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Kaugummiparadies

sim

Seniors
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13.04.2003
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Kaugummiparadies

Ich falle Lars direkt in die Arme.
Er steht bei der Gymnastikstunde hinter mir, als ich einfach umklappe, wie ein Taschenmesser, meine Sinne schwinden und die Beine ihren Dienst versagen.
Ist es möglich, ohnmächtig zu sein und trotzdem etwas zu bemerken?
Was passierte, nachdem Lars mich auffing und sanft zu Boden legte? Das entsetzte Gesicht Anjas, das meinen Fall verfolgt? Die Umkleidekabine? Die Duschen?
Wie kam ich in diese Gänge? Dunkle, hallende Gänge, als ob das Krankenhaus direkt neben der Turnhalle läge. Hektische Rufe um mich herum, menschliche Gestalten, die ich schemenhaft wahrnehme zwischen den Stimmen. Klapptüren, die aufgestoßen werden, um sich hinter uns mit Getöse wieder zu schließen.
Durch die letzte Tür werde ich nur geschubst. Die Bahre rollt einige Radumdrehungen weiter, das Tor schlägt noch ein paar Mal in beide Richtungen aus, bevor auch das letzte Scharnier nicht mehr knarrt. Dann ist Stille.
Nur ein leichtes Klacken ist zu hören, so, als ob ein Mechanismus einrastet, das Surren eines Motors. Die Bahre gleitet durch die Gänge wie ein Auto durch die Waschstraße, geführt von Schienen, die sich fortbewegen. So fahre ich bergab auf ein Licht zu, das Hoffnung verströmt.
Hoffnung? Müsste ich nicht Angst haben? Dürfte ich überhaupt etwas fühlen?
Der Gang wird breiter und farbiger. Die kalkgrauen Wände bekommen einen altrosa Anstrich. Eine riesige Dieffenbachie schlängelt ihre Blätter an ihnen entlang, auf der anderen Seite blüht eine Glyzinie in dezentem Lila.
In was für einem Krankenhaus bin ich gelandet? Wo sind die Ärzte, die Vertrauen erweckenden weißen Kittel, wo die Schwestern in ihren Trachten?
Wo ist mein Gefährt? Ist es der Duft der Glyzinie, der mich betäubt? Ich wandle über himmelblau gefärbten Waschbeton. Aber wann bin ich aufgestanden? Was liegt zwischen der Bahre und dem Raum, in dem ich mich bewege?
Überall stehen Gummibäume. In der Mitte befindet sich eine Rezeption aus orangefarbenem Plastik. Keine scharfen Kanten, keine spitzen Ecken, alles an diesem Tresen ist abgerundet. Die Gesichter der Frauen hinter dem Tresen sind rot geädert, erhitzt, angestrengt lächelnd.
»Schau dich nur um«, fordert mich eine von den Damen auf. »Zu Beginn geht es hier jedem so!«
Zu Beginn?
An den Wänden stehen Geräte, aus denen man sich Hamburger holen kann. Die sehen aus wie Wurlitzer oder wie Kaugummiautomaten. Ihre rote Farbe ist mit ein wenig Schwarz gebrochen, dadurch wirken sie leicht dunkel und schmutzig, ähnlich wie die Ketchupflaschen, die sich auf den Tischen nebenan befinden. Die Blenden der Geräte sind senfgelb, farblich abgestimmt zu den Plastikeimerchen davor.

Ich gehe drei Schritte auf die Rezeption zu, versuche die Frau anzulächeln, die mit mir gesprochen hat. Sicher muss ich mich anmelden.
»Guten Tag«, sage ich unsicher. Die Größe der Halle versetzt mich in Ehrfurcht, das Bonbondesign irritiert mich, aber die Frau hat einen weißen mit lichten blauen Streifen durchsetzten Kittel an. Erscheint sie mir deshalb vertraut?
»Hast du schon genug gesehen?« Sie lächelt auch und stellt mir einen Becher Kaffee auf den Tresen: »Mit Milch und Zucker, wie du ihn gerne trinkst.«
Ich möchte mich bedanken, möchte einen Ton aus meiner Kehle bringen, aber irgendwie scheinen die Geräusche hier absorbiert zu werden. Überall schwirren Menschen umher, reden und diskutieren miteinander, lehnen an den Wänden, gestikulieren, aber ich höre nichts außer der Stimme der Frau.
»Gern geschehen«, antwortet sie mir, als ob ich mich doch bedankt hätte. »Dein Zimmer ist noch nicht soweit. Du bist etwas früh. Wir haben noch nicht mit dir gerechnet.«
Ich kann immer noch nichts sagen, ich kann noch nicht einmal etwas denken. Meine Sinne bieten keinen Halt mehr, mein Verstand ertrinkt in kitschigen Farben, meine Konzentration dämmert unter pochenden Kopfschmerzen. Ich versuche, bei mir zu bleiben. Habe ich mich eigentlich schon vorgestellt? Gebietet es nicht die Höflichkeit, der Anmeldung zu sagen, wer man ist?
»Tobias Kraft.« Sage ich das oder denke ich es? Modelliere ich einen Klang, der von Wellen getragen in das Ohr eines Menschen trifft?
»Ich weiß.« Jedenfalls bekomme ich eine Antwort, eine freundliche sogar.
Niemand händigt mir Formulare aus, das wundert mich, nicht aber, dass mich keiner nach meiner Krankenkasse fragt.

Ist es nicht unhöflich, den Tresen einfach zu verlassen, mich durch dieses Plastikmeer zu begeben und mich zu orientieren? Wo ist der Gang, durch den ich gekommen bin? Und warum ist mir das Karussell bisher nicht aufgefallen? Karussell? Jahrmarktsmusik? »Piratensender« leuchtet in neongrünen Buchstaben an der Decke und ein grau gekleideter Mann preist das Erleben an: »Sie fürchten weder Gott, Tod noch Teufel? Dann sind Sie hier richtig. Wir werden Sie das Fürchten lehren!« Seine Stimme ist rau, der Klang verspricht Whiskey, Zigaretten und Sex, Verlockung und Vergnügen. »Folgen Sie dem Ruf des Verlangens, des Abenteuers und ihres einsamen Herzens!«
Menschen stehen in einer Warteschlange vor der großen Attraktion. Dort sind raketenförmige Gondeln auf einer Abschussrampe. Sie sind metallisch blau mit kleinen silbernen Lampen und haben keine Fenster. Hier sind Geräusche zu hören, lustvoll schaudernde Schreie derer, die sich von diesem Katapult ins Irgendwo schießen lassen. Und trotz der Schlange wirbt der Mann vor seinem Kabuff weiter für die Fahrt. Ein anderer packt mich am Arm und schiebt mich an der Reihe der Wartenden vorbei: »Wenn du mit uns möchtest, sei willkommen. Wir haben noch einen Platz frei.« Niemand murrt. Nur ein paar Leute schauen neidvoll, während ich in die Rakete gedrückt werde.
»Steigen Sie ein in das Abenteuer«, lockt der Mann mit dem Mikrofon. »Aber machen Sie vorher Ihr Testament!« Ein hässliches Lachen kommt dabei von tief unten aus seinem Hals. Ich hatte schon immer was gegen Zwänge und Privilegien. Ich reiße mich los aus den fremden Armen, oder sind es die Arme von Lars? Sollen andere den begehrten Platz in der Rakete bekommen.
Ich erkenne in allen Menschen all jene, die mir mal begegnet sind. In dem Gesicht des Mannes mit dem Mikrofon erkenne ich ein Stück ungewollter Wahrheit. Die Fahrt wird in die Hölle gehen.

Da ist der Gang. Das muss er sein, der Weg, auf dem ich hergekommen bin. Dort stehen die Bahren, bereit, sich einzurasten in die Schienen, den Nächsten abzuholen, und ihn sanft in das bonbonfarbene Paradies zu geleiten.
Es zieht mich zurück, den Gang hoch. Ich möchte nicht bleiben in dieser Kaugummiwelt. Doch mit den Farben schwindet die Leichtigkeit. Mühsam ziehe ich mich Schritt für Schritt empor, kämpfe mich durch die Klapptüren, verliere den Halt in meinen Beinen und zerre mich robbend ans Licht.
Ans Licht?
Das ist meine Couch, mein Fernseher, vor dem ich sitze, meine Zigarette, die ich rauche und mein Glas, aus dem ich einen Schluck Wasser trinke. Wie viel können einem diese einfachen Dinge bedeuten, wenn sie einem das Gefühl geben, wirklich zu sein, zu existieren, zu leben? Aber was macht mein Bruder in meiner Wohnung, mitten in der Nacht? Wie ist er reingekommen? Und warum hat er das Licht nicht angemacht, sitzt hier im Dunkeln und redet nicht mit mir? Er scheint etwas zu sagen, aber ich höre ihn nicht. Ich bin froh, die Seemannslieder des Teufels nicht mehr zu hören, genieße die Stille, das Wasser, das Leben. Wenn ich die Augen schließe, ist mein Bruder dann fort? Gerate ich wieder in die Kaugummiwelt?
»Dein Zimmer ist fertig.« Wieso spricht er nicht mit seiner Stimme? Ist es der Filter der Stille, der sie verändert? Natürlich ist mein Zimmer fertig. Ich brauche nur nach nebenan zu gehen und mich wieder in mein Bett legen. Ich brauche nur weiterzuschlafen, hoffentlich ohne schlechte Träume. Gymnastikstunde? Wie lange ist das her? Damals war ich noch ein Kind. Lars ist inzwischen bestimmt groß, verheiratet und glücklich. Anja habe ich seit Jahren nie wieder gesehen. Mein Bruder ist …
»Dein Zimmer ist fertig«, wiederholt er, »wir sind soweit.«
Wie lange schon? Wie viele Tränen habe ich geweint, nachdem die Polizisten damals bei uns geklingelt haben: »Ist deine Mutter da?«
»Ja, einen Moment, ich hole sie.«
Wie viele Nächte hörte ich die Worte? Auto, Unfall. Er war sofort …
Natürlich ist mein Zimmer fertig. Ich wanke schlaftrunken in Richtung meines Schlafraums und schaffe es, loszulassen. Ich war doch nie gern am Leben, wieso hänge ich so daran?
»Es tut mir leid, dass es so lange gedauert hat, Bruderherz. Wir mussten erst den Weg zu deiner Kraft finden.«
»Den Weg zu meiner Kraft?«
»Der Kraft, die du zum Loslassen brauchst, um dich bei uns wohl zu fühlen.«
»Ihr habt ihn gefunden.« Wie selbstverständlich nehme ich an, nicht sprechen zu müssen, weil sich meine Gedanken bewegen, wie auf Schallwellen.
Er nickt, lächelt mich an, und ich schwebe. Schwebe durch den dunklen Gang in das Kaugummiparadies.


Die Wörter waren Testament, Gymnastikstunde, hässlich, ertrinken, Piratensender

 
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Hi Illusionist,

vielen Dank fürs Lesen und vor allem vielen Dank für dein Feedback das Tempo betreffend. Das Tempo war meine größte Sorge.
Auch dass du die Geschichte als krassen Gegensatz zu meinen sonstigen Geschichten siehst, freut mich sehr, denn darauf habe ich beim Schreiben zu achten versucht.

Habe ich das richtig verstanden, es geht um einen Durchgeknallten, das Kaugummiparadies ist eine Nervenklinik und das traumatische Erlebnis war der Tod seiner Eltern?
Da allerdings muss ich versagt haben. Natürlich gehört die Geschichte ab der Veröffentlichung dem Leser, der sie so liest, wie sie ihm gefällt.
Und der Gedanke an die Beschreibung einer Nervenklinik gefällt mir, auch wenn ich daran nicht gedacht hatte.
Aber ich hatte schon gehofft, dass deutlich würde, dass der Bruder bei dem Unfall gestorben ist und in ihm Tobias' Kraft liegt, loszulassen.

Jedenfalls freut es mich riesig, dass dir auch diese Geschichte gefällt. :)

Vielen Dank und lieben Gruß, sim

 

Hallo sim,

ich kann nur bestätigen, dass diese Geschichte anders ist als Deine bisherigen. Gefallen hat sie mir aber dennoch sehr gut, auch wenn ich nicht glaube, dass ich sie verstanden habe.

Mein Interpretationsversuch: Dein Prot ist tot und beschreibt die Eindrücke der "Welt danach", und zwar bevor sich die Wege in Richtung Himmel und Hölle scheiden. Zum Schluss ist er wieder vereint mit seinem Bruder, der bereits einige Zeit vor ihm gestorben ist. Wenn ich Recht hätte wäre dies dann allerdings eine sehr interessante Vorstellung vom Leben nach dem Tod ;) Was auch immer Du für eine Szenerie beschreibst, Du beschreibst Sie sehr gut und anschaulich.

Ein paar kleine Fehler hab ich entdeckt:

Ist es der Duft, der Glyzinie der mich betäubt?
Komma nach Glyzinie und nicht nach Duft.
Die Gesichter der Frauen hinter dem Tresen sind rotgeädert, erhitz, angestrengt lächelnd.
erhitzt
Und warum ist mir das Karussel bisher nicht aufgefallen?
Karussell

Noch eine Sache ist mir aufgefallen: Dein Prot heißt Tobias Kraft, so stellt er sich zumindest vor. Und zum Ende der Geschichte ist oft von der Kraft die Rede, die er gebraucht hat um loszulassen. Ist das Absicht?

Liebe Grüße,
Juschi

 

Hi sim,

es freut mich doch sehr, auch von dir mal etwas mystisches zu lesen. Habe eigentlich schon darauf gewartet.

Schnelle, verwirrende Sätze, so mag es einem erscheinen. Doch bei einem plötzlichen Sterbeerlebnis soll das ja so sein. Du beschreibst den Wechsel in eine andere Ebene, die erste Station des Jenseits.
(Obwohl ich mir die immer etwas harmonischer vorgestellt habe)
Doch jeder schafft sich seine eigene Wirklichkeit.
Dann geht der Geist deines Prot noch mal nach Hause. Mir scheint, so ganz hat er noch nicht begriffen. Sein verstorbener Bruder kommt um ihn dort hin zu geleiten, wo erstmal sein Platz sein wird.
Er kann deinen Prot aber nur mitnehmen, wenn dieser sein Erdendasein losläßt.
Glücklicherweise kann er loslaßen, sonst würde er, wer weiß wielange, Erdgebunden bleiben.

So sehe ich deine, natürlich mal wieder hervorragende Geschichte.
Du hattest "oben" eine Erklärung abgegeben. Ich glaube die habe ich nicht richtig verstanden.
Kannst du bitte noch mal? Ich wüßte gerne ob an meiner Interpretation was dran ist.

Tja sim, was soll ich sagen? Klasse wie immer.

glg, coleratio

 

Hallo Juschi,

vielen Dank fürs Lesen. Schön, dass dir die Geschichte gefallen hat. Deine Interpretation erfasst die Geschichte auch, also keine Angst, dass du sie nicht hättest verstanden haben können. Die interessante Vorstellung von Leben nach dem Tod rührt kommt aus der Überlegung einer gewissen Irrealität. Tobias weiß nicht, dass er Tod ist, ihm erscheint die Welt, als träumte er.
Vielen Dank auch für die Fehlersuche. Gleich zwei Mal Karussell falsch zu schreiben ist ja peinlich. ;)

Ja den Namen habe ich sehr bewusst gewählt. Tobias heißt "Gott ist gnädig" In der Bibel ist Tobias der Sohn, der mit seinem blinden Vater eine gefährliche Reise unternimmt und ihn heilt.
Hier musste er die Reise selbst unternehmen und in seiner Kraft zum Loslassen steckte seine Heilung.

Hallo Jynx,

kafkaesk ehrt mich ja sehr. :)Ein bisschen makaber muss es dann ja sein. :)
Die Klapsmühlenversion von Illu gefällt mir ja auch sehr. Vielleicht ist es ja so, dass wir uns den Tod so wenig vorstellen können, dass wir bei dem Versuch zwangsläufig auch immer ein wenig neben der Realität, also verrückt, sind.

Hallo coleratio,

schön, dass ich dir mit dem mystischem Thema eine Freude machen konnte. Der Wechsel in die andere Ebene ist vielleicht für uns auch so harmonisch wie wir ihn annehmen können. Abschied nehmen von allem, was einem wichtig ist, gehört genauso dazu, wie eben das Loslassen.
Tobias hat seinen Tod wirklichnoch nicht ganz begriffen, er braucht dazu seinen Bruder, und auch dann sickert die Erkenntnis nicht gleich. Deine Interpretation trifft also gut.

Vielen Dank noch mal an euch alle. Es freut mich riesig, dass auch diese Geschichte ankommt. Ich bin ja jedes Mal unsicher, wenn ich eine Geschichte veröffentliche. Bei dieser weiten Entfernung meines sonstigen Sujet, war ich es besonders.
Daher auch mein Dank an die Wörterbörse. In einer anderen Rubrik hätte ich das wohl nicht gewagt.

Liebe Grüße, sim

 

Lieber sim

ich wäre auf jeden Fall froh, wenn mich sollte es einmal der Fall sein, meine Schwester ins Nirwana führen würde. Denn, wer weiß schon was uns dort erwartet. Meine Vorkritiker haben ja schon mehrere Interpretationen deiner Geschichte ausgearbeitet. Übrig bleibt, jeder kann sich für sich beliebig noch ein wenig dazuträumen. Ich denke, deine Geschichte wird mir sicher noch lange im Gedächtnis bleiben.
Ich habe sie sehr gerne gelesen.

Einen schönen Abend wünsch ich dir

Morpheus

 

Hi liebe Morpheus,

auch dir vielen Dank. Schön, wenn noch genügend Platz zum träumen bleibt. Nutze ihn. Es freut mich, dass dir die Geschichte im Gedächtnis bleiben wird und dir gefallen hat.

Vielen Dank für das Lob, sim

 

Hi Illu,

schön, dass du die Geschichte noch mal gelesen hast, und sie dabei noch intensiver fandest. Das ist wirklich ein tolles Kompliment.

Leider ist das mit der Interpretation so eine Sache. ;)

»Wenn du mit uns möchtest, sei willkommen. Wir haben noch einen Platz frei.« Niemand murrt. Nur ein paar Leute schauen neidvoll, während ich in die Rakete gedrückt werde.
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Das ist überhaupt vielleicht die schönste Stelle, wenn man bedenkt, dass es da Menschen(?) gibt, die ihm den Weg weisen. Ihn dorthin führen wohin er gehört. Zu seinem Bruder. Und wer, der seine Zukunft noch nicht kennt, schaut da nicht neidvoll?

So sehr ich mich über die Einschätzung freue, wenn der freundliche Mann Tobias zu seinem Bruder führen wolle, hieße das, der Bruder wäre in der Hölle. ;)
Obwohl er seinen Tod noch nicht begriffen hat, spürt Tobias, da möchte er nicht hin.;) Deshalb reißt er sich los. Auch hier zeigt sich Kraft, denn er widersteht trotz der Verlockung und der Orientierungslosigkeit und entscheidet sich instinktiv richtig.
Das Gesicht seines Kinderfreund Lars ist das, was er aus dem Sterbemoment erinert, jetzt erkennt er in jedem Gesicht jeden, der ihm mal begegnet, der Einfachkeit halber bleibt Lars hängen. Das Zeitkontinuum halte ich für aufgehoben, die Zeit kann ihm, wie im Traum, länger vorkommen, als sie in der Realität wäre.
Hier bin ich mir nicht sicher: Wolltest du „unten aus seinem...“ schreiben?
Natürlich wollte ich das. Danke. :)

Was mich aber sehr freut, ist wie schön du die Wahl des Namens erfasst hast. Da hast du auch nichts überinterpretiert. :)

Vielen Dank fürs nochmalige Lesen und einen lieben Gruß, sim

 

Hi Illusionist,

schön, dass dich die Geschichte so beschäftigt. :)
Das Kaugummiparadies ist der Scheideweg, das hast du ganz richtig gesehen, aber die Rakete nach oben führt halt geradewegs in die Hölle. :)

Was den Namen angeht, wäre eine Schande wenn nicht, ich heiße nämlich so...
Tobias Kraft? Na dann lege ich Wert darauf, dass alle Namen und Personen dieser Geschichte frei erfunden sind. Sollte es dennoch zu Ähnlichkeiten und Verwechslungen kommen, sind diese rein zufällig und unbeabsichtigt. :)
Nicht, dass du denkst, ich wünschte dir den Tod.

Einen lieben Gruß, sim

 

Hallo Sim,
ich hatte gar nicht bemerkt, dass jemand aus meinen Wörtern eine Geschichte geschrieben hat, und dazu noch so eine gute!
Ich habe es so interpretiert, das Tobias zwischen Leben und Tod schwebt, dass das Kaugummiparadies der Ort wäre, an den er nach seinem Tod gehen müsste, er aber eigentlich noch nicht bereit dazu ist. Er hat sozusagen ein Nahtoderlebnis. Wie er dann seinen Bruder sieht, der ihm sagt, dass sie erst seine Kraft finden mussten, um loszulassen, und dass sie diese nun gefunden haben, da war das für mich der Moment, in dem er wirklich gestorben ist.
Was ich nicht ganz verstanden habe, war, in welchem Alter er gestorben ist. Als Kind? (Gymnastikstunde in der Schule?) Dann verstehe ich nicht, warum er dann daran denkt, dass Lars und Anja nun schon längst erwachsen sind. Auf der anderen Seite sieht er sich ja in seiner eigenen Wohnung wieder, sieht seine Zigaretten, was ja darauf schliessen lässt, das er erwachsen ist. Sieht er seinen Bruder, der ja wohl als Kind gestorben ist, nun auch als Erwachsenen?

Ein kleiner Fehler ist mir noch aufgefallen:
"Die Bahre rollte einige Umdrehungen weiter..."
Hier bist du in die Vergangenheitsform abgerutscht.

Eine schöne Geschichte, über die man viel nachzudenken hat.

LG
Blanca :)

 

Hallo Blanca,

es wäre mir zu plump erschienen, dir deshalb eine PM zu schicken. ;)
Schön, dass du die Geschichte nach deinen Wörtern dennoch gefunden hast. Noch schöner, dass sie dir auch gefällt. :)
Grundsätzlich hast du die Geschichte auch richtig verstanden, das freut mich, denn sonst müsste ich mir Gedanken machen, ob ich eventuell zu kryptisch geschrieben habe.
Die paar Unklarheiten sind schnell beseitigt. :)
Es geht ums Loslassen, sowohl beim Sterben, als auch im Leben. In der Zwischenwelt sieht Tobias die Menschen so, wie seine Sehnsüchte sie ihm präsentieren, wie er sie in Erinnerung hat, oder wie er sie genr erlebt hätte. Es sind die unerfüllten Sehnsüchte, die ihn am Loslassen hindern. Um dem Tod nicht akzeptieren zu müssen, versucht er auch, seinen Verstand zu bemühen, der Gedanke an Anja und Lars als Erwachsene sollte Ausdruck des Kampfes gegen die Realität des Unvermeidlichen sein.
Körperlich erholt er sich vielleicht kurz, ein letzts Aufbäumen auch dort, vielleicht kann er deshalb glauben er träumt.
Tobias sirbt als Erwachsener.

Vielen Dank fürs Lesen und für deine nette Kritik.
Einen lieben Gruß, sim

Deinen Nachbarn wünsche ich natürlich auch nichts Schlechtes, Illu. :)

 

Hallo Blackwood,

es tut mir Leid, dass ich dich so lange warten ließ mit meiner Antwort. Dafür habe ich aber inzwischen auch alle deine Anregungen eingebaut. :)
Das wahre Paradies wird für meinen Prot dann hoffentlich so sein, dass er sich darin wohl fühlt. Die Passivität, die dich zum Ende hin störte habe ich zwar ein bisschen abgeändert, es ist allerdings immer noch recht passiv.

Schön, dass dir die Geschichte ansonsten gefallen hat. :)

Lieben Gruß, sim

 

Holla sim,

Keine scharfen Kanten, keine spitzen Ecken, alles an diesem Tresen ist abgerundet. Die Gesichter der Frauen hinter dem Tresen sind rotgeädert,
Ww Tresen.

In der Geschichte ist wohl jemand gestorben, aus dem berechtigten Bedürfniss, mich nicht blamieren zu wollen, laß ich das mit dem interpretieren und sage nur soviel, dass es mir gefallen hat. Auch wenn ich die Geschichte von der Handlung her nur bedingt dir zugeordnet hätte, fand ich doch, dass man deinen Stil durch alle Traum- oder Todessequenzen hindurch lesen kann. Und das ist gut! :)


Eike

 

Hallo Eike,

die Doppelung habe ich abgeändert. :)
In der Geschichte stirbt jemand, muss das Leben noch loslassen, um sich im Jenseits zurechtzufinden. In sofern kannst du dich bei der Interpretation nicht blamieren.
Interessant fand ich zu dieser Geschichte, dass sie einen Leser an sein Nahtoderlebnis erinnert hat. Wie weit fort war ich da in meinem Traum?
Ja, die Handlung ist nicht soo typisch für mich. Um so schöner, dass du mich an meinem Stil in der Geschichte doch wieder findest.

Lieben Gruß und vielen Dank, sim

 

Hallo sim!

Ich wandel über himmelblau gefärbten Waschbeton.
wandel'

Er scheint etwas zu sagen, aber ich höre ihn nicht. Ich bin froh, die Seemannslieder des Teufels nicht mehr zu hören
Spürbare Wortwiederholung. Vielleicht: "Ich bin froh, die Seemannslieder des Teufels nicht mehr wahrzunehmen ..."

Mann, Du erzeugst hier aber eine echt gruselige Atmosphäre. Ich habe das Gefühl, die Geschichte schnell zu vergessen, so unbehaglich ist mir die Stimmung. Mir hat es gefallen - auf unangenehme Weise. Das ist durchaus als Kompliment zu sehen. :)


LG
flash

 

Hi flash,

das ist ein merkwüriges Lob. ;) Aber ich weiß es zu schätzen. Vielen Dank und lieben Gruß, sim

 

Er steht bei der Gymnastikstunde hinter mir, als ich einfach umklappe
in fänd ich hier besser
Ich wandel über himmelblau gefärbten Waschbeton.
wandle
Die sehen aus wie Wurlitzers
wä fiel?
Wie viel können einem diese einfachen Dinge bedeuten, wenn sie einem das Gefühl geben, wirklich zu sein, zu existieren, zu leben.
? (is ja ne Frage ...)

Hi sim,
ok, das war ein äußerst kopffiggendes Erlebnis :drool:

Es ist eine verrückte Geschichte :drool:

Ok, der Schreibstil is (natürlich) gut, da kann man nix sagen.

Aber der Inhalt ... argh, ich glaub, mein Kopf explodiert gleich

Es is SOOO verüückt!!!

Wie kommt man auf so ne Idee? ...

Argh, ich muss hier raus, sorry ...

Tserk

(so, jetz haste hier auchn rodn Umschlach ;) )

 

Na Tserk, da habe ich dir sei dank ja tatsächlich überall eine rodn Umschlach. ;)
Ich weiß leider nicht, was ein kopffiggendes Erlebnis ist, denke aber mal, es hat deinen Kopf gefordert. Ist ja nicht das Schlechteste, was man einer Geschichte nachsagen kann. ;)
Auf die Idee bin ich nach einem Traum gekommen, den ich dann allerdings schon ein bisschen bearbeitet habe.
Ich hoffe, dein Kopf ist noch nicht explodiert und du hast doch gut erholt.

Freut mich jedenfalls, dass du die Geschichte gelesen hast. :)

Lieben Gruß, sim

 

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