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Ein schrecklicher Tag

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04.11.2003
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Ein schrecklicher Tag

Es geschah im Jahr 1983. Ich arbeitete vorübergehend in einem Bratwurststand, da ich eine Familie zu ernähren hatte. Zwei Kinder waren es damals, 9 und 12 Jahre alt. An diesem Tag stand ich, wie jeden Montag, morgens um 10 in »meinem« Stand und verkaufte »die leckersten Bratwürste von ganz Köln«, wie mein Chef immer sagte. Er war ein netter Kerl, ... ist nun auch schon vier Jahre tot.
Ich verdiente zu der Zeit nicht viel, aber wie gesagt, irgendwo musste Geld herkommen.
Ein Jahr zuvor musste ich, aufgrund eines Tumors für längere Zeit ins Krankenhaus und wurde daraufhin von meiner alten Firma gefeuert. Damit bin ich dann vor Gericht gegangen, aber der ehrenwerte Herr Backstedt (mein damaliger Chef) bekam Recht und so stand ich dann da und musste mir bei meiner Schicht von halb zehn bis zwei anhören, dass die Leute »eine Wurst mit extra viel Senf« haben wollten.
Der Arbeitsalltag war sehr trist und ich hätte gerne mal eine Abwechslung gehabt.
Doch, dass die »Abwechslung« so tragisch sein würde ... nein ... das wollte ich nicht! Es war an eben diesem Montag. Ich aß gerade eine Banane und trank Orangensaft, da ich kurz Pause machte, als ich hörte wie jemand »Hallo!« rief. Ich guckte mich um und sah nur noch, wie ein schwarzer Opel (ich kenne mich zwar nicht mit Autos aus, aber damals hatte ich denselben Opel in Blau) genau diesen Menschen, der mich rief, mit der Stoßstange frontal erwischte. Ich stand erst wie angewurzelt da, das war wohl der Schock, fasste mich dann aber wieder und lief so schnell ich konnte zur Unfallstelle. Dort waren auf einem Kanaldeckel ein paar Blutspritzer.
Ich sah niemanden, es war als ob ich ganz alleine mitten auf der Straße stünde.
Doch dann bemerkte ich etwas.
In einem Gebüsch direkt neben der Fahrbahn lag ein weisser Turnschuh. Ich eilte zu dem Gebüsch und schrie nur noch, ich weiss nicht mehr wie lange ich schrie ...
Was ich dort sah konnte ich nicht begreifen, ich dachte ... ich hoffte, dass es nur ein Traum war.
Doch es war Realität ... grauenhafte Wirklichkeit. Ich sah meinen jüngsten Sohn, meinen kleinen Mark. Er lag dort, blutete am ganzen Körper und bewegte sich nicht. Dieses Bild habe ich auch heute noch oft im Kopf ... mein Sohn, sein Gesicht blutrot, sein linker Arm gebrochen ... ich sehe es in Träumen, in Alpträumen.
Ich kniete mich neben meinen Sohn und schüttelte ihn, »Mark, Mark wach auf, ich bin's, Papa!!!«, schrie ich. Irgendwann hörte ich auf zu schreien und zu schütteln und starrte ihn nur noch an. Meine Augen füllten sich mit Tränen, die mir an den Wangen herunter liefen und auf den Boden tropften. Blitzschnell kamen mir alle möglichen Bilder in den Kopf, von Marks Geburt, seinen ersten eigenen Schritten, wie er seinen ersten Zahn verlor, seine Einschulung, wie ich mit ihm gespielt hatte... Ich war so stolz auf ihn gewesen und nun ... ich konnte es nicht glauben, ich wollte es nicht glauben!
In der Hoffnung, dass er noch lebe legte ich zwei Finger an seinen Hals um seinen Puls zu fühlen.
Doch ich fühlte nichts ... ausser dem wässrigen Blut, das mir über die Hand lief...

*Bratwurststand, Banane, wässrig, Kanaldeckel, blutrot*

 

Geschrieben von James DaCasto
Das gehört eigentlich in die Wörterbörse Rubrik, aber da kann ich keine neuen Themen erstellen. Wenn der Thread hier gelöscht wird ist das ok, aber dann müsste mir bitte jemand sagen warums bei der Wörterbörse nich geht. :rolleyes:

Also MFG

James


Ich verschiebe Deine Geschichte mal in die Wörterbörse, schreib aber bitte noch zur Geschichte und in diesen Thread, mit welchen Wörtern Du die Geschichte geschrieben hast.

Ach ja: Herzlich willkommen auf kg.de! :)

Danke,
liebe Grüße,
Susi :)

 

Hallo und willkommen auf KG.DE, lieber James, :)

ich habe mich sehr gefreut, dass die wörterbörse endlich einmal wieder Beachtung findet!

Zunächst kurz für alle: Die Worte, zu denen diese Geschichte entstanden ist, sind die von gnoebel:

"Bratwurststand, Banane, wässrig, Kanaldeckel, blutrot"

Nun zu Deiner Geschichte, die mich leider nicht überzeugt hat.

Zum einen hast Du die Worte, für mein Gefühl, so eingebaut, dass sie mir sofort auffielen. Besonders auffällig fand ich "Meine Augen wurden wässrig" und "Ich sah nur einen blutroten Kanaldeckel,". Ich denke, wenn Du beschreiben willst, dass Deinem Protagonisten die Tränen kamen, weil er seinen toten Sohn findet, dann ist die von Dir gewählte Formulierung viel zu oberflächlich und schwach.

Und wenn ich "blutroter Kanaldeckel" lese, dann ist meine erste Assoziation, dass der Deckel in greller Schockfarbe gestrichen ist und nicht dass das Blut in Strömen fließt. Außerdem halte ich es für wenig glaubwürdig, dass das Blut durch den Deckel in die Kanalisation strömt, wenn doch der Verletzte / Tote viel weiter weg, im Gebüsch liegt, wo er wahrscheinlich hingeschleudert wurde.

Die Idee, die Erfahrung dieses furchtbaren Unglückes in einer eher lakonischen, schlichten Sprache zu beschreiben, ist nicht schlecht, doch leider hat mich Dein Text nicht berührt. Ich hätte mir gewünscht, dass ich mit dem Ich-Erzähler mitleiden kann, doch Deine knappe Beschreibung, wie er den toten Sohn findet, hat mich leider ziemlich kalt gelassen. Möglicherweise hat Dein Schreibstil dazu beigetragen, der an manchen Stellen sehr monton ist. Ermüdend häufig verwendest Du das Verb sehen/sah und auch das Wort haben/hatte taucht extrem oft auf. Das macht das Lesen für mich langweilig.

Außerdem fand ich den Titel nicht besonders geschickt gewählt, weil er den Leser bereits anregt, auf einen Tod, ein Sterben, ein Unglück zu warten und so der Geschichte sehr viel von der Spannung, die durchaus hätte da sein können, nimmt.

Mein Fazit: Eine gute Idee, eine grauenhafte Szenerie, die leider zu oberflächlich beschrieben wurde, als das sie bei mir Gefühle auslösen konnte.

Tut mir Leid, dass ich Dir nichts Positiveres schreiben konnte.
Liebe Grüße
Barbara

 

Hallo al-dente,

erstmal danke für deine konstruktive Kritik. Ich werde mich wohl heute mal hinsetzen und die Story etwas ausarbeiten. Da dies meine erste KG ist die ich überhaupt jemals geschrieben habe, hoffe ich, dass meine Geschichten mit der Zeit besser werden.
Allerdings hat sie bei mir schon beim schreiben Gefühle ausgelöst, aber das ist ja auch von Mensch zu Mensch verschieden.

@ Häferl: Wieso kann ich nicht direkt in die Wörterbörse posten???

MFG James

 

Hallo James!

Für ein Erstlingswerk finde ich Deine Geschichte gar nicht schlecht. Brbaras Kritikpunkte kann ich allerdigns auch unterschreiben, die vorgegebenen Wörter fügen sich nur bedingt in den Text ein (einiges hast Du ja schon positiv verändert, zum Beispiel das Blut auf dem Kanaldeckel, welches jetzt nur noch Spritzer sind).
Den neuen Titel finde ich allerdings fast noch unglücklicher als den alten, denn nun wartet man nicht auf irgendein Unglück, sondern weiß von vorn herein, dass jemand sterben wird.
Ein guter Tip, den ich von Uwe Post bekommen habe: Man kann Hilfsverben fast immer vermeiden, wenn man den Text noch mal aufmerksam durch liest und schaut, wie man es sonst formulieren kann. Dadurch gewinnt ein Text fast immer, denn Vollverben machen einen Text interessanter.

Ich wünsch Dir viel Spaß, Erfolg und Glück beim weiteren Schreiben und lass Dich von uns "alten Hasen" auf keinen Fall entmutigen! :)
Lieben Gruß

chaosqueen

PS: Du kannst direkt in der Wörterbörse posten! Du musst da nur auf "Neues Thema" klicken, und schon geht es. Bei mir jedenfalls...

 

Danke Chaosqueen,

bei mir geht das mit dem einfach auf neues thema klicken leider nicht weil ich bei der wörterbörse kein neues thema erstellen darf!

Ich lass mich schon nicht entmutigen!

MFG James

 

Hab grad gesehen, dass ich mich geirrt habe: "Tod" ja der alte Titel, "Ein schrecklicher Tag" der neue.
Nehme alles zurück und behaupte das Gegenteil! ;)
Ich ändere das auch mal in der Geschichtenliste, okay?

 

Achso hatte mich schon gewundert, warum du meinst der alte titel wäre besser und so...
ok thx

 

Hallo James,

ich habe die Geschichte noch mal gelesen. Ich finde, dass Dir die Beschreibung, wie der Protagonist sein totes Kind findet, nun schon eindringlicher gelungen ist. Obwohl ich auch da wieder etwas zu "meckern" habe :D :

"Meine Augen füllten sich mit Tränen, die mir wie Wasserfälle herunter liefen." --> Diese Formulierung empfand ich als etwas theatralisch - die Wasserfälle meine ich.

Den Titel finde ich sehr viel besser, er verrät noch nicht so viel über den Ausgang der Geschichte. Übrigens halte ich es für das Schwierigste überhaupt, einen guten Titel (der zwar neugierig macht, aber nicht zuviel verrät) für eine Geschichte zu finden. :)

"Doch ich fühlte nichts ... ausser das wässrige Blut, das mir über die Hand lief..." --> Hier müsste es für mein Gefühl "ausser dem wässrigen Blut, das..." heißen, aber ganz sicher bin ich mir jetzt nicht.

Als ich meine erste Kritik schrieb, wusste ich natürlich nicht, dass dies Deine allererste Kurzgeschichte ist. Hätte ich es gewusst, hätte ich vorsichtiger kritisiert - aber Du hast es ja zum Glück nicht persönlich genommen, sondern etwas daraus gemacht :)

Liebe Grüße
Barbara

 

ich denke ich kann schon ziemlich gut mit kritik umgehen, wenn sie konstruktiv und berechtigt ist. wenn jetzt jemand schreibt »is scheisse« bringt mir das ja schließlich nichts, deswegen bin ich froh, dass auf dieser seite wirklich gute kritiken geäussert werden!

ich glaub schoin, dass »ausser das wässrige blut« besser ist. bin aber auch nich sicher wies richtig ist... :rolleyes:

MFG
James

 

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