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Erwachen

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15.11.2004
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Erwachen

Erwachen

Pflaster fuer Pflaster folgt mein ruhiger, steter Schritt der Gasse hinauf in Richtung Torturm, vorbei an alten dicht gedraengten Fachwerkhaeusern.
Die laue morgendliche Fruehjahrssonne legt sich ueber blassrote Dachziegel und erklimmt Stueck fuer Stueck den Weg den ich gerade zurueck gelegt habe.
Der Vorhang oeffnet sich. Doch die Show ist laengst gelaufen.
Ruhigen Blickes wandern meine Augen ueber Ecken, Kanten, Fassaden, Fensterlaeden. Die erwachende Stadt laesst mich passieren.
Eine kalte Nacht liegt hinter mir. Stimmen hallen weit entfernt durch meinen Kopf, doch sie verschwinden so schnell wie sie aufgetaucht sind. Ich ignoriere sie.
Eine weitere rauhe Stimme, ein Kraechzen, ein Kraehen. Ein Rabe schreit mich an, als haette ich etwas verbrochen.
Vielleicht verspottet er mich auch nur.

Der Schein des Feuers ist entgueltig erloschen. Die Asche ist letzter Zeuge von gelborangerotem Zuengeln, Brennen.
Vom Feuer ist nicht viel geblieben. Auch die Nacht wird nicht mehr lange bleiben. Es beginnt zu daemmern. In weiter Ferne beginnt sich ein sanftes Blau ueber den Horizont zu legen.
Zeit zum Aufbruch. Ich kehre diesem Ort den Ruecken und mache mich auf den Weg. Lasse Geschehenes und Dunkelheit hinter mir.

Mein Herzschlag beginnt sich langsam wieder zu beruhigen. Ohne meinen Blick abzuwenden, ziehe ich meinen Fedora-Hut tiefer in die Stirn und schlage den Kragen hoch. Als waere es eine Folgereaktion, erlischt die letzte Flamme. Doch die Glut gibt noch Waerme, und so setzte ich mich. Ich schlinge die Arme um meine Beine und Starre in die Glut.
Die Nacht beginnt wie im Zeitraffer an mir vorbei zu fliessen.

Die Sterne sollten heute Nacht nur fuer dich scheinen, das Feuer sollte nur fuer dich waermen, du solltest nur fuer mich da sein, dieser Abend sollte nur fuer uns sein.
Doch nun schaue ich deiner grazilen Gestalt hinterher, verfolge wie du ueber die Steinstufen hinauf aus dem Mondschein heraus in der Dunkelheit der Nacht verschwindest.
Deine Worte waren wie Saeure. Sie haben mich geschwaecht. Es fuehlt sich an als ob irgend etwas in mir erloschen waer.
Doch nun habe Ich Gewissheit, und zumindest dafuer kann ich dir dankbar sein.

 

Inspiriert durch die Filme "Memento" und "Irreversibel" (Und inzwischen auch "5x2") habe ich versucht eine Kurzgeschichte chronologisch in verkehrter Reihenfolge zu schreiben.

Ich dachte das passt am besten in den Bereich Experimente.
Was haltet ihr davon?

 

Hallo Ice-Lee

Ich kenne die 3 Filme nicht, ist aber auch nicht notwendig denke ich. Du beschreibst sehr schön das Stimmungsbild deines Protagonisten, wie der (letzte?) Rettungsversuch seiner Beziehung in einem endgültigen Schlussstrich endet und er / sie auch etwas positives darin sieht. Es ist wie eine Befreiung aus festgefahrenen Bahnen (alte Riegelhäuser) und Aufbruch zu einem Neuanfang. (Sonnenaufgang über den Dächern)

Eigentlich hast du nicht die Geschichte in verkehrter Reihenfolge erzählt, sondern "nur" die Reihenfolge der Abschnitte umgestellt.

Leider hast du das Rätsel mit deinem 2. Posting bereits gelüftet. Schade, ich dachte nähmlich zuerst, es hätte was mit den Umlauten zu tun.
Also, nächstes mal nicht gleich den Vorhang lüften.
Weiter so.

Gruss dotslash

 

Hi Dotslash,

danke für deine Antwort!

Wenn ich das nächste Mal was Experimentelles schreib, werd ich mich erst mal bedeckt halten.

Diese Geschichte hier habe ich allerdings tatsächlich in der Reihenfolge geschrieben, und nicht einfach "nur" umgestellt!
Aber ich könnte es mal umstellen, und schauen wie das aussieht. Hab ich bisher noch gar nicht gemacht.....

Gruß Ice-Lee

 

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