Der See
Der See
Es ist still um mich herum. Stille, eine ganz besondere Stille. Wer kennt heute noch wirkliche Stille, Stille in ihrem ganzen Ausmaß, der ganzen großen Bedeutung, Raum einnehmend, größer als irgendetwas anderes?
Nicht einmal Vogelgezwitscher ist zu hören, als ich an jenem Nachmittag, mitten in der Woche, auf der Wiese liege und in den Himmel blicke. Eigentlich müsste ich zu dieser Uhrzeit im Büro sitzen und Alltagsarbeit erledigen, Kleinkram und unwichtige Dinge, doch heute könnte man mich als einen „Aussteiger“ bezeichnen, denn in unserer Gesellschaft – so scheint mir – wird man schon schräg angesehen, wenn man nur einen einzigen Nachmittag nicht das gängige Rollenmuster erfüllt. Doch heute bin ich anders, tue was ich will. Diese Erkenntnis macht mich glücklich, gibt mir ein Gefühl der Freiheit und Ungebundenheit, das mich beflügelt.
Mit halb geschlossenen Augen sehe ich in den Himmel und merke, wie dunkle Wolken Schatten auf mein Gesicht und die Grünfläche, derer ich mich als Unterlage bediene, werfen.
Ich muss eingeschlafen sein, denn ich kann mich nicht erinnern, wann diese Wolken, die sich nun zu schwarzen Schlössern auftürmen, aufgezogen sind. Einige Zeit lang betrachte ich diese Wolken fasziniert, sie faszinieren mich, weil sie bedrohlich und mächtig wirken, jedoch zugleich auch einer Art Ordnung zu folgen scheinen, die ihnen vorschreibt, wie sie sich aufzutürmen haben. Tatsächlich scheint all dies nach einen bestimmten Muster zu geschehen: Die Wolken ziehen aus einer Richtung heran und formieren sich dann mit anderen ihrer Art zu einem dunklen Berg gigantischen Ausmaßes.
Erst der erste Donnerschlag, der die Stille so plötzlich und energisch zerreißt wie die Menschenhand ein leeres und auf eine bestimmte Art und Weise friedlich wirkendes Blatt Papier zerreißen kann, lässt mich aus meinen Gedanken und Betrachtungen, in die ich vertieft war, aufschrecken, und erst jetzt wird mir allmählich klar, dass sich ein gigantisches Gewitter angebahnt hat, gigantischer als ich es je erlebt habe – außer einem einzigen Mal. Damals, als ich mir sicher war, zu großen Taten bestimmt zu sein, niemals hilf – oder gar furchtlos war, wie ein Pirat alles Unbekannte mit Leichtigkeit erkundete und bald als eine Selbstverständlichkeit wahrnahm. Damals, als jeder Sonnenstrahl nach einem eisigen Winter, jedes gefallenen Blatt im Herbst und jeder Sonnenaufgang mir immer wieder wie ein Wunder erschien. Zu jener Zeit, es war Spätsommer, die Hitze erdrückte das Land, die Menschen, die Felder ein letztes Mal mit ihrer Dürre, lag ich mit meinem besten Freund, für den ich wirkliche Freundschaft empfand, welche ich heute nur noch selten erfahre, mitten auf einer Waldeslichtung und wir ließen uns von den Sonnenstrahlen nach unserem Bad im See, unserem geheimen See, trocknen. Dabei unterhielten wir uns erheitert, fühlten uns groß und mächtig – denn unsere erste Jugendsünde schien uns ab dem Tag wie ein eisernes Band zu verbinden – und das tut sie bis heute. Wir hatten meinem Vater zwei Zigarren aus seinem Vorratsschrank genommen und sie gerade zusammen geraucht, was uns dazu bewegte, dass wir uns sehr erwachsen und weise vorkamen, über das Leben und überhaupt philosophierten und einen Falken betrachteten, der sich in seiner ganzen Pracht und Eleganz vor einem immer dunkler werdenden Himmel abzeichnete. In diesem Augenblick, und es war wirklich genauso wie heute, donnerte es plötzlich mit solch einer Wucht, dass wir vor Spannung den Atem anhielten und uns mit vor Furcht aufgerissenen Augen umblickten, bevor der prasselnde Regen einsetzte. Damals empfanden wir dieses plötzliche Gewitter als eine Bestrafung für die Sünde, die erste Jugendsünde, die wir begangen hatten, als wir die Zigarren rauchten. Das Gewitter sollte erst ein Vorbote für das sein, was uns erwarten würde, wenn wir nach Hause kamen, die harte und unvermutete Strafe für die Missachtung von Verboten.
Wofür soll ich heute bestraft werden?
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so, meine erste Geschichte! PREMIERE!
ist mir halt mal so spontan eingefallen
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die Wörter waren:
Gewitter - Grünfläche - Jugendsünde - Falke - abzeichnen