, Blut raste durch meine Adern und in meinem Kopf explodierte eine Feuerkugel. Eine lodernde Feuersbrunst jagte durch meinen Körper, durchlief mich bis zu den Zehen, bevor sie wieder zu dem vertrauten warmen Glühen abklang, das ich kannte. Ich wurde angenehm ruhig, als ich meine Magie wieder pulsen spürte. Ruhig und besonnen, als könnte mir die Welt nun nichts mehr anhaben.
Der blaue Schimmer über dem Sarkophag war verschwunden, doch ich musste mich nicht lange fragen, wohin. Der Fokus um meinen Hals war von einem schwachen blauen Hauch umgeben. Es war kaum sichtbar in dem diffusen Lampenlicht des Grabmals, doch ich hegte keinen Zweifel. Keralin hatte sein Wort gehalten. Nun war es an mir, ihn um seinen Traum zu bringen.
Ich ging einige Schritte in den Gang hinein, dann ließ ich mich auf den Boden nieder. Mit beiden Händen griff ich nach meinem Fokus und umklammerte ihn. Er fühlte sich fremd an, kühl, unangenehm, nicht so beruhigend wie früher. Ich versuchte, es zu ignorieren. Ich schloss die Augen und ließ meine Gedanken fliegen.
"Was tust du da?"
Ich ignorierte Keralin und konzentrierte mich auf meinen Zauber.

Ich fand den Kapitän in seinem Quartier. Er machte sich Sorgen um Kuri, Tuan und mich, das spürte ich genau. Aber er war sich auch sicher, dass wir versuchen würden, zurück zu kommen. Eine Woche, so las ich in seinen Gedanken, würde er warten, bis er ohne uns auslief. Ich biss meine Zähne zusammen, atmete tief durch und machte mich dann daran, seine Entscheidung zu ändern.
Es ist dunkle Magie, jemanden in seinen Entscheidungen zu beeinflussen, sehr dunkle. Es war verboten, so hatte man es mich gelehrt. Nur die Meisterrichter durften sie anwenden, nur diese konnten entscheiden, wann sie gerechtfertigt war. Zumindest das stimmte in meinem Fall nicht, aber dennoch spürte ich einen schrecklichen Kloß in meinem Hals, als ich begann, die Ungeduld des Kapitäns zu steigern.
Ich sandte ihm Wut und Sehnsucht, Wut auf uns drei Deserteure, und Sehnsucht nach der Heimat. Ich fälschte Erinnerungen an uns, schwächte unsere Leistungen ab, hob unsere fehler hervor. Es war eine schreckliche Arbeit, doch nach einer halben Stunde hatte ich ihn so weit, dass er beim nächsten Morgengrauen auslaufen wollte. Ohne uns.

Als ich meine Augen wieder öffnete, standen schon wieder Tränen darin. Noch nie hatte ich dunkle Magie angewandt, und ich empfand beinahe körperliche Schmerzen. Ich war müde, vollkommen erschöpft und hatte das merkwürdige Gefühl, dass meine eigene Magie zornig auf mich war. Lille, die Gute, und dunkle Magie... meine Seele wehrte sich noch gegen den Gedanken. Das Amulett unter meinen Fingern war eiskalt geworden. Keralin zürnte. Ich war mir ziemlich sicher, dass er mir dort, wo er war, nichts anhaben konnte, aber genauso sicher würde ich seinen Zorn zu spüren bekommen, wenn ich das nächste Mal zauberte.
Und doch war es das einzige, was ich hatte tun können. Ich hatte Tuan, Kuri und mich ausgeliefert. Wir würden nicht nach Hause zurückkehren. Keralin konnte ohne die "Wüstenteufel" nicht in meine Heimat gelangen. Ich wagte nicht, daran zu denken, was Tuan und Kuri sagen würden, wenn wir morgen Abend neben einem leeren Kai landen würden. Beinahe konnte ich schon jetzt ihre Wut, die Enttäuschung und die Angst spüren, und das machte mich beinahe noch unglücklicher. Ich hatte sie verkauft, für meine Magie. Und das nur, weil sie meine Freunde waren, und es nie zugelassen hätten, wenn ich alleine in der goldenen Stadt zurück geblieben wäre.
Vielleicht würde ein weiteres Schiff nach Ilkenland kommen und uns retten. Vielleicht hatte ich bis dahin eine Möglichkeit gefunden, Keralin loszuwerden. Ich konnte es nicht sagen. Vielleicht würde ich Kuri und Tuan von Keralin erzählen, vielleicht würden sie mir helfen. Doch eines wusste ich, dass ich über den wahren Grund, warum der Kapitän abgefahren war, schweigen würde. Ich hatte Angst, dass sie mir nicht verzeihen konnten.
Mit schwerem Herzen machte ich mich auf den Weg zurück zu meinen Freunden.

Die vorgegebenen Wörter waren: Basilikum, berauschen, Wasserfall, funkensprühend, Grabkammer

 

Dies ist eine Wörterbörsengeschichte. Bitte am 16.10. in Wörterbörse-Serien verschieben.

 

Hey Felsy,
schön, dass es endlich mal weitergeht mit Ilkenland. Nächstes Mal lässt du uns nicht so lange auf die Fortsetzung warten, ja?
Ich hab die Geschichte gern gelesen, wenn mir auch der Zusammenhang zwischen dem Verlust von Lilles magischen Faehigkeiten und dem Auftauchen des Geistes nicht besonders klar ersichtlich war. Offenbar hat er irgendwie das Luftschiff beschaedigt, und bei der Reparatur hat sie sich ausgebrannt. Aber er kann ihr ihre Magiekraefte zurueckgeben...? Der Absatz, wo der Geist den klassischen Fehler aller Boesewichte begeht und seinem Opfer seine Plaene verraet, hatte ich aber anders verstanden, so, als haette er weniger Macht und habe großes Glueck gehabt, dass sie ihm da jetzt so vor die Fuesse gefallen ist. Vielleicht guckst du da noch mal drueber?

gruß
vita
:bounce:

 

Hi vita,

freut mich, dass es dich freut, dass es weiter geht... (oder so ähnlich).

Zu dem Bösewicht, der alles erzählt, muss ich mir wohl noch was einfallen lassen. Er hat einen Grund dafür, aber ich gebe zu, dass der nicht gut zu erkennen ist ;)
Ach ja, er hat Glück gehabt, dass sie grade über ihm vorbei zog, als Geist hat er nur eine eingeschränkte Reichweite. Auch dass werde ich einbauen.

Ihre Magie hat sie durch die Reparatur verloren, richtig, aber das hat er natürlich nicht voraus geahnt. Wäre es nicht so gewesen, hätte er sie auf andere Weise in die Höhle gelockt. Und ihre Magier kann er ihr zurückgeben, weil er einer von den Alten ist, die magisch viel begabter waren, als die "heutigen" Magier.

Aber, wie gesagt, das bau ich noch in den Text. Erklärungen danach finde ich auch immer doof...

Freut mich trotzdem, dass es dir gefallen hat... Und ich hab schon Ideen für die nächste Folge.

Liebe Grüße,

Ronja

 

Hallo Ronja!
Ist vielleicht ein bisschen ungünstig, wenn ich bei deiner Serie mit dem 3. Teil anfange, aber egal. Hat mir gut gefallen (und ja, die anderen habe ich auch schon gelesen, musste ich dann ja). Die Motivation des Geistes fand ich eigentlich ganz gut verständlich (oder vielleicht habe ich mir zuviel selbst dazu gedacht, aber es deckte sich alles mit deinen nachgereichten Erklärungen). Das Einzige, was mich stutzig macht, ist, dass er ihre Gedanken nicht mehr lesen kann, sobald er in ihrem Amulett sitzt und nicht mitbekommt, wie sie den Kapitän manipuliert. Oder hat er das gemerkt? Dann müsste Lille sich aber wohl auf was gefasst machen ...
Ich habe auch das Gefühl, dass zwischen Lille, Kuri und Tuan mittlerweile eine viel engere Beziehung herrscht als noch im 2. Teil.
Ansonsten ... Tja, man ist natürlich gespannt, wie es weitergeht, also such dir mal schnell ein paar schöne Wörter aus und lass uns nicht so lange warten. Man hat das Gefühl, dass die Handlung jetzt richtig ins Rollen kommt. :)
Liebe Grüße
ciao
Malinche

 

Hi Malinche,

hat dich meine kleine Serie nun auch erreicht? :D
Freut mich, dass sie dir gefallen hat. Zu dem geist im Amulett... ja, eigentlich will ich noch was dazu sagen, wie er jetzt reagiert, aber das hatte ich vor, in die nächste Folge zu packen. Mal sehen. Vielleicht schreib ich aber auch eine Andeutung hier jetzt schon rein.
Ach ja, Lille, Tuan und Kuri... ja, nach dem Entfremden des zweiten teils, versucht Tuan eben, alles wieder gut zu machen. Und Lille... naja, ich glaube, sie ist ein bisschen einsam... ;) Ja, sie stehen sich sehr nahe. Mal sehen, wie sich das entwickelt. (Oh gott, zwei Männer, ich werde Eifersuchtsgeschichten bekommen).

Wie gesagt, ich hab schon ideen, das wird bestimmt bald wieder was.

Liebe Grüße,

Ronja

 

Hallo Felsenkatze,

supi :D Deine Geschichte hat mir - mal wieder ;) - echt gut gefallen. Aber die Ilkenland-Geschichten mag ich eh sehr gerne. Das einzige, was mir aufgefallen ist, hat Malinche ja auch schon bemerkt, und zwar dass das irgendwie so rüberkommt als bekäme der Geist nicht mit, dass Lille den Kapitän manipuliert. Was mich ja doch sehr gewundert hat, da sie ja dabei den Fokus in der Hand hat und aus ihm (zumindest teilweise) auch die Kraft dafür zieht und dann scheint es mir seltsam dass der Geist das nicht mitbekommt und ... ehm ich glaub es ist angekommen :sealed:

Gruß,

Red Unicorn

 

Hi Red,

freut mich, dass es dir gefallen hat. Tja, nu muss ich die Geschichte mit dem geist und dem Fokus doch schon in diese Folge einarbeiten. Mal sehen, wann ich dazu Zeit habe. Ich hatte eigentlich wie gesagt vor, es in die nächste zu packen.

Macht ja nix.

Lieben Dank fürs Lesen und das große Lob und überhaupt. :)

Liebe Grüße,

Ronja

 

So, ich hab mal versucht, die Motivation Keralins etwas besser auszuarbeiten. Und die Geschichte mit dem Amulett, und warum er ihr alles erzählt... und so.

 

So,

endlich Zeit :)
Und hallo Illu :) :)

Beispielsweise, als Lille ihre Magie verliert. Da schreibst du, dass sie lange weint und ein Gefühl des Verlusts verspürt. Das Gefühl ist mE noch nicht richtig greifbar. Das war der erste Gedanke beim Lesen, einen Vorschlag hab ich leider nicht.

Ay, Sir, ich sehe noch mal drüber.

Es wirkt so, als läge dem Geist (und der Autorin) viel daran, dass er möglichst bösartig erscheint. Das geht fast schon in Richtung Klischee.
Wobei es noch zu früh ist, das festzulegen (sollte er denn in weiteren Serienteilen auftauchen)

Ist das so? Dann ist mir das wohl ein bisschen aus den Fugen geraten, so sollte er auf keinen Fall wirken. Auch das werde ich mir nochmal ansehen.

Ich werde sicher noch ein bisschen dran basteln, allerdings fürchte ich erst, wenn ich meine Diplomarbeit abgegeben hab. Bis dahin muss das hier ruhen.

Ich danke dir herzlich für die ausführliche Kritik und den 1000. Beitrag. Und es freut mich natürlich, dass dir die Geschichte gefallen hat. ich hab schon ideen für den nächsten Teil :)
:kuss:

Liebe Grüße,

Ronja

 

Hallo Felsenkatze, spät ist es schon und Schlaf will sich nicht finden, als ich mich deiner Geschichte zuwende:

Nur meine Finger färbten sich ebenfalls tiefschwarz.
Ich würd da schreiben: "Stattdessen färbten sich meine Finger ebenfalls tiefschwarz."

Vor manchen Häusern lungerten Matrosen der "Wüstenteufel" herum, gelangweilt in der Mittagssonne.
Komischer Satzbau. Ich wäre für: "Vor manchen Häusern lungerten gelangweilt Matrosen der "Wüstenteufel" in der Mittagssonne herum.

doch seit Tuan ihnen vor einigen Tagen den kopf gewaschen hatte, zwangen sie sich mir gegenüber zu Höflichkeit.
"Kopf" groß geschrieben

"Der Kapitän weiß das. Aber wir sind kein Forschungsschiff. Er fürchtet um die Moral der Matrosen. Wenn wir noch länger hier bleiben, werden sie wahrscheinlich gar nicht mehr fort wollen.
naja, fällt dir da kein besserer Grund ein? Wie heißt es nicht: nirgends ist so schön wie Zuhause... das wird den Matrosen nicht anders gehen.

Widerwillig drehte ich mich um und wollte schon die Strickleiter wieder herunter steigen, als ich Kuris Stimme hinter mir vernahm.
"wieder" stört.

wirr in die Augen Ein wenig erinnerte er mich an ein trotziges Kind.
Da fehlt ein Punkt!

Ja, nur einmal fliegen können, und wenn es nur für einige Momente war.
Irgendwie zweideutig. Ich würd noch ein Akkusativ-Objekt einbauen.

Weit weit unter mir konnte ich die goldene Stadt erkennen
Ein "weit" reicht mir.

als das störrische Bocken der Wüstenteufel, wenn sie auf den Wellen ritt.
Hier fehlen die Anführungsstriche für die "Wüstenteufel"

Schließlich fand ich eine sichere Gangart
Das hört sich aber komisch an. Wie wärs mit: "Schließlich wurde mein Gang sicherer und ich..."

Ein schreckliches Kreischen drang aus dem Maschinenraum, und von einem Moment auf den anderen standen die Propeller still.
War schon irgendwie zu erwarten...

dass sie nur noch schreien konnten wie gequälte Lebewesen.
schön :)

Ich hätte erwartet, das mir alles weh tun würde, nach dem Absturz.
"...das mir nach dem Absturz alles weh tun würde."

Nur war das hier viel viel schlimmer.
ein "viel" reicht definitiv. Ich persönlich mag solche unmitterlbaren Wortwiederholungen nicht.

So lange ich denken konnte, war Magie in mir gewesen, wie ein kleines Wesen, das auf die Strömungen der Umgebung antwortete, das sich von ihnen ernährte und sie lenkte.
auch schön. Ich, der ich Gottlos und ohne Sinn für jegliches Übernatürliches lebe, kann mir jetzt echt mehr unter dem Begriff "Magie" vorstellen.

Basilikum - dunkle Magie. Wächst es dicht, dann ist eine Quelle finsterer Macht in der Nähe
Oh mein Gott, meine Mutter pflanzt das Teufelszeug im Garten! :D Ich muß sie warnen...

Ich nickte wieder langsam, und drehte mich dann wieder zum Teich um
"wieder" streichen

Inzwischen war es so dunkel geworden, dass ich den Fall kaum noch erkennen konnte
sagt man "Fall" in diesem Bezug als Abkürzung für Wasserfall? Ich denke, eine Wortwiederholung wäre hier auch nicht so schlimm.

dass mich nicht etwas Tuan oder Kuri beobachteten
müsste wohl "etwa" heißen.

feucht von der Gischt der Wasserfalls
hier ist Genitiv angebracht.

Ei allen anderen ist die Seele nicht durch Zauberkräfte an die Erde gebunden.
"Bei allen anderen..."

Er roch nach Basilikum, so überwältigend, dass ich vermeinte, den Geschmack auf der Zunge zu spüren.
"vermeinte"... wie wärs mit: "meinte", "glaubte"

Ich wurde angenehm ruhig, als ich meine Magie wieder pulsen spürte.
"pulsieren"

Ich fälschte Erinnerungen an uns, schwächte unsere Leistungen ab, hob unsere fehler hervor.
"Fehler"

Die Stelle im Grabmal ist dir spannend und mysteriös gelungen. Auch gibst du einen schönen Einblick in diese Welt. Dein Stil wirkt für mich in dieser Geschichte schon fast etwas zu sicher, zu routiniert erzählt, was man aber nicht unbedingt als negativen Punkt sehen darf. Besonders die Angst der Protagonistin ihre wichtigste Fähigkeit, die Magie, verloren zu haben, ist authentisch erfasst. Ich denke, hier kann man auch einen Bezug zu unserer langweiligen Realität herstellen...

Hat mir auf jeden Fall gut gefallen und ist spannender (und auch echt logischer) als die Wiederholung des Jugendgerichts, das ich grade nebenbei auf RTL sehe :)...

Grüße von den Sternen
Eike

 

Hi Eike,

schön dich wiederzuhaben. Und sorry, dass ich so lange nicht geantwortet habe, ich war auf Robin-Hood-Fortbildung :)

So, ich wende mich deiner Korrekturliste zu ;)

Weit weit unter mir konnte ich die goldene Stadt erkennen

Ein "weit" reicht mir.


Mir aber nicht :D

Nur war das hier viel viel schlimmer.

ein "viel" reicht definitiv. Ich persönlich mag solche unmitterlbaren Wortwiederholungen nicht


Aber hier gebe ich dir recht.


Deine restlichen Vorschläge sind gut und ich werde sie umsetzen, sobald ich Zeit habe. Ich danke dir für die lange Liste.
Freut mich, dass die Geschichte dir gefallen hat.

Liebe Grüße aus Essen,

Ronja

 

Jo du,

erst mal danke dir für die Mühe, die du dir mit der Kritik gegeben hast. Mit der Ich-Form hab ich selber meine Probleme, aber ich wollte nicht mitten in der Serie die Erzählart wechseln. Wenn ich das Ding jemals in ein Buch umschreibe, nehme ich auf alle Fälle die dritte Person.
Das von dir vorgeschlagene Reisetagebuch finde ich wiederum nicht so interessant, weil tagebuchformen an sich problematisch sind und unrealistisch wirken, man müsste viel mehr erklären, als man es in einem Tagebuch tun würde.

Mit dem Mononlog des Geistes wollte ich eigentlich was anderes bezwecken als den typischen Bösewichtfehler (ganz abgesehen davon, dass er nicht wirklich böse ist, dazu später vielleicht noch etwas). Ich muss aber gestehen, dass das wohl nicht so geworden ist, wie ich mir das vorstellte.
Ich geh noch über die Geschichte rüber, aber wahrscheinlich nicht in nächster Zeit. Muss noch zwei Sachen für eine Anthologie fertig machen.

Werde mir deine Kritik aber zu Herzen nehmen.

Liebe Grüße,

Vroni

 

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