Was ist neu

Der See

Mitglied
Beitritt
21.07.2003
Beiträge
1

Der See

Der See


Es ist still um mich herum. Stille, eine ganz besondere Stille. Wer kennt heute noch wirkliche Stille, Stille in ihrem ganzen Ausmaß, der ganzen großen Bedeutung, Raum einnehmend, größer als irgendetwas anderes?
Nicht einmal Vogelgezwitscher ist zu hören, als ich an jenem Nachmittag, mitten in der Woche, auf der Wiese liege und in den Himmel blicke. Eigentlich müsste ich zu dieser Uhrzeit im Büro sitzen und Alltagsarbeit erledigen, Kleinkram und unwichtige Dinge, doch heute könnte man mich als einen „Aussteiger“ bezeichnen, denn in unserer Gesellschaft – so scheint mir – wird man schon schräg angesehen, wenn man nur einen einzigen Nachmittag nicht das gängige Rollenmuster erfüllt. Doch heute bin ich anders, tue was ich will. Diese Erkenntnis macht mich glücklich, gibt mir ein Gefühl der Freiheit und Ungebundenheit, das mich beflügelt.
Mit halb geschlossenen Augen sehe ich in den Himmel und merke, wie dunkle Wolken Schatten auf mein Gesicht und die Grünfläche, derer ich mich als Unterlage bediene, werfen.
Ich muss eingeschlafen sein, denn ich kann mich nicht erinnern, wann diese Wolken, die sich nun zu schwarzen Schlössern auftürmen, aufgezogen sind. Einige Zeit lang betrachte ich diese Wolken fasziniert, sie faszinieren mich, weil sie bedrohlich und mächtig wirken, jedoch zugleich auch einer Art Ordnung zu folgen scheinen, die ihnen vorschreibt, wie sie sich aufzutürmen haben. Tatsächlich scheint all dies nach einen bestimmten Muster zu geschehen: Die Wolken ziehen aus einer Richtung heran und formieren sich dann mit anderen ihrer Art zu einem dunklen Berg gigantischen Ausmaßes.
Erst der erste Donnerschlag, der die Stille so plötzlich und energisch zerreißt wie die Menschenhand ein leeres und auf eine bestimmte Art und Weise friedlich wirkendes Blatt Papier zerreißen kann, lässt mich aus meinen Gedanken und Betrachtungen, in die ich vertieft war, aufschrecken, und erst jetzt wird mir allmählich klar, dass sich ein gigantisches Gewitter angebahnt hat, gigantischer als ich es je erlebt habe – außer einem einzigen Mal. Damals, als ich mir sicher war, zu großen Taten bestimmt zu sein, niemals hilf – oder gar furchtlos war, wie ein Pirat alles Unbekannte mit Leichtigkeit erkundete und bald als eine Selbstverständlichkeit wahrnahm. Damals, als jeder Sonnenstrahl nach einem eisigen Winter, jedes gefallenen Blatt im Herbst und jeder Sonnenaufgang mir immer wieder wie ein Wunder erschien. Zu jener Zeit, es war Spätsommer, die Hitze erdrückte das Land, die Menschen, die Felder ein letztes Mal mit ihrer Dürre, lag ich mit meinem besten Freund, für den ich wirkliche Freundschaft empfand, welche ich heute nur noch selten erfahre, mitten auf einer Waldeslichtung und wir ließen uns von den Sonnenstrahlen nach unserem Bad im See, unserem geheimen See, trocknen. Dabei unterhielten wir uns erheitert, fühlten uns groß und mächtig – denn unsere erste Jugendsünde schien uns ab dem Tag wie ein eisernes Band zu verbinden – und das tut sie bis heute. Wir hatten meinem Vater zwei Zigarren aus seinem Vorratsschrank genommen und sie gerade zusammen geraucht, was uns dazu bewegte, dass wir uns sehr erwachsen und weise vorkamen, über das Leben und überhaupt philosophierten und einen Falken betrachteten, der sich in seiner ganzen Pracht und Eleganz vor einem immer dunkler werdenden Himmel abzeichnete. In diesem Augenblick, und es war wirklich genauso wie heute, donnerte es plötzlich mit solch einer Wucht, dass wir vor Spannung den Atem anhielten und uns mit vor Furcht aufgerissenen Augen umblickten, bevor der prasselnde Regen einsetzte. Damals empfanden wir dieses plötzliche Gewitter als eine Bestrafung für die Sünde, die erste Jugendsünde, die wir begangen hatten, als wir die Zigarren rauchten. Das Gewitter sollte erst ein Vorbote für das sein, was uns erwarten würde, wenn wir nach Hause kamen, die harte und unvermutete Strafe für die Missachtung von Verboten.

Wofür soll ich heute bestraft werden?
___________________________

so, meine erste Geschichte! PREMIERE! ;)
ist mir halt mal so spontan eingefallen :)
__________
die Wörter waren:
Gewitter - Grünfläche - Jugendsünde - Falke - abzeichnen

 

Hallo Moon und herzlich Willkommen auf KG.de!!

Deine Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Deine Beschreibungen nach, konnte ich mir die Umgebung etc. sehr gut vorstellen.
Manche Sätze waren mir ein wenig zu lang, aber das ist nicht schlimm.
Was ich nicht so schön finde ist, dass er sich zum Schluß fragt, wofür er bestraft werden solle. Vielleicht wäre es besser, da er ja erwachsen ist, er seine Angst verloren hat und das Gewitter einfach nur genießt. Das ist nur ein Vorschlag.

Ein paar Kleinigkeiten sind mir noch aufgefallen:

Es ist still um mich herum. Stille, eine ganz besondere Stille. Wer kennt heute noch wirkliche Stille, Stille in ihrem ganzen Ausmaß, der ganzen großen Bedeutung, Raum einnehmend, größer als irgendetwas anderes?

(Du hast vier Mal "Stille" benutzt. Vielleicht solltest Du noch andere Worte dafür benutzen bzw. anders umschreiben, oder den Satz kürzen.)

Mit halb geschlossenen Augen sehe ich in den Himmel und merke, wie dunkle Wolken Schatten auf mein Gesicht und die Grünfläche, derer ich mich als Unterlage bediene, werfen.
(ein wenig holprig. Außerdem wird ist vorher schon klar, dass er auf einer Wiese liegt. Die Einfügung des Wortes "Grünfläche" wirkt auf mich gezwungen. Es gibt bestimmt eine andere Möglichkeit.)

Damals, als ich mir sicher war, zu großen Taten bestimmt zu sein, niemals hilf – oder gar furchtlos war, wie ein Pirat alles Unbekannte mit Leichtigkeit erkundete und bald als eine Selbstverständlichkeit wahrnahm.
(das zweite "war" kann wech)

So, genug gemeckert! ;)
Trotzdem eine wirklich schöne Geschichte! Meine Anmerkungen sind nur Vorschläge, die Du nicht nutzen musst! Freue mich, wenn ich mehr von Dir lesen könnte.

LG Joker

 

Hallo Moon,

auch von mir ein herzliches Willkommen auf KG.DE! Du wirst hier sicher viel Spaß haben, so hoffe ich zumindest, auch wenn meine erste Kritik an Dich nicht so besonders positiv ausfällt.

Im Gegensatz zu Joker habe ich nämlich Deine Geschichte nicht sehr gern gelesen. Die sehr langen und oft unübersichtlichen Sätze haben mich gestört. Zu häufig musste ich etwas zweimal lesen, bevor sich mir der Sinn auftat.

Die Verwendung des Wortes Grünfläche ist Dir für mein Gefühl nicht so besonders gut geglückt. Als ich es las, dachte ich sofort: "Das kommt wohl bei den Vorgaben vor:" Und siehe da - es stimmte.

Verhältnismäßig häufig verwendest Du ein Wort, welches Du am Ende des einen Satzes schreibst, schon im folgenden Satz wieder. (Hier ein Beispiel: "dass sich ein gigantisches Gewitter angebahnt hat, gigantischer als ich") Das mag als stilistisches Mittel ab und zu ganz hübsch sein, verliert seine Wirkung aber, wenn es zu gehäuft auftritt.

Nun noch kurz eine Bemerkung zum Inhalt. Den größten Teil in Deinem Text bestreitest Du mit Beschreibungen;
Beschreibungen des Wetters, des Himmels, der Stille...
Handlung scheint es bei Dir überhaupt nicht zu geben und das ist genau das, was ich vermisse: ein Spannungsbogen, eine Frage, die nicht gelöst ist und die mich zwingt weiterzulesen, vielleicht aus Neugierde.

Auch die Wahl des Titels leuchtet mir nicht so richtig ein. Ist nicht vielmehr das Gewitter (als mögliche Strafe) der zentrale Punkt in Deiner Geschichte?

Nimm mir meine harten Worte bitte nicht übel. Vielleicht lesen wir schon bald eine andere Geschichte von Dir?

Liebe Grüße
Barbara

 

Hi Moon,

ich fand die Geschichte gar nicht so schlecht. Nur hast Du eine sehr langatmige Schreibweise und neigst zu extremen Schachtelsätzen.
Sich da als Leser durchzuhangeln ist schon ein wenig zeitaufwendig und stört den Lesegenuss...

Die Story selbst war ein wenig dürftig, da die lange Überleitung von "Stille zu Wolkenspiel zu Gewitter zu Jugenderlebnis" irgendwie gegen Ende doch zu gerafft erschien.

Auch der Titelsee taucht nur kurz auf und bietet nicht wirklich den Clou der Geschichte. Ich hätte sie eher "Donnerwetter!" übertitelt, da das Wort sowohl auf das Wetter wie auch den Vater und das, was kommen mag, anzuwenden gewesen wäre.

Insgesamt gesehen war Deine Geschichte jedoch gut geschrieben und stilistisch relativ sicher. Nur die Kernaussage - das ungute Gefühl beim Gewitter - kommt mir zuwenig rüber...

Bis zum nächsten mal

Henry Bienek :cool:

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom