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Ein bisschen anders

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30.06.2004
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Ein bisschen anders

Ein bisschen anders

Ich traf sie das erste Mal an einem Freitag. An das Datum kann ich mich nicht mehr erinnern, aber es war ein warmer Tag, spätes Frühjahr vielleicht, oder auch Frühsommer. Ich war auf dem Weg zur Universität und viel zu spät dran, da sah ich sie, die bunte Straßenkreide um sich herum auf dem Asphalt verteilt, eine Stoffgiraffe neben sich und auf den Knien ein Wörterbuch, in dem sie eifrig blätterte. Sie war vielleicht sechs Jahre alt, eventuell aber auch jünger oder älter, ich war nie gut darin, das Alter von Kindern zu schätzen.
Als ich an ihr vorbei ging, sah sie zu mir auf und lächelte mich an. Und obwohl ich es eigentlich eilig hatte, blieb ich stehen und lächelte zurück.
„Hallo“, begrüßte sie mich, als würden wir uns schon ewig kennen.
„Hallo“, antwortete ich, etwas verlegen, weil ich nicht genau wusste, wie man sich mit Kindern unterhielt. „Was liest du denn da?“
Sie strahlte und streckte mir das Buch entgegen. Deutsch-Spanisch, Spanisch-Deutsch, entzifferte ich, schwarz auf dem leuchtend gelben Umschlag.
„Ich lerne Spanisch“, erklärte sie mit jenem Enthusiasmus, den nur Kinder aufbringen können.
„Ah ja“, so recht wollte mir keine kluge Antwort einfallen. Sollte ich sie fragen, ob sie denn überhaupt schon lesen könne? Oder ob das nicht zu schwer für sie sei? Oder sollte ich einfach weitergehen?
Ein flüchtiger Blick auf meine Uhr sagte mir, dass die Vorlesung ohnehin schon angefangen hatte. Na gut, musste der Professor wohl heute ohne mich auskommen. Literaturwissenschaft war sowieso noch nie mein Lieblingsfach gewesen.
„Und warum lernst du Spanisch?“ Ich war erleichtert, dass mir doch noch eine Frage eingefallen war.
„Ich möchte verreisen.“
„Ganz alleine?“
„Ja.“
„Macht sich da deine Mutter keine Sorgen um dich?“
Sie zuckte nur mit den Schultern. „Du kannst ja mitkommen.“
Der Ernst in ihrer Stimme erschreckte mich. Wie konnte sie so etwas sagen? Hatte ihre Mutter ihr nicht beigebracht, dass man nicht einfach so mit fremden Leuten mitging? Oder lag es vielleicht daran, dass ich eine Frau war, und man die Kleinen immer nur vor den bösen fremden Männern warnte? Und was sollte ich antworten? Sollte ich sie zurecht weisen? Ich war nicht ihre Mutter, wahrscheinlich würde sie nicht mal auf mich hören. So stand ich einige Augenblicke da und betrachtete ihr eifriges kleines Gesicht, bevor ich es schaffte, eine Antwort hervor zu stoßen.
„Heute nicht, ich muss noch weg. Vielleicht ein andermal, ja?“
Sie nickte, ernsthaft. „Aber nicht vergessen!“
Ich schüttelte den Kopf, wandte mich ab und machte mich wieder auf den Weg zur Uni.
„Tschüss!“, hörte ich sie noch hinter mir her rufen, doch ich drehte mich nicht noch einmal um.

Als ich in der Uni angekommen war, hatte ich sie schon wieder vergessen und dachte so lange nicht mehr an sie, bis ich auf dem Heimweg an ihrer Straßenecke vorbei kam. Schon aus einiger Entfernung konnte ich erkennen, dass etwas anders war als sonst. Farbiger.
Von dem schwarzen Asphalt hoben sich in leuchtenden Farben grüne Palmen ab, weiße Häuser, gelbe Sandstrände, blaues Meer und vierfüßige Tiere mit Hörnern, die ich mit einiger Mühe als Stiere erkannte. Spanien, dachte ich und musste lächeln, weil sie die Stiere in Ermangelung einer anderen Farbe grell violett gemalt hatte.
Ich sah mich um, konnte sie aber nirgendwo entdecken. Wahrscheinlich war sie nach Hause gegangen. Bestimmt war es auch schon viel zu spät für so ein kleines Mädchen wie sie.
Immer noch lächelnd ging ich nach Hause.

Das Wochenende über kam Andreas, mein Freund, zu Besuch. Er wohnte etwas über zweihundert Kilometer von mir entfernt und wir sahen uns oft nur ein- oder zweimal im Monat. Wir mühten uns jedes Mal ziemlich ab, die kurze Zeit, die wir so miteinander verbringen konnten, auch auszunutzen. Manchmal empfand ich das als anstrengend. Theater, Museum, Kino, oft wäre es mir lieber gewesen, wenn wir zu Hause geblieben wären, um einfach nur zu reden, oder vielleicht ein gutes Buch zu lesen, jeder für sich, aber dennoch gemeinsam. Doch es kam mir immer so vor, als wäre das Zeitverschwendung. Wir hatten eben nur die zwei Tage.
„Warst du schon mal in Spanien?“, fragte ich ihn am Samstag Abend, während er am Küchentisch saß und ich den Weißwein in die Soße rührte.
„Nein“, antwortete Andreas, stand auf und ging zu mir herüber, um mich von hinten zu umarmen. „Möchtest du denn dorthin?“
Ich versuchte, ihn abzuschütteln, weil er mich beim Kochen störte, und bekam gleich darauf ein schlechtes Gewissen. So behandelte man doch seinen Freund nicht. Ich wand mich so, dass ich wenigstens meine Arme frei bekam.
„Weiß nicht“, erwiderte ich etwas verspätet.
Er gab mir einen Kuss in den Nacken. „Wenn du möchtest können wir ja nach Spanien fahren, wenn du mit deinem Studium fertig bist.“
Ich seufzte. Wenn ich mit dem Studium fertig bin. Dann würde sich sowieso alles ändern. Ich musste mir eine Referendariatsstelle suchen, und wenn ich damit fertig war, eine Stelle als Lehrerin. Was danach kam, wusste ich noch nicht recht. Heiraten vermutlich, und Kinder bekommen, so jedenfalls planten es die meisten in meinem Semester. Ein wenig arbeiten, dann Haus, Kinder, Familie, Hausfrau.
„Weiß nicht, erwiderte ich wieder und wand mich aus seiner Umarmung. „Das Essen ist fertig.“

Am Montag morgen wartete sie mit einem fertig gepackten rosafarbenen Rucksack an ihrer Straßenecke. Als sie mich sah, kam sie mir entgegen gelaufen und steckte sofort vertrauensvoll ihr kleine warme Hand in meine.
„Fahren wir jetzt los?“
Etwas verlegen ließ ich ihre Hand los. Während ich nach Worten suchte, wie ich sie am besten abweisen konnte, betrachtete ich ihre bunten Bilder, die immer noch auf dem Boden prangten.
„Weißt du, wir können noch nicht losfahren.“
„Warum nicht?“
„Weil...“, ich grübelte einen Moment lang. „Weil ich noch zur Schule gehen muss.“ Die Antwort fühlte sich schon in meinem Mund schal an und an ihrem enttäuschten Gesicht konnte ich sehen, dass sie überhaupt nicht zufrieden damit war.
„Du bist doch viel zu alt, um noch zur Schule zu gehen. Du willst einfach nicht mit mir wegfahren.“ Sie presste die Lippen aufeinander und sah aus, als ob sie gleich losheulen wollte. Rasch versuchte ich, sie abzulenken.
„Und du, musst du nicht zur Schule gehen?“
Beinahe sofort lächelte sie wieder und schüttelte den Kopf. „Nein, ich brauch’ nicht.“
„Aha, und warum nicht?“
„Mein Papa sagt, weil ich ein bisschen anders bin.“
Ich sah sie lange an. Ein bisschen anders. War sie vielleicht behindert? Nein, sie sah ganz normal aus. Warum also war sie nicht in der Schule?
„Gehst du wirklich noch zu Schule?“ Sie unterbrach meine Gedanken.
„Na ja, irgendwie schon, weißt du? Ich muss auch noch viel lernen.“
Sie lachte. „Du musst aber oft sitzen geblieben sein.“
Ich konnte nicht anders, ich musste einfach mitlachen. Dann schüttelte ich den Kopf. „Ich gehe auf eine Schule für erwachsene Leute. Dort lerne ich, wie ich anderen etwas beibringen kann. Ich werde nämlich Lehrerin, weißt du?“
Sie nickte ernsthaft. „Meine Mama war auch eine Lehrerin, bevor es mich gab.“
Ich wusste nicht recht, was ich darauf nun antworten sollte, und so stand ich mal wieder hilflos herum, bis sie wieder anfing zu sprechen.
„Wann fahren wir denn nach Spanien?“
„Bald.“ Was für eine blöde Antwort. Aber sie schien zufrieden zu sein.
„Aber nicht vergessen!“, ermahnte sie mich wieder, bevor ich wieder weiterging. „Tschüss!“

Ich konnte mich nicht richtig konzentrieren an diesem Tag. Die Vorträge über Sprachwissenschaft gingen glatt an mir vorbei, ich saß einfach nur da und dachte an Spanien. Als die Vorlesungen vorüber waren, lief ich in die Stadt und erstand in der Buchhandlung einen Bildband über Spanien.
Die ganze restliche Woche über lief ich mit dem Buch in meinem Rucksack herum, aber ich traf sie nicht mehr. Vielleicht verpassten wir uns immer, vielleicht war sie auch so enttäuscht, dass sie mich nicht mehr sehen wollte. Der Gedanke machte mich traurig.

„Irgendwie bist du anders als sonst“, hielt mir Andreas am Wochenende vor. „Du hörst gar nicht richtig zu.“
Ein bisschen anders, dachte ich und musste lächeln. Andreas schenkte mir nur einen verständnislosen Blick.
„Meinst du, es ist alles richtig so, wie es ist?“ Die Frage rutschte mir heraus, bevor ich es mir überlegen konnte.
„Was meinst du, richtig?“
Ja, was meinte ich überhaupt. Ich überlegte. „Na ja, studieren, Lehrerin werden, und das alles.“
„Willst du denn nicht mehr Lehrerin werden?“
Ich zuckte mit den Schultern. Jahrelang hatte ich ihm vorgebetet, dass das mein Traumberuf wäre. Anderen etwas beibringen. Mit Kindern arbeiten. Ein guter Beruf. Gesichert, zumindest hatten sie uns das in der Schule gesagt. Lehrer würden immer gebraucht. Und schließlich etwas, das viele machten. Man wusste, was man bekam.
Auf einmal war ich mir gar nicht mehr überzeugt, ob ich das wollte. Oder ob es etwas war, das die anderen für mich wollten. Oder vielleicht etwas, von dem ich glaubte, dass die anderen es für mich wollten.
„Ich weiß nicht recht. Es kommt mir plötzlich so... gewöhnlich vor. Sollte das Leben nicht anders sein? Aufregender?“
Er lächelte, wie er es immer tat, wenn er glaubte, dass ich Unsinn redete. „Willst du denn mehr Abenteuer? Wie im Film?“
Ich schüttelte den Kopf. „Nein, das nicht, ich wünschte nur... ich wäre... ein bisschen anders.“
Er lachte. „Das bist du doch. Anders als alle anderen. Deswegen liebe ich dich.“ Er wollte mich umarmen, aber ich wich ihm aus. Ich hatte keine Lust, meine Gedanken in Zärtlichkeiten zu ersticken. Andreas machte ein leicht beleidigtes Gesicht. Dann seufzte er. Wie um mir zu zeigen, dass er bereit wäre, sich auf meine Launen einzulassen.
„Was würdest du denn verändern wollen?“
Doch darauf musste ich nur wieder den Kopf schütteln. Ich wusste es einfach nicht.

Einige Tage danach traf ich sie wieder. Sie saß mit ihrer Giraffe auf einer Bank im Park und sah blass aus. Doch als ich mich zu ihr setzte, strahlte sie mich an wie immer.
„Hallo.“
„Hallo.“ Ich lächelte zurück. „Schau mal!“ Ich zog den Bildband aus dem Rucksack und legte ihn ihr in den Schoß. Begeistert schlug sie ihn auf und begann, darin herum zu blättern. Leuchtende Farben zogen vor meinem Auge vorbei, Häuser, Palmen, Meer, Stiere.
Sie betrachtete die Bilder sehr genau, als würden sie ihr etwas sagen, das mir verborgen blieb. Schließlich zeigte sie auf ein Foto, das eine sehr farbenfrohe Strandszene zeigte. „Ich glaube, in Spanien gibt es viel mehr Farben als hier.“
Das machen die Farbfilter, ging mir durch den Kopf, doch das behielt ich für mich. Stattdessen nickte ich. „Bestimmt. Schau mal, so viele verschiedene Grüns. Palmengrün und olivengrün und grasgrün...“
„Baumgrün“, sie lachte. Das schien ihr Spaß zu machen und bald war sie darin vertieft, allen Farben in dem Buch einen Namen zu geben. „Sonnengelb, meerblau, sonnenschirmrot, erdbeereisrot, sandgelb, stierschwarz, schwanenweiß, fischgrau...“
„Ich muss jetzt los“, unterbrach ich sie schließlich. „Du kannst das Buch behalten.“
„Danke“, sie sah zu mir auf. „Wann fahren wir nach Spanien?“
„Bald“, erwiderte ich wieder. „Vielleicht nächste Woche?“ Ich hatte es nur im Spaß gesagt, doch sie schüttelte daraufhin den Kopf.
„Das geht nicht, da fahre ich weg.“
„Ah ja, dann vielleicht die Woche danach?“
Wieder schüttelte sie den Kopf. „Ich bin ganz lange weg.“
„Wo fährst du denn hin?“
„Ich fahre ans Meer. In ein Haus, wo ich wieder gesund werde, sagt Papa.“
Ich schwieg. Ganz plötzlich hatte sie mich aus meiner guten Laune gerissen. Ich wagte nicht, zu fragen, was ihr fehlte, auch nicht, wie lange sie fort sein würde. Ich glaube, ich fürchtete mich vor einer Antwort.
Sie sprang auf. „Ich muss jetzt heim, Koffer packen.“
„Aber wenn du wieder da bist, fahren wir nach Spanien, ja?“ Ich weiß bis heute nicht, wie ich die Worte über meine Lippen brachte. Ich staunte, wie ruhig meine Stimme klang.
Sie nickte eifrig, klemmte den Bildband unter den Arm und trabte los in Richtung Parkausgang.
„Aber nicht vergessen!“, rief ich hinter ihr her.

Ich habe sie nie wieder gesehen. Ich weiß wirklich nicht, was aus ihr geworden ist. Vielleicht ist sie gesund geworden. Vielleicht ist sie gestorben. Vielleicht ist sie einfach aus meine Gegend weggezogen.
Aber aus meinem Kopf bekam ich sie nicht mehr.
Das nächste Semester nahm ich mir frei und fuhr nach Spanien. Einfach so. Alleine. Und während ich versuchte, mit Gelegenheitsjobs über die Runden zu kommen, hatte ich Zeit zum Nachdenken. Was ich sein wollte, wie ich sein wollte. Eigentlich war die Antwort ganz einfach.
Ein bisschen anders.


Die vorgegebenen Worte waren: Weißwein, Wörterbuch, schwanenweiß, verändern, reisen

 

Hi Felsenkatze,

schön, dass in dieser Rubrik mal wieder was passiert. Deine leicht melancholische Geschichte hat mir gefallen. sie ist schön geschrieben und man kann sich gut einfühlen. Allerdings frage ich mich auch, ob eine Frau, die von sich schreibt, sie wüsste nicht, wie man mit Kindern umgeht, Lehrerin werden sollte. ;)

Ich musste mir eine Referendarratsstelle suchen
Der Dudenkorrektor mahnt es tatsächlich nicht an, also frage ich mal. Ist eine Referendarratsstelle etwas anderes als eine Referendariatsstelle?

Das war es auch schon, kurz und schmerzlos. :)

Lieben Gruß, sim

 

Hallo Felsenkatze!
Und schon wieder eine Geschichte. So schön und traurig. Spätestens ab der Stelle mit dem Kreide-Spanien hat sie mich gefangen genommen. Ab der Stelle

„Mein Papa sagt, weil ich ein bisschen anders bin.“

dachte ich mir, dass die Kleine krank ist.
Wie ihre Art - und ihre Sicht auf die Welt - die Lebenssicht deiner Prot verändern, hat mir gut gefallen. Irgendwie bringst du es glaubhaft rüber, dass eine so einfache Begegnung ausreichen kann, um einen ins Grübeln zu bringen. Und das Gefühl, das du beschreibst, ist zwar einerseits eine unangenehme Ratlosigkeit. Aber für mich war sie irgendwie sehr gut nachvollziehbar: als Frage nach den Erwartungen, die wir ans Leben oder an uns selbst stellen können.

Was ist die Einzahl von Textkram?

Zeit zum nachdenken
Nachdenken

Überflüssig zu sagen, dass die Wörterbörsenwörter elegant eingebaut worden sind.
Spanien bleibt zwar sehr auf die klassischen Klischees beschränkt. Aber zum Fernwehwecken reicht das auch und:

„Ich glaube, in Spanien gibt es viel mehr Farben als hier.“
ist - Farbfilter hin oder her - mein Lieblingssatz in dieser Geschichte.

Liebe Grüße,
ciao
Malinche

 

Hi sim,

ja, ich dachte, ich müsste mal was für die Belebung "meiner" Rubrik tun.
Zu der Frage mit der Lehrerin und den Kindern... ich hab auch mal Lehramt studiert und steh auch immer wie ein ochs vor dem Berg, wenn mich so ein kleines Wesen anspricht...
Der Widerspruch war beabsichtigt, will ich eigentlich damit sagen ;)

Hm, die Refrendariatsstelle... Word hat mir das so verbessert, da dachte ich: wird wohl stimmen. :) Ich ändere es sofort.

Danke fürs Lesen. Freut mich, dass es dir gefallen hat... allmählich überwinde ich mein Kreativitätstief.

Liebe Grüße,

Ronja

 

Hoppla,

Kritiken-Crossover. :D

Hi Malinche,

hehe, Spanien, ich hätte es mir denken können, dass dir das gefällt. Dass es auf Klischees beschränkt bleibt ist, denke ich, so, weil weder die Prot noch das Mädchen da schon mal in Spanien waren.

Freut mich, dass es dir gefallen hat :bounce: Ich kann's wieder :D

Liebe Grüße,

Ronja

 

hallo felsenkatze,

eine geschichte, die mir gefallen hat.
eine frau, die ihre geplante zukunft überdenkt, nachdem sie sich mit dem andersartigen kind auseinander setzt. alles in dem leben der frau ist geregelt und vorausgeplant. sogar ihre beziehung ist strukturiert. "So sollte man nicht zu seinem Freund sein". ich finde aber einen hinweis, dass die frau in sich bereits einen passiven widerstand gegen diese ordnung führt. das verhalten des freundes zeigt klar, dass er vorsichtig ist, mit dem was er bei ihr sagt, und wie er sie handhabt. ein ruhiger zeitgenosse, des leben ebenso in ordnung ist, der aber bereit ist, diese ordnung für die wünsche seine freundin einzubüssen. tatsächlich aber ist die frau allein nach spanien gegangen.
also, ich finde diese geschichte faszinierend.

in der szene mit dem spanien-bilderbuch kommen "Farben" zu oft vor, da darfst du gerne noch eine paar synonyme finden.

"erwiderte ich auf Andreas’ Frage."

ohne apostroph

Dann seufzte er. Wie um mir zu zeigen, dass er bereit wäre, sich auf meine Launen einzulassen.

das besser als einen satz verbinden.

fazit: lesenswerte geschichte mit angenehmen und passenden erzählstil. prima!

bis dann

barde

 

Hallo Barde,

auch dir danke für's Lesen und die Kritik. Ich bin froh, dass das allzu "strukturierte" Leben der Prot ersichtlich wird, ich habe eine ganze Weile an den Formulierungen gefeilt.

also, ich finde diese geschichte faszinierend.

Danke, das freut mich. :shy:

Über die Spanienstelle geh ich nochmal rüber. Mal sehen, ob ich noch ein paar Synonyme ausgegraben bekomme.

Liebe Grüße,

Ronja

 

Hallo Ronja,

und du erzählt mir noch einmal, du könntest keine Alltagsgeschichten schreiben!! "Ein bisschen anders" hat mir sehr gut gefallen.
Das kleine Mädchen hast du, finde ich, sehr authentisch rüber gebracht, auch die Reaktionen deiner Protagonistin fand ich absolut glaubwürdig - ich kann mir gut vorstellen, dass ich auch nichts zu sagen wüsste, wenn ein kleines Mädchen mich so ansprechen würde.
Schön fand ich auch, dass das Mädchen deine Prot. zum Nachdenken bewegt hat und sie sich fragt, ob sie ihr Leben wirklich so führen möchte. Oft sind es ja solche Ereignisse, die einen diese Dinge überdenken lassen. Ich meinte in den Zwischentönen herausgelesen zu haben, dass auch die Beziehung zu ihrem Freund nicht mehr die Beste ist, bzw. zumindest nicht so, wie sie es sich wünscht.
Schade fand ich, dass man nichts über den Verbleib des Mädchens erfahren hat. Ich hätte gerne gelesen, dass es ihr wieder gut geht und alles nur eine vorübergehende Erkrankung war.
Den Gedanken, dass deine Prot. jetzt alleine nach Spanien fährt, fand ich übrigens super.

Mein Kompliment für diese Geschichte. Ich denke, sie ist mir eine Empfehlung wert.

LG
Bella

 

Hi Bella,

dankedanke, wirklich vielen Dank für deine nette Kritik. Das baut mich total auf... :D
Schön, dass die Reaktionen glaubwürdig rüberkommen, da habe ich immer ein bisschen Probleme.
Bei dem Schicksal des kleinen Mädchens habe ich bewusst offen gelassen, was passiert ist. Ich kann mir vorstellen, dass man mit einem ehemals kranken Kind vielleicht auch aus der Stadt wegzieht (und eine Stadt muss es ja sein, wenn es eine Uni gibt). Aber ich wollte das Ende einfach ein bisschen offen gestalten, damit es nicht so sehr nach heiler Welt aussieht.

Du hast übrigens recht, die Beziehung ist nicht ganz das, was sie sich vorstellt.... Freut mich, dass das zu erkennen ist :D

Ich denke, sie ist mir eine Empfehlung wert.

:shy: Vielen vielen Dank. Ähm... *räusper* ich fürchte, die Empfehlung musst du an... :shy: die Wörterbörsenmoderatorin, sprich... ähm... mich schicken ;)


Freut mich, dass die Geschichte dir gefallen hat :)

Liebe Grüße,

Ronja

 

Hallo Felsenkatze,

eine wunderbare Geschichte, die einen zuerst gefangen nimmt und dann nachdenklich und traurig stimmt. Während des Lesens gingen mir unheimlich viele Gedanken durch den Kopf, obwohl ich eigentlich nur dem Geschehen gefolgt bin.

Du zeigst angedeutet offensichtlich (doofer Ausdruck, aber ich finde er passt), mit welchen Problemen sich die Menschen in ihrem Leben herumschlagen und welche Missstände es gibt.

Das Kind wird von deinem Prot anfangs nicht ernst genommen, im Gegenteil. Sie machts ich sogar noch Gedanken darum, dass Kinder fremde nicht ansprechen sollten. Dies sagt schon viel über unsere Gesellschaft aus. Was ist das für eine Gesellschaft, in der wir Angst um unsere Kinder haben müssen? (1). Und des Weiteren, wie verstrickt wir Menschen in unsere eigenen "Lebenskonstrukte" sind und wie unangenehm es uns ist, daraus herausgezogen zu werden, wenn wir von anderen angesprochen werden (2).
Dein Prot hat ein festes Leben, einen festen Plan für die Zukunft... kein Raum für Spontanität (3). Grade das stimmt den Leser sehr traurig, denn jeder erkennt sich zumindest zum Teil in dem Text wieder.
Zwei weitere Gesellschaftskritiken sind mir noch aufgefallen. Du prangerst richtiger Weise an, dass wir Menschen am Ehesten nach dem Äußeren beurteilen (4). Bei deinem Prot klingt nicht direkt eine Abneigung gegen Behinderte durch, doch mustert sie das Mädchen und bildet ihr Urteil nach diesem Eindruck. Zu guter Letzt dann noch, als sie herausfinbdet, dass das Mädchen krank ist. Aus falscher Pietät ist es uns oft nicht möglich einfach zu fragen, was dem Gegenüber fehlt (5), obwohl manchmal grade genau diese Frage dem anderen helfen könnte.

Ich hoffe, ich habe die Intentionen richtig herausgelesen. In jedem Falle waren dies so ziemlich meine Gedankengänge. Sehr schön fand ich, dass mir diese angeführten Punkte keineswegs klischeebehaftet geschildert wurden, sondern sich hervorragend in die Handlung einfügten. Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen!

Liebe Grüße, Zens

P.S.

Vielleicht ist sie einfach aus meine Gegend weggezogen.
... aus meiner ...

 

Heya Zens,

wow, ich bin beeindruckt, wie tiefgehend du dich mit der Geschichte beschäftigt hast, vielen Dank dafür. Deine Gedankengänge finde ich ziemlich beeindruckend, zumal einiges davon wirklich zwar mir beim Schreiben durch den Kopf gegangen ist, aber ich gar nicht so bewusst versucht habe, es zu Papier (beziehungsweise Bildschirm) zu bringen. Es war in erster Linie eine Art Porträt eines - hoffte ich - nachvollziehbar normalen Lebens, das mit etwas Ungewöhnlichem konfrontiert wird.
Natürlich steckt in einem solchen Porträt sehr viel von den Lebens- und Gesellschaftverhältnissen der heutigen Zeit drin, das war also doch durchaus beabsichtigt.
Deine Gedanken sind also völlig richtig (was meine Intention angeht), obwohl ich auch glaube, dass Gedanken, die man sich zu einer Geschichte macht, nie richtig falsch sein können, auch wenn sie die Intention des Autors nicht 100%ig treffen.

Vielen Dank, dass du dich so eingehend mit der Geschichte beschäftigt hast, und danke für deine Gedanken, so sehe ich, dass ich es offensichtlich richtig getroffen habe, wie ich es gemacht hab. :kuss:

Liebe Grüße,

Ronja

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Felsy!

Eine gute, stimmige Geschichte mit einem schönen Ende.
Sollte ich noch mehr sagen?
Nein, dann eben zu den von mir geliebten...

... Details:

Sie war vielleicht sechs Jahre alt, eventuell aber auch jünger oder älter, ich war nie gut darin, das Alter von Kindern zu schätzen.
Völlig unnötig.

„Hallo“, antwortete ich, etwas verlegen, weil ich nicht genau wusste, wie man sich mit Kindern unterhielt.
Das finde ich hochmerkwürdig. Wie unterhält man sich denn mit Kindern? Genauso wie mit allen anderen Menschen, oder?
Man kann den Nebensatz getrost weglassen, finde ich.


erwiderte ich wieder und wand mich aus seiner Umarmung.
Ich finde, eine kleine Umstellung gibt dem Satz eine viel subtilere Bedeutung:" erwiderte ich und wand mich wieder aus seiner Umarmung."

In diesem Sinne
c

 

Hi Felsenkatze,

es ist schon zu deiner Kg gesagt worden, was ich auch gesagt hätte.
Darum nur noch eine kurze Anmerkung.
Ist es nicht wunderbar, dass wir im Leben Begegnungen haben, so wie deine Prot, die uns bewußt oder auch unbewußt verändern?
Begegnungen die zum richtigen Zeitpunkt kommen um wieder etwas neues an uns zu entdecken. Ein Gefühl, ein neues Verständnis. Ein Schleier der von unseren Augen fällt, von dessen Existenz wir vorher garnichts ahnten.

Deine Prot will Lehrerin werden, obwohl sie glaubt, nicht mit Kindern umgehen zu können. Das kleine Mädchen zeigt ihr, wie leicht es ist, wenn man sich nur ohne Vorurteile auf den anderen einlässt.
Sie zeigt ihr auch, dass Träume nie verloren gehen sollten, neben all den Verpflichtungen, die einen das Leben auferlegt.
Deine Prot wird sicher eine gute Lehrerin werden, nach der Begegnung mit dem kleinen fremden Mädchen.
Nicht wie viele andere Lehrpersonen, sondern ein bisschen anders.

Eine wunderschöne, zum nachdenken anregende Geschichte. :)

Ein wenig Kritik noch.
An deinen Satzformulierungen könntest du noch etwas feilen.
Chazar hat dir ja schon einige Tips gegeben.

lieben Gruß, coleratio

 

Heya,

gleich zwei Kritiken auf einmal. :)

@chazar:

Eine gute, stimmige Geschichte mit einem schönen Ende.

:D :kuss: Danke

Hm, zu deinen ersten beiden angekreideten Sätzen.... mir persönlich sind grade diese Nebensätze echt wichtig. Der Zweite vielleicht noch mehr als der Erste. Denn - ehrlich gesagt - mir geht so was auch immer durch den Kopf, besonders, wenn die Kinder noch sehr jung sind. Ich denke über meine Worte nach und verkrampfe mich, statt natürlich zu sein. Für mich ist das ein wichtiger Charakterzug meiner Prot... Das möchte ich gerne so lassen.
Über den Rest sehe ich nochmal drüber, versprochen... sobald ich die "Todesursachen"-Geschichte fertig hab ;)

Danke fürs Lesen und so, Lieblingskritiker... ich sollte dir unbedingt nochmal eine Geschichte schreiben ;)

@coleratio: Auch dir vielen Dank fürs Lesen und deine tiefgehende Kritik :)

Ist es nicht wunderbar, dass wir im Leben Begegnungen haben, so wie deine Prot, die uns bewußt oder auch unbewußt verändern?

Ja, manchmal muss ich auch drüber nachdenken, was wohl mit mir passiert wäre, wenn ich nicht zu genau einem Zeitpunkt, genau diesen oder jenen Menschen getroffen hätte. Ein bisschen Wunder im Alltag muss man sich wohl bewahren.

Eine wunderschöne, zum nachdenken anregende Geschichte.

Danke :)

An deinen Satzformulierungen könntest du noch etwas feilen.

Ich seh's mir an, versprochen.

Liebe Grüße,

Ronja

 

Hallo Felsenkatze,

Melancholisch ist die Geschichte. Keine Frage. Aber meiner Meinung nach könntest du die Stimmung und Atmosphäre noch verdichten. Mein größter Kritikpunkt ist:(Weil ich weiß, dass du es besser kannst) der Lesefluss wird durch einige Formulierungen gestört, so dass mein innerer Zensor mich herausgerissen hat. Zum Beispiel verwendest du häufig: Ich am Satzanfang und Nebensätze mit dass,
Die Sprache ist teilweise umgangsprachlich. Die Umgangssrache ist in Dialogen gut aufgehoben, aber in der Erzählung wirkt sie holprig.

Ungelenk finde ich auch, dass die Protagonistin , das Kind einerseits nicht vom Alter her (6 Jahre) einstufen konnte,aber trotzdem vermutete, es sei schulpflichtig. Das ist ein Widerspruch, der den Charakter der Prot nicht festigt, sondern verwirrend für den Leser ist.
Außerdem neigen die meisten Erwachsenen zu einem Phänomen, wenn sie nicht wissen, was sie mit Kindern reden sollen, indem sie fragen: "In welcher Klasse bist du denn?"
Die nächste Frage ist: "wie heißt du?"

Hat das Mädchen einen Namen ist das Personalpronomen sie an Ort und Stelle richtig. Sonst müsstest du an einigen Stellen es verwenden.


Literaturwissenschaft war sowieso noch nie mein Lieblingsfach gewesen.
Hier erscheint mir der Tempus verkehrt. Wenn die Aussage noch heute in der Gegenwart gilt, ist der Plusquamperfekt nicht richtig.

Ich habe jetzt viel gemeckert, obwohl mir die Geschichte gefallen hat.

Liebe Grüße
Goldene Dame

 

Hallo Goldene Dame,

auch dir danke für's Lesen und Kritisieren. Ich werde noch mal über die Geschichte drübersehen und nachsehen, was ich glattbügeln kann ;)

Die Sache mit der Schulpflicht... warum ich die Frage nach der Schule ursprünglich eingestreut hatte, war, dass die Prot versucht, das Mädchen irgendwie abzulenken, und da das Thema grade bei Schule war... ich versuche, auch das noch deutlicher zu machen.

Vielen Dank für deine konstruktive Kritik, freut mich sehr, dass es dir gefallen hat.

Liebe Grüße,

Ronja

 

Hallo Felsenkatze,

ein bisschen anders ist auch deine Geschichte. Ich habe sie sehr gerne gelesen, weil sie doch vieles offen lässt. Im positiven Sinne! Sehr einfühlsam und melancholisch. Einfach schön! Fehler konnte ich auch keine finden, von daher würde ich dir mal eben so die volle Punktzahl (wenn es denn eine solche Bewertung gäbe) geben!

Einen lieben Gruß...
morti

 

Hi morti,

vielen Dank für deine positive Kritik. Freut mich sehr, wenn dich die Geschichte ein bisschen berühren konnte.

Volle Punktzahl? Wow. Danke.

Liebe Grüße,

Ronja

 

Hey Ronja,

eine richtig süße Geschichte. Hach...
Ich war überrascht, dass es sich um eine WB-Geschichte handelte, weil die Empfehlung in Alltag stand :Pfeif: Vielleicht sollte man das ändern?

Holprig fand ich es übrigens nicht. Die Sprache war angemessen und zurückhaltend, fast schon diskret (was im Gegensatz zum wunderbar bunten Inhalt exakt das richtige war). Ich hätte es nur schön gefunden, wenn das Mädchen einen Namen gehabt hätte, einen seltenen, bunten, fantasievollen Namen. Damit hättest du sie zwar irgendwo ein bisschen definiert, aber der richtige Name an der richtigen Stelle ist oft das Tüpfelchen auf dem i...

Wie du siehst, hab ich eigentlich gar nichts zu meckern :D . Ich bedanke mich dann mal für den kurzweiligen Lesespass - nach genauso einer Geschichte hatte ich grad gesucht. Schön, dass ich sie gefunden habe :)

liebe Grüße,
Anea

 

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