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Rex futurus

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30.06.2004
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Rex futurus

Also doch: für Bella

Rex futurus

Gelangweilt schob Gwen ihr Geschichtsbuch zur Seite. Was interessierte sie schon die Entwicklung der französischen Nationalversammlung von 1789 bis zur Gegenwart? Manchmal verstand sie die Schule einfach nicht. Warum konnte sie nicht einfach die Sachen lernen, die ihr Spaß machten? Es wäre alles so viel einfacher, wenn der Unterricht nur aus Malen und Sport bestände. Das konnte sie. Aber französische Geschichte?
Gwen stützte den Kopf in die Hände und starrte aus dem Fenster. Draußen trieben einige wenige watteweiße Wölkchen vor einem klaren blauen Himmel dahin. Trotz der geschlossenen Fenster konnte sie deutlich das Klatschen der Wellen an den Klippen hören. Einer der ersten schönen Frühlingstage in Port Isaac, und sie musste für den blöden Geschichtstest am Montag lernen.
Lustlos betrachtete sie die Buchseite. Dann blätterte sie weiter, um zu sehen, wie lange das Kapitel noch war. Viel zu lang! Gwen hatte genug.
Entschlossen schlug sie das Buch zu, stand auf und griff ihre Jacke vom Haken. Ein kleiner Spaziergang an den Klippen entlang würde ihr gut tun. Vielleicht blies ihr der Meereswind frische Gedanken in den Kopf.
Ihre Mutter fing sie in der Tür ab. „Wo willst du hin?“
Gwen zuckte mit den Schultern. „Timbuktu.“
Ihre Mutter seufzte. „Solltest du nicht lernen?“
„Mach ich später.“ Gwen hatte keine Lust auf Grundsatzdiskussionen.
„Deine Noten sind schlecht genug, Lady Guinevra!“
Gwen zog den Kopf zwischen ihre Schultern. Ärger war im Verzug, wenn ihre Mutter sie so nannte. Aber sie musste jetzt nach draußen, musste sich bewegen.
„Ehrlich, ich lerne, wenn ich wiederkomme. Den ganzen Abend. Ich verspreche es! Und morgen auch!“
Ihre Mutter seufzte nur wieder. „Na gut, dann geh eben!“

Trotz der Frühlingssonne war es doch ziemlich kühl draußen. Kühler, als Gwen erwartet hatte. Ein stetiger Wind wehte vom Meer her durch die engen Gassen und ließ sie frösteln. Und als sie den Fish & Chips - Laden erreicht hatte, neben dem der Klippenpfad begann, riss sie eine eisige Böe fast von den Füßen.
Mit klammen Fingern nestelte Gwen die Knöpfe ihrer Jacke zu und überlegte, ob sie nicht doch besser umkehren sollte, zumindest, um eine wärmere Jacke zu holen. Doch vor ihr lockten die einsamen Felsen und das blaugraue Meer, und noch einmal würde sie ihrer Mutter sicher nicht so leicht entkommen. So zog sie nur die Kapuze über den Kopf und stapfte weiter.
So früh im Jahr waren noch keine Touristen unterwegs und Gwen hatte den Pfad ganz für sich alleine. Einige Möwen segelten im Wind, verschwanden ab und zu aus ihrem Blickfeld, wenn sie zur Wasseroberfläche hinunter stießen, um dann gleich wieder aufzutauchen, als sei nicht geschehen. Die Luft war erfüllt von dem Geruch nach Salz und Heidekraut. Gwen blieb an dem höchsten Punkt der Küste stehen und ließ ihren Blick über das Meer schweifen. Tief sog sie die salzige Luft in sich auf. Dann rannte sie los, den steilen Pfad hinunter, bis zum Wassersaum und an der anderen Seite wieder die Düne hinauf, bis sie nicht mehr konnte. Für einige Momente blieb sie keuchend stehen. Vom Laufen war sie endlich warm geworden und ihr Körper fühlte sich richtig lebendig an. In der Ferne konnte sie undeutlich die Ruinen einer Burg ausmachen. Vielleicht Tintagel, sie wusste nicht genau, ob man von hier wirklich so weit sehen konnte. Natürlich waren sie einmal mit der Schule dort gewesen, ein Klassenausflug, wie ihn wohl alle Schulen der Umgebung machten. Aber Gwen erinnerte sich nur noch an Touristenströme und eine ellenlange Warteschlange am Schalter. Wie die Burg selber aussah, hatte sie völlig vergessen.
Langsamer wanderte sie weiter in nördliche Richtung, vorbei an einsamen Bauernhäusern, Schafgattern und alten Brunnen. Ab und zu querte sie eines der vielen kleinen Flusstäler, die die Landschaft mit ihrem komplexen Muster durchzogen wie ein Spinnennetz. Sie hatte kein besonderes Ziel. Eine ganze Weile genoss sie einfach nur den Wind auf ihrer Haut, die frische Luft in ihren Lungen und ihre eigenen Bewegungen. Als sie davon genug hatte, kletterte sie die Klippen hinunter zu dem schmalen Sandstreifen, der sich die ganze Küste entlang zog, nur ab und zu unterbrochen von riesigen Granitblöcken. In einer kleinen, geschützten Bucht ließ sie sich auf einem dieser Blöcke nieder und zog ihre Beine an den Körper, um sich zu wärmen. Das Kinn auf die Knie gestützt schloss sie die Augen und lauschte dem Gesang des Meeres.

Das Plätschern und Gurgeln wurde leiser, verschwamm zu einem einzigen Rauschen. Dann mischten sich andere Klänge in das Rauschen. Das Klirren von Metall, Schreie von Menschen, dann Jubel, Singen und Lachen.
Plötzlich wurde es hell um sie herum. Vor ihren Augen erstreckte sich eine offenes Feld, durch Holzpfähle und Balken in zwei Bahnen geteilt. Fahnen flatterten vor einem blauen Himmel, es roch nach Pferden und Schweiß. Gerüstete Männer paradierten auf ihren Schlachtrössern an Gwen vorbei, grüßten sie mit einem leichten Senken ihrer Lanzen. Sie sah zur Seite und erblickte eine wunderschöne junge Frau, die neben ihr saß. Sie schenkte Gwen ein warmes, liebevolles Lächeln.
Ein Trompetenstoß. Gwen richtete ihren Blick wieder auf das Feld. Zwei Ritter hatten ihre Pferde in die Bahnen gelenkt, senkten nun ihre Lanzen und stießen den Tieren die Fersen in die Flanken. Hufe trommelten, Leute schrieen, Begeisterung brandete auf, als einer der Kontrahenten den anderen aus dem Sattel warf.

Überrascht riss Gwen ihre Augen wieder auf. Um sie herum nur Wasser und Felsen. Vor ihren Füßen liefen kleine Wellen auf den Strand auf, legten winzige weiße Schnecken dort ab und zogen sich dann wieder zurück. Der Turnierplatz war verschwunden.
Was war das gewesen? Ein Traum? Dafür hatte es viel zu echt ausgesehen. Sie hatte doch die Pferde gerochen, die Sonne auf ihrer Haut gespürt...
Und außerdem hatte Gwen nicht geschlafen, nur ein bisschen nachgedacht. Aber vielleicht hatte der Gedanke an Tintagel die Phantasie in ihr geweckt. Die Burg, auf der König Arthur gezeugt wurde...

„Du hast es auch gesehen, nicht wahr?“ Eine leise, warme Stimme, direkt hinter ihr. Erschrocken fuhr Gwen herum. Sie hatte geglaubt, ganz alleine hier zu sein.
Nur ein kleines Stück den Hang hinauf, ungeschickt auf den Felsen balancierend, stand Arthur. Erleichtert entspannte sie sich wieder. Arthur war harmlos. Er ging in ihre Schule, war allerdings eine Klasse unter ihr. Die meisten ihrer Klassenkameradinnen fanden ihn ganz süß, hielten aber ihn für einen ziemlichen Spinner, weil er sehr viel Zeit an der Küste und in Museen verbrachte, anstatt mit den anderen in die Disco zu gehen. Gwen mochte ihn eigentlich ganz gerne, hatte sich aber nie getraut, ihm das zu sagen.
Mit unsicheren Bewegungen kam er nun die Klippe hinunter auf sie zu geklettert. Er stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, als er sich auf den Felsen neben Gwen sinken ließ. Vorsichtig kramte er ein kleines, in eine Papiertaschentuch gewickeltes Päckchen aus seiner Jackentasche und legte es neben sich auf den Stein.
„Und, hast du es gesehen?“, wiederholte er seine Frage. Gwen betrachtete ihn nachdenklich. Wirre braune Haare, die dringend einmal einen Schnitt vertragen konnten, ein blasses, langes Gesicht, nichts Besonderes, wären da nicht seine intensiv grünen Augen gewesen, die nun ihren Blick gefangen hielten.
„Was gesehen?“ Sie brachte nur ein heiseres Flüstern hervor. Sie hatte eigentlich nicht die Absicht, Arthur von ihren wirren Phantasiebildern zu erzählen.
Er beugte sich so weit zu ihr, dass seine Haarspitzen ihre Wangen kitzelten. „Die Ritter“, hauchte er so leise, dass es über dem Rauschen der Wellen fast nicht zu hören war. Gwen wich ein Stück vor ihm zurück. Vielleicht war er ja doch ein bisschen verdreht. Andererseits... Nein, das war viel zu verrückt!
"Ich weiß nichts von Rittern“, murmelte sie und wandte ihr Gesicht zum Meer. Doch Arthur ließ sich nicht abbringen.
„Immer, wenn ich hierher komme, und die Augen schließe, sehe ich sie. Manchmal kämpfen sie, oder sie feiern. Manchmal reiten sie auch nur einfach so durch die Landschaft. Ich glaube, sie suchen etwas.“
„Den heiligen Gral, was?“, Gwen konnte nichts gegen den Spott in ihrer Stimme tun. „Lancelot und Galahad und so weiter. Ich glaube, du hast zu viele Sagen gelesen!“
Arthur zuckte nur mit den Schultern. „Ich weiß, dass es die Tafelrunde ist. Es ist nicht weit nach Tintagel, wahrscheinlich treiben ihre Geister noch ihr Unwesen hier.“
Gwen schauderte etwas. „Es gibt keine Geister!“ Sie klang sehr viel überzeugter als sie sich fühlte. Plötzlich behagte ihr das Thema gar nicht mehr.
„Was ist da drin?“, fragte sie und deutete auf sein Päckchen, um ihn auf andere Gedanken zu bringen. Arthur lächelte traurig, hob das Bündel auf und barg es in seiner Handfläche.
„Mein Goldhamster“, antwortete er schließlich. „Er ist heute morgen gestorben.“
„Oh, tut mir leid.“ Es kam ihr banal vor, das zu sagen, aber Arthur zuckte nur wieder mit den Schultern.
„Er war schon ziemlich alt. Ich wollte ihm eine Seebestattung geben. Hier, bei den Rittern.“ Damit erhob er sich, holte weit aus und schleuderte das Päckchen in Richtung Meer. Einige Momente segelte es beinahe schwerelos dahin, bevor es auf der grauen Oberfläche aufschlug. Rasch setzte Arthur sich wieder hin. Gwen konnte aus den Augenwinkeln sehen, wie er sich über die Augen wischte und musste lächeln. Sein Kummer machte ihn irgendwie sympathisch. Er wirkte so verletzlich.

„Ich hab noch nie jemanden getroffen, der sie auch sehen kann.“
„Was?“ Sein plötzlicher Themenwechsel überraschte Gwen.
„Ich hab mich schon mit vielen Leuten unterhalten. Niemand kann etwas Besonderes an dieser Bucht finden. Aber als ich dich hier sitzen sah, wusste ich, dass du sie auch siehst.“
„Willst du nicht mal aufhören, mit deinen Rittern? Das ist bloß eine Sage.“ Er hatte eindeutig zu viel Zeit in Museen verbracht.
„In jeder Sage steckt ein Körnchen Wahrheit.“
„Prima, jetzt hörst du dich an wie mein Geschichtslehrer.“
Er schwieg. Lange Zeit saßen sie einfach nur nebeneinander und starrten auf das Meer hinaus. Für einen Augenblick wagte es Gwen nochmals, die Augen zu schließen.

Ein runder Tisch, viele Stühle, doch der Raum war leer, bis auf sie selber. Es war kühl, vielleicht Einbruch der Nacht. Sie blickte von einem Stuhl zum anderen und konnte von jedem genau sagen, wem er gehörte. Lancelot, Gawain, Kay, Gareth, Parcival, Bors, Palomides. Namen, die sie aus der Schule zu Genüge kannte, und die ihr auf einmal auf eine merkwürdige neue Art vertraut waren.

Hastig schlug Gwen wieder die Augen auf. Sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, aber Arthur schien alles zu wissen.
„Du warst wieder dort. Du hast sie gesehen.“
Entschlossen schüttelte Gwen den Kopf. „Ich glaube, du spinnst wirklich!“ Sie wollte aufstehen, die Küste und Arthur einfach zurücklassen, doch mit einer erstaunlichen Kraft packte er sie am Arm.
„Du willst es nicht glauben, oder? Aber du hast sie gesehen. Und ich kann sie auch sehen. Niemand sonst, nur wir beide. Du kennst doch die Inschrift auf dem Grab, oder? Hic iacet Arthurus, rex quondam rexque futurus. Der ehemalige und zukünftige König. Er wird wiederkommen. Und ich glaube, wir sind auserwählt.“
„Quatsch!“ Wieder rückte Gwen ein Stück ab.
„Doch, bestimmt. Schau dir doch nur unsere Vornamen an. Arthur. Gwen. Das ist doch kein Zufall.“ Seine Stimme wurde leise, verschwörerisch. „Wir sind wiedergeboren worden. König Arthur und Königin Guinevra.“
„Unsinn, das sind ganz normale Namen!“ Doch ganz allmählich wurde Gwen unsicher. Es war verrückt, aber irgendwie hörte sich das alles doch auf eine unheimliche Art logisch an. Was Arthur wohl sagen würde, wenn sie ihm gestand, dass Gwen tatsächlich eine Abkürzung von Guinevra war?
Arthur rutschte wieder zu ihr hin. „Wir könnten es ausprobieren. Wenn wir beide hier sind und die Augen schließen, vielleicht sehen wir dann beide dasselbe. Wäre das ein Beweis? Wer weiß, vielleicht passiert ja noch mehr, wo wir doch zusammen hier sind.“ Er sprach jetzt so hastig, dass sich seine Stimme fast überschlug. Seine Augen funkelten fanatisch.
Gwen zog ihre Schultern hoch. „Ich weiß nicht, du kannst mir ja viel erzählen. Du könntest einfach sagen, du hast das gleiche gesehen, wie ich.“
„Dann werde ich eben mit dem Erzählen anfangen. Komm schon, Gwen, lass es uns versuchen!“
Gwen zögerte. Eine große Welle kam und nahm all die weißen Schneckchen wieder mit. Eine Möwe tauchte vor ihr ins Meer.
„Ich wollte immer schon ein Ritter sein“, begann Arthur neben ihr wieder. „Große Taten vollbringen, Kämpfe ausfechten, für die Gerechtigkeit streiten.“ Gwen sah ihn von der Seite an. Arthur war so schmal und zart, dass er ein echtes Schwert vermutlich noch nicht einmal hochheben konnte, geschweige denn, damit kämpfen. Sie versuchte, sich ihn in einer Rüstung vorzustellen und musste sich dabei das Lachen verkneifen. Niemals. Arthur war jemand, den man beschützen musste, kein Beschützer.
Eine weitere Möwe tauchte ab. Arthur wandte sich wieder Gwen zu. Sein Blick war so flehend, dass sie ihm nicht mehr widerstehen konnte.
„Na gut.“ Es würde einfach nicht funktionieren, und dann gab er bestimmt Ruhe.
Arthur strahlte und griff nach ihrer Hand. Sie ließ es zu und genoss die Wärme, die durch ihre steifen Finger floss. Wer wusste schon, wenn er recht hatte und sie das widergeborene Königspaar waren, dann würde sie sich an das Händchenhalten sowieso gewöhnen müssen. Sie warf einen schnellen Blick zur Seite und sah, dass Arthur seine Augen bereits geschlossen hatte. Er sah so konzentriert aus, als hätte er eine unglaublich komplizierte Rechenaufgabe zu lösen. Einen Augenblick lang überkam sie die Versuchung, ihn in den Arm zu nehmen. Statt dessen machte auch sie rasch ihre Augen zu.

Diesmal war es nicht wie zuvor. Bilder, Töne und Gerüche rauschten in so rascher Abfolge an ihr vorbei, dass sie nichts richtig wahrnehmen konnte. Buntgekleidete Menschen, Pferde, Rüstungen, die runde Tafel, ein weißer Drache, Holzfeuerrauch, Bratenduft, Kampfeslärm, Trompetenklang, Trommeln. Sie versuchte, irgendeinen der Eindrücke festzuhalten, damit er bei ihr bleiben konnte. Doch offensichtlich versuchte Arthur etwas ähnliches, und ihre Gedanken konnten sich nicht recht einig werden. Bilder sprangen, flackerten, verschwanden wieder, es war wie ein Foto, das man mehrfach belichtet hatte.
Einige Momente lang zitterte ein Bild vor ihren Augen, ein schlichtes Schwert in einem Amboss. Sie fühlte den lederumwickelten Griff in ihrer Handfläche, dann verschwand der Eindruck auch schon wieder und machte dem Bild der schönen Frau Platz, die Gwen schon zuvor gesehen hatte. Hellbraune Locken um ein blasses Gesicht, intensiv grüne Augen, Erkennen durchzuckte sie, doch dann war auch die Frau verschwunden.
Ein Mann tauchte vor ihren Augen auf, sie konnte nicht sagen, ob er jung oder alt war. Tiefe Falten durchzogen sein Gesicht, aber seine Augen leuchteten stahlblau. Er trug eine schlichte Kutte, aber sie wusste, dass er kein Mönch war. Ihre Lippen formten seinen Namen, aber es kam kein Laut hervor.
Der Zauberer blieb lange da und sah sie einfach nur an. Dann breitete sich etwas in ihrem Inneren aus. Eine warme Präsenz, fremd, aber nicht unangenehm. Finger griffen nach ihrem Geist, tasteten durch ihren Körper, als wollten sie sie genau prüfen. Schließlich zogen sich die Finger aus ihrem Kopf zurück und der Zauberer lachte. Es war ein angenehmes, leises und freundliches Lachen.
„Was für eine interessante Variante“, damit verschwand der Mann wieder.
Urplötzlich stand sie an einem Waldsee. Das Wasser lag still und klar vor ihr, grünschillernd in der Mittagssonne. Sie konnte die Wärme auf ihrer Haut spüren. Insekten brummten träge. Ihr Atem ging schwer und ihre Glieder schmerzten. Als sie an sich herab blickte, sah sie zahlreiche Wunden, Zeichen eines Kampfes. Ein leises Plätschern lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder auf den See. Eine machtvolles Schwert war daraus aufgetaucht, gehalten von einer zierlichen grünlichen Hand. Dann blonde Locken und ein fremdartiges Gesicht, sie streckte ihren Arm aus und nahm das Schwert in Empfang. Schwer aber auch seltsam vertraut lag es in ihrer Hand. Die grüne Frau winkte und tauchte wieder in den See.

Gwen blinzelte verstört, als die Vision plötzlich abriss und sie sich an dem kleinen Strand wiederfand. Die Frühlingssonne war hinter einem dicken Wolkenband verschwunden. Neben Gwen lag ein wunderschönes glänzendes Schwert.
Verwirrt strich sie mit dem Finger über die kühle, glatte Klinge. Es fühlte sich so richtig an.
„Und ich dachte, ich würde es bekommen.“ Sie hatte Arthur völlig vergessen gehabt. Als sie ihn nun ansah, erkannte sie die Enttäuschung in seinen Augen. „Ich meine, unsere Namen, und schließlich bin ich der Mann...“ Er schien nicht recht weiter zu wissen. Gwen tat er etwas Leid. Dennoch freute sie sich. Ihr Schwert. Excalibur.
Plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie gar nicht wusste, was sie damit machen sollte. Schließlich lebten sie nicht im Mittelalter. Und ob ihre Eltern ihr glauben würden, dass sie der wiedergeborene König von Britannien war, wusste sie auch nicht. Hilfesuchend sah sie zu Arthur.
„Und nun?“
„Der König wendet sich an seine Königin um Rat.“ Er lächelte schief. Dann lachte er leise. Seine Augen funkelten, als er wieder ihre Hand nahm. „Tja, nun müssen wir wohl unsere Ritter suchen.“

Die vorgegebenen Wörter waren: Goldhamster, Nationalversammlung, komplex, grünschillernd, Timbuktu.

 

Hi Reißwolf,

eine zwischendurch-Geschichte, aber nicht verrissen, ist schon mal was ;)
Ja, ich bin mir bewusst, dass der Schluss etwas hastig wirkt. Das Ding liegt schon in meinem "zu bearbeiten" Ordner, allerdings nicht an erster Stelle, da es so schon ganz gut taugt.

Danke für's Lesen und Kritisieren.

Gruß,

Vroni

 

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