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Wir fielen aus einem gelben Himmel

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28.10.2004
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Wir fielen aus einem gelben Himmel

Wir fielen aus einem gelben Himmel

Wir beide. Sie und ich. Wir waren ein und dieselbe Seele. Wir fielen aus einem gelben Himmel. Wir fielen aus dem gelben Himmel als eine Harmonie. Sie hört nicht auf zu fallen. Ich will zu ihr. Ich will fallen. Es gibt nichts zu verlieren. Nur die Einsamkeit. Selbst mein Exil ist unrein. Denn niemals bin ich losgelöst von ihr. Meiner gelben Lilie. Mein Stück Himmel. Ich bin unwiderruflich verbunden mit ihr. Weil sie ich ist.
Es gab Momente in unserem Dasein, da kannten wir den anderen bis auf den bittersten, bösesten Wunsch. Wir konnten uns in unseren gegenseitigen Abgründen suhlen ohne Scham und uns emporheben durch die elfenreine Liebe, die jeder von uns trägt. Es machte keinen Unterschied mehr, wer von uns dachte, wer von uns fühlte. Sie tauschten unsere Seelen. Bis die Grenzen zwischen uns verschwammen wie Sommerfarben, wie die Klangfarbe der Höllen. Die Kräfte der Welt ließen nach. Wir huldigten dem ewigen Fall. Vertrauen ins Bodenlose.
Wenn man wissen möchte, ob man jemanden liebt, muss man sehr aufmerksam in sich horchen. Man stellt sich diese Person mit ihren Gewohnheiten, Eigenschaften und Gedanken vor. Und wenn nur ein Anflug von Ekel aufkommt, liebt man diese Person nicht. Wenn man sie liebt, dann ist ein ´Ich will immer bei ihr sein` falsch. Auch ein ´Ich will, dass sie glücklich ist´ wäre falsch. Richtig ist ´Sie muss glücklich sein`, ganz ohne Ich.
Sie muss glücklich sein. Die Bereitschaft, sie gehen zu lassen ist keine Bürde mehr. Denn das lachende Bewusstsein über unsere ungeteilte Existenz inhaliert mir Geduld. Wir sind auf unbegrenzte Zeit getrennt. Es ist die Sequenz unserer lebbaren Wirklichkeit in der sich unsere Seele entzweit, um zu lernen, was gelernt werden muss. Eine einmal geknüpfte Freundschaft lässt sich nicht kündigen. Jedenfalls nicht einseitig.
Das Preisen der Hoffnung reißt mich manchmal zu Boden. Dann hängt die Unüberwindbarkeit unserer Distanz an meiner Kehle, nährt den verdrängten Gedanken der Endgültigkeit. Die möglich ist. Es bleiben immer noch die Erinnerungen. Erinnerungen, die mich den Schmerz der Gegenwart noch deutlicher spüren lassen.
Die Bürde, welche bleibt, ist die Idee meiner eigenen Illusion. Die schlaftrunkene Ahnung, dass nicht alles irgendwann wieder gut wird.
Ich bin eine zerbrochene Melodie. Das Ableben unserer Symphonie macht mich zum Krüppel. Vielleicht bekommt man für jeden Tag auf den elysischen Feldern zwei Tage in der Hölle. Da ist keine Fairness in ihren Augen. Nur dieses dröhnende Bedauern um die eigene Ohnmacht. Sie sagt, es gäbe keine Zeichen für das Lächeln eines Sinnes in diesem Leben. Nur für barrikadierte Gemüter. Für Menschen, die ihr egozentrisches Schicksal vor sich auftürmen und im Sumpf des Unrealismus in ihrer begrenzten Welt dem Gedanken der Sinnlosigkeit entfliehen. Sie sagt, das Leben sei eine Bestrafung. Sie verletzt mich stärker, als ich ihr zeige. Denn sie begräbt, was wir waren.
Nun glaube ich zu wissen, was den Ekel der gelben Lilie so aufleuchten lässt. Sie verachtet meine Illusion. Fast schäme ich mich. Doch sie ist der Antrieb meiner Kraft, ohne sie ist das Scheitern gewiss. Verachtungswürdig. Nur die Illusion hält mich am Leben. Ich beobachte, wie der Sinn mir durch die Finger schlüpft.
Noch bin ich mutig genug für meinen Glauben an die Wiederkehr der Farben.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Anna-Fee,

die Kritik bleibt dir erhalten. ;)

Positiv an deinem Text sind deine Gedanken zur Freiheit der Liebe, als Geschichte empfinde ich ihn aber nur sehr bedingt. Er hat entfernt die Handlung einer Trennung, die du fabulierlustig in wilde Bilder packst, die ich nicht immer als stimmig empfinde.
Details:

Wir fielen aus dem gelben Himmel als eine Harmonie. Sie hört nicht auf zu fallen.
Zeitewechsel
Wir konnten uns in unseren gegenseitigen Abgründen suhlen ohne Scham und uns emporheben durch die elfenreine Liebe, die jeder von uns trägt.
Zeitenwechsel
Sie tauschten unsere Seelen.
Wer?
Denn das lachende Bewusstsein über unsere ungeteilte Existenz inhaliert mir Geduld.
Inhalieren ist ein ichbezogenes Wort. Man tut es. Es tut einen nicht.
Nur für barrikadierte Gemüter.
für verbarrikadierte
Sie verletzt mich stärker, als ich ihr zeige.
als ich es ihr
Nun glaube ich zu wissen, was den Ekel der gelben Lilie so aufleuchten lässt.
Die gelbe Lilie ekelt sich?

Lieben Gruß, sim

 

endlich mal kein abgedroschenes rosarot in einer herzschmerz-story. und was für ein bilderrausch, herrlich! obwohl mich diese "totale-verschmelzung-und-selbstaufgabe"-phantasie sonst eher abstößt, gefällt mir doch dein deskriptiver schreibstil sehr. :)

@ sim: ich glaube, der "ekel der gelben lilie" beschreibt den verlust der liebe, wenn der partner die welt wieder mit nüchternen augen betrachtet.

 

@sim: Inhalieren mit einem L! ;)

@Anna-Fee: kritik kommt nach, bin grad nicht mehr aufnahmefähig, sorry.

 

Erklärung Ekel

Zur Erklärung:

Ekel: Die Prot. versucht einen Grund für die Abweisende Haltung ihrer "Freundin" zu finden. Sie glaubt, dass sie selbst, d.h. ihr Erniedrigung, ihr Hecheln nach Liebe und Aufmerksamkeit, der Grund ist. Sie glaubt, die Lilie ekelt sich von ihr und distanziert sich deshalb von der Prot.
Gruß
Fee

 

@ anna-fee
Sehr interessanter Text. Eine Frage nebenbei: Dieses Thema=Freundin und Freundin auf Distanz scheint dich ja sehr zu beschäftigen. Ich will nicht indiskret sein, aber vermutlich gibt es da einen Bezug zu deinem Leben. Oder liege ich da falsch?
Es ist nur so, dass ich mal ähnliches erlebt habe.
Mir ist nicht ganz klar ersichtlich, welches Gefühl die beiden verbindet. Eine unglaublich starke Freundschaft? Oder ein transzendetes Gefühl der Verbundenheit?

 
Zuletzt bearbeitet:

@ paizel

Es ist beides.

Bitte, bitte nicht mich mit meinem erschaffenen lyrischen Ich verwechseln. Ich bin der Meinung, dass eine Geschichte erst wirklich gut wird, wenn etwas Persönliches drin steckt. Das merken Leser einfach. Es ist authentischer. Aber nicht identisch. So viel dazu.

Lieber Gruß
Fee

 

Da hast du Recht. Kommt auch so rüber. Ach so -> authentisch. So schreibt man und frau es ;)

 

Hi Fee,

du beschreibst in deiner sehr einfühlsamen und bilderreichen Geschichte Dualseelen.

Es gibt keine größere Liebe, als zwischen solchen Seelen.
Eine wird ohne die andere nie wirklich glücklich sein.
Und doch sind sie nicht immer vereint.

Sie muss glücklich sein. Die Bereitschaft, sie gehen zu lassen ist keine Bürde mehr. Denn das lachende Bewusstsein über unsere ungeteilte Existenz inhaliert mir Geduld.
Genau so ist es, wenn die eine Seele von der anderen weiß.
Doch gibt es viele Menschen, die keine Ahnung haben. Sie haben das Gefühl, immer auf der Suche nach dem vollkommenen Glück zu sein, ohne wirklich zu wissen, worin es besteht.

Es ist die Sequenz unserer lebbaren Wirklichkeit in der sich unsere Seele entzweit, um zu lernen, was gelernt werden muss.

Richtig. Und wenn die Zeit des lernens (wieviele Leben???) zu Ende ist, wird es keine Trennung mehr geben.

Doch bis dahin gibt es Tränen, Zweifel, Ängste.
Ängste darüber, dass sich die eine "Hälfte", zu sehr von der anderen lösen könnte, dass man sich verlieren könnte.
Doch Dualseelen werden sich nie verlieren, sie sind "Eins" für die Ewigkeit.

Es ist nicht wirklich eine Geschichte die du geschrieben hast, man könnte eine wunderbare daraus machen.
Doch das war nicht dein Anliegen, denke ich.
Du hast einen Gefühlszustand beschrieben, der eine ganz besondere Wahrheit birgt.

Sehr schön. :thumbsup:

lieben Gruß, coleratio

 

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