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Der Gottesstaat

sim

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13.04.2003
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Der Gottesstaat

»Sie haben heute damit begonnen, die Kondomautomaten abzunehmen.« Ich wühle in der Tiefkühltruhe, während ich mit meiner Mutter spreche.
»Jetzt erst? Ich dachte, das hätten sie schon längst.« Die Mama legt ein frisch gebügeltes T-Shirt zusammen und auf einen Stapel. Links von ihr ist der Haufen unerledigter Arbeit, rechts die Ordnung, die bewältigten Aufgaben, fein säuberlich auf einander gelegt. »Was suchst du eigentlich?«
»Ich schaue, ob wir noch Pommes haben.«
»Ich habe noch zwei große Kartoffeln, die du dir in Streifen schneiden, und in das Frittierfett werfen kannst, wenn es heiß ist.«
Ein kurzer Blick zu ihr, der beschäftigten Mama, dem Wäscheberg zu ihrer Linken, ein schneller Blick aus dem Fenster. Kann ich das Risiko eingehen? »Also haben wir keine tiefgekühlten mehr?«, frage ich und klappe den Deckel der Truhe nach unten.
»Nein.«
Wenn ich mitten am Tag die Vorhänge schließe, werden sie erst recht misstrauisch. Aber Pommes aus frischen Kartoffeln schmecken lecker, das frische Fett in der Fritteuse verströmt schon ein appetitanregendes Aroma und die Mama ist beschäftigt. Sie hat es noch immer nicht gelernt, sich die Zeit einzuteilen, seit sie nicht mehr arbeiten darf.
»In Ordnung«, teile ich ihr mit und aus irgendeinem Grund möchte ich sie küssen. »Ich gehe damit ins Wohnzimmer. Dort kann mich niemand sehen.«
Die Mama lächelt erleichtert, als ich, Kartoffeln und Messer unter meinem Shirt versteckt, an ihr vorbeigehe. Die Straße ist leer. Was machen nur die Menschen, die in belebteren Straßen wohnen?
»Vielleicht haben sie die Automaten einfach vergessen?«, rufe ich in die Küche. »Es ist ja tatsächlich komisch, dass sie jetzt erst aus den Schulen verschwinden.« Ich höre ihr heiseres Lachen, während ich mich an den Tisch setze und anfange, die Kartoffeln zu schälen.
»Thomas, die Moral vergessen sie nicht«, ruft sie zurück. »Die Moral ist wichtig!«


Hiob Oak lehnte sich zufrieden in seinen Sessel zurück. Das Gericht hatte die Klage abgewiesen und den verzählten Wahlausgang juristisch bestätigt. Das war keine schlechte Nachricht. Damit waren alle Zweifel beseitigt und er konnte beginnen, zu regieren. Niemand hatte damit gerechnet, dass er es schaffen würde. Niemand hatte ihm zugetraut, die Wahl zu gewinnen. Er würde sich nur inoffiziell für die Hilfen bedanken können, die er erhalten hatte, aber das war nicht wichtig. Wichtig war, dass er jetzt seinen Worten Taten folgen lassen, sein Land auf den Pfad des Glaubens und der Tugend zurückführen und die göttliche Ordnung wieder herstellen konnte. Es war ein guter Tag, der bewies, dass es hilft, die richtigen Menschen zu kennen und sie mit Enthusiasmus überzeugen zu können. Niemand wäre ihm gefolgt, wenn er nicht an das glauben würde, was er predigte. Schlichte Wahrheiten, wie man sie schon seit ewigen Zeiten im Buch der Bücher nachlesen konnte. Seit ewigen Zeiten? Nein. Das würde ja denen Recht geben, die behaupteten, es hätte keinen Anfang gegeben, keinen Gott, der in sieben Tagen aus wüster Ödnis die Erde erschaffen hätte.
Hiob Oak betete. Er schickte seinen Dank zu Gott, seinen Dank für die nötigen Summen, die er erhalten hatte, um seine Überzeugungskraft mit handfesten, greifbaren Argumenten zu unterstützen. Er pries seinen Herrn für dessen Feinde, islamische Kreationisten, die seine Welt mit Terror und Angst überzogen hatten und auf diese Weise für die Ideen seines Gottesstaates öffneten.
Wenn Hiob noch trinken würde, wäre es ein guter Tag für einen edlen Tropfen gewesen. So aber blieb ihm nichts, als sich in seinem Sessel zurückzulehnen, die Augen selig zu schließen und über die Änderungen nachzudenken, die sein Land erfahren würde. Ach hätte er doch die Kraft seines Herren. Dann könnte er alles in sieben Tagen schaffen.


»Vielleicht haben sie sich auch darauf verlassen, dass keiner mehr Kondome zieht? Sie sind ja schon lange verboten.« Ich schneide mit dem Messer durch die gelben Früchte. Der Geruch satter Erde durchzieht den Raum mit Ursprünglichem.
»Als ob diese Regierung sich auf irgendetwas verlassen würde.« Die Mama hat das Bügeleisen kurz in der Küche allein gelassen und sich hinter mich geschlichen. Es gibt Sätze, die sagt man nicht laut. Wenn man sie unbedingt los werden möchte, dann kann man sie nur flüstern.
»Es war ja keine Ware mehr in den Automaten«, räume ich ihr ein. »Das erleichtert das Vertrauen.«
»Du hast es doch nicht etwa probiert?« Ängstlich entsetzt krallt sie ihre Hände in meine Schultern. »Wir stehen ohnehin schon unter Beobachtung, weil ich mit dir alleine lebe.«
»Keine Angst, Mama«, versuche ich, sie zu beruhigen. »Die Automaten waren viel zu laut. Deshalb hat sie schon vor der Wahl kaum jemand benutzt.« Einen letzten Schnitt führe ich aus, meine Kartoffeln sind in schöne gleichmäßige Streifen geschnitten, genau richtig, für leckere Pommes, herrlich cross, wie man sie nur aus der Fritteuse erhält. Meine Mama nimmt mir das Brett aus der Hand, als ich es in die Küche tragen möchte: »Thomas, lass mich das machen. Du kannst das nicht alles unter dem Shirt verstecken.«
Leider hat sie Recht. Ich kann nicht alles verstecken, nicht die gelben Schnitze mit meinem Schweiß verunreinigen, auch wenn die Hitze des Frittierfettes sie wieder desinfizieren würde. Wir müssen immer damit rechnen, dass jemand durch das Fenster schaut.
Es ist schwer zu unterscheiden, was verboten ist. Warum darf ich mir die tiefgekühlten Pommes selbst in die Fritteuse tun, mir aber keine frischen schneiden? Weil ich ein Mann werde?


Das erste Gesetz, welches Hiob Oak erließ, wurde gleich am nächsten Tag in den Schulen und Universitäten durchgesetzt.
Alle Bücher und alle Filme, welche die Lehren Darwins verbreiteten wurden eingesammelt. Ein paar Exponate wurden dem Land noch in den Zentren für entartete Wissenschaft vorgeführt, der Rest wurde in riesigen Stahlcontainern gesammelt. Er galt als Sondermüll. Der Dreck dieser Gedanken sollte nicht als Asche wieder über die Menschen verstreut werden, nicht über die Flüsse und Meere verdampfen und zurück auf die Erde regnen. Er sollte verschlossen bleiben, im Dunkeln darben und nie wieder das Licht erblicken.
Zum Glück hatte Hiob Freunde in der Justiz, welche die einstweilige Verfügung, eine letzte Anstrengung der Demokraten, abschmetterten.
Hiob war bereit zu lernen. Und so lernte er, dass es, um Gottes Segen unter sein Volk zu bringen, auch Gottes Macht bedurfte. Er durfte nicht mit den Reformen beginnen, bevor er nicht die Basis dafür geschaffen hatte. Der Herr hatte ihm den Weg gewiesen, ihm den Auftrag erteilt, Gottes eigenes Land zu errichten. Dazu musste die Sünde selbstgefälliger Mitbestimmung vernichtet werden. Die Mittel für die Richter waren nicht unbegrenzt. Recht und Gerechtigkeit waren verschiedene Dinge. Die Gesetze hatten sich weit von ihrem Ursprung entfernt. Sie mussten wieder biblisch werden. Für Hiob gab es nur ein Gesetz, das zählte: das Buch Moses. Aus ihm nahm er die Weisung, sein Land zu revolutionieren. Danach würde er die Welt heilen. Oder wäre es besser, zunächst die Armeen Gottes zu den Achsen des Bösen zu schicken, mit strahlenden Siegen in heiligen Kriegen dem Land die missionarische Kraft seiner Aufgabe zu Füßen zu legen, damit es sich voller Demut an der Lasterhaftigkeit verschlucken möge?
Gott wies ihm auch diesmal den Weg, schenkte ihm Himmelskörper, die in babylonische Türme rasten und Zerstörung, Wut und Schmerz hinterließen. Wie gut, dass auf ihn Verlass war, wenn man die Feinde bezahlte.


»Erwartest du Besuch?« Die neue Nächstenliebe lässt nicht mehr zu, dass man neugierig an die Tür geht, wenn es klingelt.
»Nein«, antworte ich. Der zweite Ton von der Haustür lässt auch mich zusammenfahren. »Ich erwarte niemanden.«
Wenn wir jetzt aus dem Fenster schauen, können sie uns vielleicht sehen. Es gibt nur zwei Möglichkeiten. Entweder wir öffnen die Tür oder wir tun so, als sei niemand daheim.
»Vielleicht ist es ja David, der mit mir Fußball spielen möchte?« Fußball ist noch nicht verboten. Lediglich die Ausbrüche übermäßiger Freude, Männer, die sich im Torjubel umarmen und küssen, sich ihr Trikot von Leib reißen, sind nicht mehr erlaubt. Aber Fußball dürfen wir spielen.
»Ja. Hoffen wir, dass es David ist«, seufzt Mama und fordert mich auf, die Hände zu waschen. »Wer immer es ist, er muss die Kartoffelstärke nicht an deinen Fingern finden.« Zögernd geht sie zur Tür. Nicht daheim zu sein ist schwierig. Seit die Frauen nicht mehr arbeiten dürfen, sind sie fast immer zu Hause. Sie haben sich um ihre Kinder zu kümmern. Lediglich zum Einkaufen dürfen sie gehen, in die Kirche natürlich oder zu Ärzten, zu den Kindergärten oder zu Wohltätigkeitsveranstaltungen.
»Machen Sie auf!«, ruft eine energische Stimme über das dritte Klingeln hinweg. »Wir wissen, dass Sie da sind.«


Die Klagen halfen so wenig wie das Gezeter der Demokraten. Für das Paradies mussten Opfer gebracht werden. Die gottbefohlenen Kreuzzüge gegen den Terror, gegen die religiöse Verblendung, erhielten nicht die ungeteilte Zustimmung. Zu viele Nörgler und Zweifler meldeten sich zu Wort, hielten satanische Predigten darüber, dass das Böse im eigenen Lande regierte. Was maßten die sich an? Welche Prüfung wollte Gott Hiob mit ihnen auferlegen? Stellte er seine entschlossene Konsequenz in Frage? Zum Glück hatte die Verzählung bei der Wahl Hiob genügend Stimmen beschert, die gültige Verfassung außer Kraft zu setzen. Die Unruhe würde sich schon wieder legen, wenn die hehren Ziele begriffen wurden. Brauchte Gott ein Parlament? Hiob brauchte jetzt auch keines mehr. Es behinderte ihn nur in der Erfüllung seiner Aufgabe. Aber hatten nicht die wahren christlichen Helden immer gegen Widerstände zu kämpfen? Hatte ihnen nicht selbst die Inquisition der Kirche die Feuer in den Weg gestellt? Wurden nicht die gottesfürchtigen Gedanken auf den Scheiterhaufen verbrannt wie Jeanne d´ Arc?
Hiob war stolz auf die Freiheit seines Landes, stolz auf die christlichen Werte, die es entstehen ließen, es geprägt und groß gemacht hatten. Aber diese Werte waren verloren gegangen. Sein Land könnte nur zu einstiger Größe zurückgelangen, wenn es sich dieser Traditionen wieder bewusst würde. Das war seine Mission. Denn ein Gottesstaat wäre nur würdig, wenn er auch die Größe des Herrn spiegelte. Wenn sich das Parlament Gott in den Weg stellte, dann hatte es keine Berechtigung mehr. Das war das zweite Gesetz: die Auflösung der Parlamente. Damit war die Grundlage geschaffen, auf der der Gottesstaat errichtet werden konnte. Die restlichen Gesetze mussten nur noch ausformuliert werden. Eigentlich war es ein Jammer, dass die Bibel nur noch so wenig verstanden wurde. Sonst hätten Thora und Exodus übernommen werden können, ohne sie in die Sprache der Zeit übersetzen zu müssen.
Es gab aber Probleme, die gelöst werden mussten. Die Verdorbenheit hatte schon längst in die Wirtschaft des Landes Einzug gehalten. Berufe und Einkommen hingen davon ab. Väter würden ihre Familien nicht mehr ernähren können. Hiob sah es als seine vergebende Pflicht an, die sündigen Arbeiter wieder in fromme Beschäftigungen zu integrieren. Die Menschen, die sich zum Beispiel bisher der Herstellung und dem Vertrieb von Rasierapparaten gewidmet hatten, mussten ohne Zweifel Buße tun, die Frauen und Männer, die sich bei zwielichtigen Halbglanzmagazinen ihr Brot erwarben, hatten sicher zu bereuen. Doch wäre es Gottes Wille, wenn die Kinder deshalb verhungerten? Für diese Menschen mussten Möglichkeiten geschaffen werden, wieder zum Herrn zu finden. Die einfachste Möglichkeit bestand, welch weise Voraussicht, in der göttlichen Ordnung. Wenn es den Frauen verboten würde, zu arbeiten, wenn es den Männern verboten würde, den weibischen Tätigkeiten im Hause nachzugehen, dann sollten auch genügend Plätze in den ehrbaren Betrieben vorhanden sein, um das Volk mit Mannah zu versorgen. Hiob wurde warm ums Herz ob solcher Gedanken. Es tat gut, Gottes Liebe in sich zu spüren und sie den Menschen zum Wohlgefallen zu gereichen. Auf dieses Gesetz wäre er stolz gewesen, wäre Stolz nicht eine Sünde.
Der Rest war elende Kleinarbeit. Blasphemische Bücher mussten ausgemacht werden, um die Menschen davor zu schützen. Eingeschliffene Verhaltensweisen, die dem Glauben Hohn sprachen, mussten entdeckt werden, um sie zu verbieten. In mühevoller Akribie wurde vom kleinen Finger, den nur noch Damen an ihrer Teetasse spreizen durften, bis zum Perlmuttknopf, der Männerhosen zierte, alles notiert, analysiert und in Gesetzen festgehalten. Da hatte man schon mal die leeren Kondomautomaten einer Schule vergessen können. Sex außerhalb der Ehe war ja ohnehin ein Verbrechen, welches mit dem Tod bestraft wurde. Da eignete sich so eine Automatenruine vielleicht als Mahnmal, die Sünde zu verabscheuen?


»Scheiße.« Nicht einmal in Panik vergessen wir, die Flüche zu flüstern. Wir gewöhnen uns an alles, vor allem an das Misstrauen, welches die Überwachung mit sich bringt. Sind gewaschene Hände nicht verdächtig? Aber die Spuren von Seife dürfen sie finden. Bevor mir die edlen Pommes frites in der Fritteuse verbrennen, stelle ich sie aus und fahre das Sieb hoch, während meine Mutter die Tür öffnet.
»Entschuldigen Sie bitte, dass es so lange gedauert hat«, begrüßt Mama die Männer freundlich. »Gott zum Gruß«, fügt sie schnell hinzu, denn das wird erwartet in Gottes eigenem Land. »Ich war gerade beim Bügeln und dabei, meinem Sohn etwas zu essen zu machen. Ich wollte Sie nicht warten lassen.« Ich stehe rechtzeitig bei ihr, damit sie mir demonstrativ liebevoll einen Arm um die Schulter legen kann.
Die Männer treten ein, schauen sich skeptisch in der Wohnung um und schauen mich fragend an. Ich habe nichts zu befürchten. Ich bin noch ein Kind und den Kindern gehört ob ihrer Reinheit das Himmelreich. Aber Mama wird eine Strafe zahlen müssen, eine Spende für Gott, wie es offiziell heißt. Wir sind noch nie auffällig geworden. Papa hat uns verlassen, als die Gesetze noch anders waren. Deshalb werden wir beobachtet, aber auffällig sind wir noch nicht geworden. Deshalb wird Mama mit einer Spende davonkommen.
»Darf ich mir mal deine Hände anschauen?«, fragt einer der Männer. Er stellt sein Gewehr in den Schirmständer und kommt auf mich zu. Ich nicke nur. Ist das zu schuldbewusst? Wenn ich ein Mädchen wäre, hätte ich Mama helfen dürfen. Aber für einen Jungen ist diese Arbeit ungeeignet. Sie widerspricht der höheren Ordnung. Der Mann nimmt meine Hände in seine, dreht sie um, hebt sie an seine Nase und riecht daran. »Du hast sie gerade gewaschen?«
»Ja«, bestätige ich. »So, wie es sein muss, vor dem Essen.«
Kaum spürbar merke ich den Beifall, den meine Mutter mir für meine Antwort gibt, indem sie mit ihrem Daumen einmal kurz meinen Hals streichelt.
»Sehr erfreulich«, antwortet der Mann lächelnd. »Zeigst du mir auch deinen Bauch?«
Hatten sie doch durch das Fenster gesehen? Ich hatte doch wirklich aufgepasst. Der Daumen meiner Mutter verkrampft sich sofort in meinem Hals. Aber habe ich eine Wahl?
»Hier? Vor meiner Mutter?« Ich hoffe, entsetzt genug zu klingen, über so ein Ansinnen. Wie kamen die Männer darauf, das von mir zu verlangen? Auch wenn ich es nicht sehen kann, ich spüre, wie Mama erstarrt. »Bisher hat mich nur der Doktor entblößt gesehen«, versuche ich uns zu retten. »Wenn ich ehrlich bin, finde ich es unzüchtig, Ihnen meinen Bauch zu zeigen.«
Der Mann vor mir zögert ein bisschen, der an der Tür tritt etwas unruhig von einem Bein auf das andere. Aus seinem Funkgerät kommen Befehle, welche die Männer zu einer anderen Familie zu rufen scheinen.
»Du hast Recht, mein Junge«, mischt er sich von hinten ein und lächelt meine Mutter an. »Gnädige Frau, Sie scheinen ihn gut erzogen zu haben. Behüte Sie Gott.«
Wieder der Daumen der Erleichterung, der sich sanft an meinem Hals bewegt.
»Dich möge er auch behüten«, wünscht der Mann vor mir und fährt dabei mit der Hand durch mein Haar. »Er wird seine Freude an dir haben.«
»Vielen Dank für ihren Besuch und Gottes Segen.« Mama schafft einen herzlichen Ton zum Abschied, sie kann lächeln und erleichtert die Tür hinter ihnen schließen. Nur die Pommes sind langsam kalt. Aber erwärmen darf ich sie ja.


Hiob Oak lehnte sich bequem und erschöpft in seinem Sessel zurück und betrachtete sein Werk. Und er sah, dass es gut war.

Die von JBK vorgegebenen Wörter waren Perlmutt, Kreationist, bügeln, Frittierfett, verschluckt

 
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Hallo sim,

mal wieder eine sehr schöne Geschichte von Dir, die vorgegebenen Wörter sind außerdem gut untergebracht.
Besonders gelungen sind sowohl der Anfang, der neugierig macht, als auch natürlich die letzten beiden Sätze.

Schön, dass Du uns nicht nur das Szenario einer zukünftigen Welt lieferst, sondern gleichzeitig in Form von Hiob auch eine Erklärung der neuen gesellschaftlichen Situation. Inhaltlich ist Deine Geschichte natürlich hoch-aktuell. Die Auffassung, dass die islamischen Terroranschläge ein Rückwärtsbesinnen zur Folge haben und sowohl das stärkere Wertlegen auf Sicherheit als auch die Wiederbelebung gewisser Traditionen hervorrufen, wird ja im Moment ziemlich breit diskutiert. Christlicher Fanatismus als Reaktionsmöglichkeit ist allerdings in sofern interessant, da die sogenannten christlichen Gesellschaften bei weitem nicht so religiös geprägt sind wie die islamischen. Obwohl Du den Ort des Geschehens offen lässt, hab ich bei Deinen Beschreibungen von Hiob immer George W. Bush im Kopf ;)

Einen Kritikpunkt habe ich allerdings. Der Absatz, der mit dem Satz

Die Klagen halfen so wenig wie das Gezeter der Demokraten.
beginnt, ist aus meiner Sicht zu lang und zieht sich etwas. Wir bekommen hier viele Informationen über Hiobs Beweggründe, die aber auch bereits im Vorfeld deutlich wurden, ohne dass Du sie explizit benannt hast. Natürlich wird der gesellschaftliche Hintergrund dadurch runder, aber es waren mir trotzdem fast schon zu viele Details, von denen Du uns berichtest. Bezeichnenderweise ist das außerdem der Absatz, in dem auch einige Flüchtigkeitsfehler auftauchen, siehe unten ;)

Sprachlich natürlich wie immer sehr schön geschrieben, ganz klar. Einige Kleinigkeiten sind mir noch aufgefallen:

»Ich habe noch zwei große Kartoffeln, die du dir in Streifen schneiden, und in das Frittierfett werfen kannst, wenn es heiß ist.«
ist hier das Komma nach "schneiden" nicht zu viel?
Fritteuse
Friteuse
Entweder wir öffnen die Tür oder wir tun so, als sei niemand daheim.
Die Verdorbenheit hatte schon längst Einzug in die Wirtschaft des Landes Einzug gehalten.
ein "Einzug" ist zu viel
Hiob sah es als seine vergebende Pflicht an, die sündigen Arbeiter wieder zu in fromme Beschäftigungen zu integrieren
das erste "zu" muss weg
Die einfachste Möglichkeit bestand, welch weise Voraussicht, in der göttlichen Ordnung.
Da hatte man schon mal schon mal die leeren Kondomautomaten einer Schule vergessen können.
hier ist ein "schon mal" zu viel ;)

Deine Geschichte hat mir gut gefallen.

Liebe Grüße
Juschi

edit: mit der Fritteuse hast Du natürlich Recht, ´tschuldigung. Das kommt davon, wenn man seinen Duden 10 Minuten sucht, ihn nicht findet und sich dann auf die Rechtschreibprüfung und sein Gefühl verlässt...

 

Lieber sim!

Ich glaube, Deine drei Buchstaben stehen für sowas wie „sensibel“, „intelligent“ und „menschlich“, denn das gilt auch für alle Deine Geschichten, wie diese hier.
Wie so oft, hast Du auch hier wieder zwei Erzählstränge – das Große und das Kleine, den Staat und die Menschen darin – perfekt verknüpft. Darin bist Du echt Meister. :thumbsup:

Aber ich will mich jetzt gar nicht lang mit weiterem Lob oder dem Inhalt aufhalten, ich schreib Dir in meiner nächsten PM noch was dazu, sonst wird meine Fehlerliste inzwischen ganz unaktuell, die hab ich nämlich schon gemacht und grad gesehen, daß schon ein paar davon aufgezählt sind… ;)
Jedenfalls hat mir auch diese Geschichte von Dir sehr gefallen. :)


»Ein kurzer Blick zu ihr, zu der beschäftigten Mama, zu dem Wäscheberg zu ihrer Linken, ein schneller Blick aus dem Fenster.«
– eine „zu“-Invasion – ich würde das zweite und dritte einfach weglassen, die sind gar nicht nötig, und den Wäscheberg würde ich einfach anders beschreiben, muß ja nicht „zu ihrer Linken“ sein, Dir fällt sicher auch was anderes ein, das Du ohne „zu“ schreiben kannst. ;)

»Also haben wir keine Tiefgekühlten mehr?«
– es bezieht sich eindeutig auf die Pommes, daher tiefgekühlten

»frage ich und schließe die Truhe
»Nein.«
Wenn ich mitten am Tag die Vorhänge schließe, …«
– zweimal „schließen“

»Es war ein guter Tag, der bewies, dass es gut ist, die richtigen Menschen zu kennen«
– zweimal „gut“

»Leider hat sie recht. Ich kann nicht alles verstecken, nicht die gelben Schnitze, mit meinem Schweiß verunreinigen, …«
Recht
– der Beistrich nach „Schnitze“ ist zuviel

»Wie gut, dass auf ihn Verlass war, wenn man die Feinde bezahlte.«
– zwischen „auf“ und „ihn“ sind zwei Leerzeichen

»Entweder wir öffnen die Tür oder wir tun so, als sein niemand daheim.«
– als sei (ein n zuviel) – irgendwoher kommt mir das bekannt vor … :lol:

»Die Verdorbenheit hatte schon längst Einzug in die Wirtschaft des Landes Einzug gehalten.«
– da konntest Du Dich wohl nicht entscheiden, wo Du „Einzug“ hingibst? Jetzt solltest Du das aber doch vielleicht noch tun. ;)

»die sündigen Arbeiter wieder zu in fromme Beschäftigungen zu integrieren.«
– entweder „in fromme“ oder „zu frommen“

»hatten sicher zu bereuen, doch wäre es Gottes Wille«
– hier würd ich statt dem Beistrich einen Punkt machen

»Da hatte man schon mal schon mal die leeren Kondomautomaten einer Schule«
– ein „schon mal“ zuviel

»Bevor mir die edlen Pommes Fritte in der Fritteuse verbrennen«
– ich wollte ja sagen, da fehlt nur ein s, aber der Duden meint: Pommes frites

»wünscht mir der Mann vor mir und fährt mir dabei mit der Hand durch das Haar«
– dreimal „mir“


Alles Liebe,
Susi :)

 
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Hallo Juschi,

peinlicherweise sind die aufgelisteten Fehler erst bei der Korektur passiert, als ich einige Sätze noch mal änderte. Dadurch die vielen Doppelungen.
Frtteuse schreibt man in der neuen deutschen RS übrigens tatsächlich mit doppeltem t. Das weiß ich deshalb so genau, weil ich es auch anders geschworen hätte, und mir die RS Prüfung es immer wieder um die Ohren geschlagen hat. Gleiches gilt für das Komma, welches du als zu viel anmahnst. Ohne dieses Komma meinte die RS, es müsste der Frittierfett heißen. ;). Daraufhin habe ichmich entschlossen, ein Komma zu setzen. ;)

Kommen wir aber zum Kern deiner Kritik. Ich werde mir die zu langatmig geratene Passage morgen noch einmal durchlesen und sehen, was ich streichen kann. Offensichtlich sind mir da die Gäule durchgegangen, denn es hat einfach Spaß gebracht, diese Passagen zu schreiben.

Schön, dass dir die Geschichte ansonsten gefallen hat. Ein politisch aktueller Bezug war durchaus beabsichtigt.

Vielen Dank fürs Lesen und für deine schnelle Antwort, sowie einen lieben Gruß, sim

edit: Liebe Häferl, da haben wir über kreuz geschrieben. Längere Antwirt und Korrektur folgen natürlich. ;)

 

Hallo Susi,

Jetzt auch dir vielen Dank für deine liebe Kritik und für die peinlicherweise mal wieder umfangreiche Korrekturliste.
Schön, dass dir auch diese Geschichte gefallen hat. Ich gestehe ja, dass ich einfach zugreifen musste, als ich das Wort Kreationismus in der Auflistung von jbk gesehen hatte. Meine sofortige Idee war eine Satire über religiösen Fanatismus in der Politik jenseits der Pfade islamistischer Terroristen..
Satiren liegen mir aber irgendwie nicht. Es kommt immer etwas melancholisches dabei raus. Solange es gefällt, soll mir mein Scheitern recht sein. Ist ja in der Wörterbörse gut versteckt. ;)

Einen lieben Gruß, sim

 

Hallo Sim,

im Prinzip kann ich mich den anderen Antworten nur anschließen: eine Geschichte, die beeindruckt, indem sie eine scheinbar undenkbare gesellschaftliche Entwicklung bedrückend konkret macht, weil sie am ganz banalen Alltag einer Alltagsfamilie durchexerziert wird. Wenn man manche Evangelisten in den USA predigen hört, scheint dein Hiob kaum überzeichnet.

Ich finde auch nicht, dass die Schilderung von dessen Beweggründen zu ausführlich geraten ist. Sie zeigt, dass er kein gewissenloser, am eigenen Wohl orientierter Verführer ist. Alle erfolgreichen Demagogen der Geschichte waren überzeugt von ihrer Mission, das macht ja gerade ihr Charisma und ihre Gefährlichkeit aus. Du machst deine Geschichte plausibler, indem du diesem christlichen Ayatollah Glaubwürdigkeit innerhalb seines eigenen Wahnsystems attestierst.

Die Stimmung von Bedrohung und Angst fängst du bemerkenswert gut ein; ich hätte mir ein wenig mehr Beschreibung gewünscht, vor welchen Sanktionen die Menschen sich fürchten. Andererseits sind wahrscheinlich gerade die Phantasien, mit denen der Leser dieses Nicht-Wissen ausfüllt, beklemmender als jede explizite Schilderung und damit stärker in der Wirkung.

Wirklich ein bemerkenswertes Beispiel literarischer Aufarbeitung politischer Tendenzen, das im Kopf der Leser hängen bleibt.

LG, Chica

 
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Hallo sim,

schön, dass du eine Geschichte geschrieben hast, wie ich sie mir gewünscht habe: aktuell und eindringlich, zum Nachdenken anregend, einfach beeidruckend. Das Wort "Kreationist" ebnet ja quais den Weg in eine aktuelle Gesellschaftskritik, die dir sehr gut gelungen ist. Zu diesem Wort hat mich eine meiner Geschichten - der junge Georg - gebracht.
Die absolute Kontrolle, christliche Dogmen als Grundgesetz einer religiösen Gesellschaft, verdeutlichst du anhand der Familie anschaulich.
Kurzum: ich bin stolz auf dich :D

Lg
Jan

 

Hallo Chica,

genau deshalb habe ich die Sanktionen nicht benannt. Die Vorstellungen darüber werden so, glaube ich, aus dem Wissen über die biblischen Gesetze genährt und erhalten eine andere Dimension in uns. Schön, dass die Geschichte über den christlichen Ayatollah (schöne Formulierung:)) bei dir so angekommen ist. Noch schöner, wenn sie im Kopf hängen bleibt. Vielen Dank für dein Lob.

Hallo jbk,

es freut mich natürlich, wenn du stolz auf mich bist. Ds Wort Kreationist hat da wirklich den Weg geebnet, auch wenn ich es als Wort selbst ja mit dem Islam verbunden eingebaut habe. Die Auswirkungen religiösen Fundamentalismus auf die Politik sind, fürchte ich, unabhängig von dem Gott, dem sie gelten immer gleich.

Vielen Dank auch dir für dein Lob und euch beiden liebe Grüße und frohe Ostern, sim

 

Hallo Illu,

zuerst einmal bin ich erleichtert, dass dir diese Geschichte gefallen hat, dann muss ichdir ein großes Kompliment machen.
Zwar bist du über die plumpe Oberflächlichkeit, aus einem Bush eine Eiche zu machen großzügig hinweg gegangen, aber den etwas feineren Cowboybezug zu merken, zeigt, dass du wirklich ein aufmerksamer Leser bist. :)
Hiob, der durch schlechte Nachrichten in seiner Loyalität geprüft wird, mutiert in meiner Geschichte selbst zur Hiobsbotschaft. Auf dem biblischen Bezug seines Namens nimmt er lediglich an einer Stelle Bezug, als er sich fragt, warum Gott ihn dadurch prüft, dass das Parlament seine Reformen zu verhindern sucht. ;) Da das kreationistische Weltbild in den USA unter der Präsidentschaft Bushs tatsächlich eine Renaicance erlebt, erschienen mir diese Bezüge erlaubt, auch wenn ich die Kritk an der Koppelung relgiösen Fundamentalismus und Politik allgemeiner halten wollte.

Richtig gefreut habe ich mich, dass du diese Geschichte als Satire empfindest. Satiren müssen ja ncht zwangsläufig laute Lacher provozieren. Mir scheint es also geglückt zu sein, feinste Ironie und die Glaubwürdigkeit des inneren Antriebs von Hiob zusammenbekommen zu haben.

Wenn du dir also die Sünde des Neides erlaubst, darf ich mir vielleicht ein kleines bisschen die des Stolzes erlauben? ;)

Lieben Gruß und vielen Dank für deine Kritik, sim

 

Wir alle sind verführbar

Im Gegensatz zu anderen Kommentatoren, finde ich die Geschichte als Ganzes nicht sehr gelungen. Verstehe mich bitte nicht falsch, sim, die beiden Erzählstränge sind jeder für sich schon gelungen, doch sie bedürfen einander nicht. Nicht in einer Geschichte. So nebeneinander laufend, erzeugen sie in einem das Gefühl, aha, hier wird das Warum erklärt, dort die Folgen. Als ob es einer Erklärung bedürfte! Die Geschichte des Jungen mit seiner Mutter erklärt sich doch selbst, oder? Ich zumindest sehe darin keine unbeantworteten Fragen, du hast deren Situation sehr genau beschrieben.

Dies gilt auch für Hiob und sein Handeln. Wie Chica es schon richtig bemerkte, alle Diktatoren waren und sind überzeugt, Gutes zu tun. Alle, ohne Ausnahme! Sie dachten und denken wirklich, ohne sie stünde ihr Volk oder ihr Staat schlechter da!

Auch Hitler dachte so und mit ihm die überwältigende Mehrheit des deutschen Volkes. Bis zuletzt. Wir Menschen neigen dazu, einfachere Lösungen den komplizierten vorzuziehen. Der Mensch will nicht denken, er will geführt werden. Hitler schien dies gewusst zu haben, denn in seinem Mein Kampf, also 10 Jahre vor seiner „Machtergreifung“ schrieb er: Was für ein Glück für die Regierungen, dass die Menschen nicht denken

Er musste nur die Sehnsüchte der Menschen bedienen und schon folgten sie ihm wie die Lämmer. Dies ist kein Vorwurf, man sieht es auch jetzt, am Beispiel Irak, wie leicht es ist, fast die Hälfte der Menschheit hinters Licht zu führen, wir können nur froh sein, dass wir hier in Deutschland von Leuten geführt werden, die eigenständig denken können. Hier* ein kurzer Ausschnitt aus dem Kontrastprogramm.

Dion

* Das heißt also Absenkung des Nach…, des, des, des, des, des, na, des, des Alters, des Alter der Kinder, wenn sie, des Nachzugsalters; dann kommt der fünfte Punkt, und der sechste Punkt kommt dann sicherlich die Fragen gleichge…, äh, nicht gleichge…, äh, ob ich auch, äh, äh, Asylgründe schaffe außerhalb der politischen und der rassistischen Verfolgung, also auch Gründe sozusagen also aus dem Geschlecht oder Ähnlichem, äh, stattfinden, also wenn Frauen, die irgendwie wegen ihres Frauseins irgendwo verfolgt werden. (Edmund Rüdiger Rudi Stoiber, CDU-CSU Kanzlerkandidat bei den letzten Wahlen zum deutschen Bundestag)

 

Hallo Dion,

vielen Dank auch dir fürs Lesen. Vielleicht bedürfen die Erzählstränge einander wirklich nicht, aber wie hätte ich das Bügeln und das Frittierfett einbauen sollen? ;)
Im Ernst, ich denke schon, dass die beiden Teile sich ergänzen, auch wenn das nicht zwingend nötig scheint. Es würde aber dem einen Teil die Auswirkung im Alltag fehlen, während dem anderen Teil der Gesetz gewordenen religiöse Fanatismus fehlen würde. Jedenfalls nach meinem Gefühl. Das Risikiko, dass der eine Teil so nach der Erklärung des anderen aussieht, hast du aber gut erkannt. Ich hatte gehofft, es gemeistert zu haben.

Aber ich schaue es mir darufhin noch einmal an.
Einen lieben Gruß, sim

 

Hallo sim,

mir geht es ähnlich wie Dion. Der sog. ideologische Teil deiner Geschichte war mir entweder zu ausführlich oder völlig entbehrlich. Ich hab mich dabei ertappt, wie ich über diese Passagen etwas schneller gelesen habe, weil ich lieber die Handlung von Sohn und Mutter weiterverfolgen wollte.
Um einen Vergleich aus der Literatur zu ziehen, es ging mir wie in Umberto Ecos Name der Rose, dort ist ja die Handlung selbst, die an Spannung und Düsternis nichts zu wünschen übrig ,immer wieder unterbrochen durch theoretische erklärenden Teile, durch die man sich entweder brav durchkämpft und als Belohnung dann wieder auf die Handlung zurückgeführt wird oder, so wie ich es gemacht habe, einfach quer liest ,um der Kriminalstory schnellstens weiter folgen zu können. ;)

Zur Handlung selbst hab ich ehrlich gesagt nicht alles verstanden, also z.B. nicht, weshalb es mit dem Pommes herstellen so heimlich passieren muss, während es aber offensichtlich einen Topf mit Fritierfett gibt, da kam es mir ein wenig unstimmig vor, aber vielleicht war ja genau das von dir beabsichtigt und wenn ich es recht bedenke, glaube ich, ja, genauso war es wohl von dir beabsichtigt.
Und leider gar nicht kapiert habe ich, was das mit dem Bauch anschauen sollte. Was hätten denn die beiden Personen dort sehen wollen? Nicht sehen sollen? Oder hast du schlicht die Unsinnigkeit darstellen wollen?

Zum Schluß zur bereits von einigen hier aufgeworfenen Frage, ob es eine Satire ist oder nicht. Aus meiner Sicht handelt es sich nicht um die klassische Satire, nicht, weil man nicht lachen oder schmunzeln kann. Da stehe ich ja sowieso auf dem Standpunkt, dass eine Satire keineswegs als Merkmal witzig sein muss. Humor ist kein zwingendes Merkmal einer Satire.
Es handelt sich jedoch deswegen nicht um eine klassische Satire, weil deine Gedankengänge dahinter für meine Begriffe ein wenig deutlicher hätten zum Vorschein kommen müssen. Satirischen Inhalt hat deine Geschichte zweifelsohne. Nur, erschließt sich einem der satirische Inhalt erstmal nicht sofort. Auf der anderen Seite nimm meine Einschätzung bitte nicht als das Maß der Dinge. Ich persönlich wünschte mir ein wenig mehr Hinweis darauf, dass es einen satirischen Inhalt hat, aber ein anderer vermag vielleicht sich eher in der subtilen Darstellungsform, die du gewählt hast, wohl fühlen.

Auf jeden Fall sei mir im Satireforum herzlich willkommen, lieber sim. Deine Geschichte ist es allemal wert, dorthin eingeladen zu werden. :)

Fröhliche Ostern
elvira

 

Hallo Sim!

Ich sehe diese Geschichte weniger als Satire, sondern vielmehr als bedrückende Zukunftsvision, die einen beunruhigend aktuellen Bezug zur heutigen Realität hat. Nicht nur, dass mir sehr schnell Bush, der 11. September und der Iran einfielen, sondern es gab in der Vwergangenheit - wie andere es bereits anführten - genügend entsprechende Beispiele.

Sprachlich habe ich nichts auszusetzen, die wenigen Doppler und Wiederholungen haben andere bereits gefunden. Am besten gefiel mir die Darstellung der latenten Bedrohung, wie Du sie im Alltag der Mutter und ihres Sohnes darstellst - gerade, weil es um etwas so Banales wie Pommes frites geht!

LG Aragorn

 

Hallo lakita,

da bist du nun schon die Zweite, die sich daran stört. Dabei hat gerade der Teil doch so viel Spaß beim Schreiben gebracht. :(
ok, ich werde noch mal überlegen, wie ich es ändere, auch wenn ich den guten Hiob vermissen werde.

Zur Handlung selbst hab ich ehrlich gesagt nicht alles verstanden, also z.B. nicht, weshalb es mit dem Pommes herstellen so heimlich passieren muss, während es aber offensichtlich einen Topf mit Fritierfett gibt, da kam es mir ein wenig unstimmig vor, aber vielleicht war ja genau das von dir beabsichtigt und wenn ich es recht bedenke, glaube ich, ja, genauso war es wohl von dir beabsichtigt.
Oh, dann war ich da nicht deutlich genug. Die Gesetze besagen, dass Männer sich zwar Essen warm machen, es aber nicht herstellen dürfen, es sei denn, sie arbeiten als Koch, denn Arbeiten ist den Frauen ja verboten. Die Kartoffeln hätte Thomas Mutter schneiden müssen.
Und leider gar nicht kapiert habe ich, was das mit dem Bauch anschauen sollte. Was hätten denn die beiden Personen dort sehen wollen? Nicht sehen sollen? Oder hast du schlicht die Unsinnigkeit darstellen wollen?
Um also das Kochen nicht entdekcen zu lassen, hat Thomas die Kartoffeln unter dem Hemd versteckt ins Wohnzimmer getragen. Die Männer hofften dort Spuren von Erde auf dem Bauch zu finden. Die hätten sie auch gefunden, denn Thomas hatte vergessen, sich den Bauch zu waschen.
Das satirische Potential sah ich in der Übertreibung der aktuellen Situation, die leider vor dem Hintergrund, dass das Lesen der Bibel zur Todesstrafe führen kann, oder der Glauben an den Islam schon ein Grund für eine Terrorverdächtigung ist, nicht so sehr übertrieben ist. Ich wolle da schon subtiler sein.
Beispiele, die sich in der Vergangenheit und Gegenwart wiederfinden gibt es in der Tat viele traurige.

Ich danke euch auf alle Fälle für eure Kritik und fürs Lesen, lakita und Aragorn.

Lieben Grüße, sim

 

Huch,
diese Geschichte endet wirklich Glücklich, auch wenn die Umstände es nicht sind.
Hat mir sehr gut gefallen, und ich habe alles sofort verstanden.
Auf zur nächsten Story... Du hast einen Stammleser mehr :)
Ciao Kakao
Murxi

 

Hi Murxi,

zumindest geht sie für Thomas und seine Mama noch mal gut aus. :)
Vielen Dank fürs Lesen und für deinen Kommetar. Ein Stammleser mehr erfreut natürlich mein Herz. :)

Einen lieben Gruß, sim

 

Hallo Sim!

Gut geschrieben wie immer. Mir hat die Verbindung des Großen (Staat) und des Kleinen (Mutter und Thomas) sehr gut gefallen, ich empfand es als gelungen.
Ebenso wie Illu habe ich mich gefragt, wieso Dein Prot Hiob heißt, da ich ebenfalls nicht wirklich Parallelen erkennen konnte – rückwärts gelesen habe ich es leider nicht.
Ich habe mich zeitweise gefragt, ob es nicht jüdischer Extremismus ist, den Du zeigst, da Du nur auf alttestamentliches, die Thora, den Exodus, das Buch Mose eingehst, und für Christen ja eigentlich genau das neue Testament prägend ist. (sein sollte). Das alte eignet sich allerdings für Extremismus wohl noch besser. ;)

Hiob sieht sich in Deiner Geschichte als Held, als Retter seines Landes, und er ist überzeugt, das richtige zu tun. Dabei übersieht er, wie einseitig, engstirnig und letzten Endes gegen seine eigenen Überzeugungen (Gottes Wille) er handelt und denkt.
Dass er in seinem Bestreben, den islamistischen Terror zu bekämpfen selbst zum Unterdrücker wird, sieht er nicht.

Am Schluss hab ich mich sehr über den Einfall von Thomas gefreut, ich dachte nicht, dass es so glimpflich enden würde. ;)

Liebe Grüße
Anne

 

Hallo Maus,

vielen Dank auch dir fürs lesen. Chrsitliche Fundamentalisten beruhen sich nach meinem Erleben in der Tat viel häufiger auf das alte, denn auf das neue Testament oder im neuen Testament auf die Briefe des Paulus, welche genügend Strenge beinhalten. Für Erlösungsbotschaft scheint da wenig Platz zu sein. :(

Besonders freut mich, dass dir die Verquickung der beiden Erzählstränge gefallen hat.
Vielen Dank auch für dein Lob, das kann ich gerade sehr gut gebrauchen :(

Einen lieben Gruß, sim

 

Bush braucht das Alte Testament nicht

Auch das Neue Testament, Maus, birgt genügend Stoff, um einen Kreuzzug alla Bush zu rechtfertigen. So sagt Jesus zu seinen Aposteln, bevor er sie zum missionieren hinausschickt: Wähnet nicht, daß ich gekommen sei, Frieden auf die Erde zu bringen; ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert. (Matthäus 10,34)

Das Neue Testament besteht nicht nur aus der Bergpredigt. Leider.

Dion

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Dion, hallo Illu,

egal, ob Bibel oder Koran. Sie mögen als Rechtfertigung herhalten. Aus Büchern dieser Größe wird man immer alles rechtfertigen können, wenn die Zitate aus dem Zusammenhang gerissen werden. Der in dieser Geschcihte angesprochene Kreationismus reißt beide Bücher aus dem Kontext der Zeit, in der wir leben.

Fanatischer Glaube schadet letztlich dem Glauben selbst. Schade, denn Glauben besitzt so viel Kraft.

Es war also keineswegs der Glaube, den ich mit dieser Geschichte angreifen wollte, nur das, was Menschen missbräuchlich daraus machen.

 

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